Der Mord am Basler Primarschüler Mergim L. (†7) hat die Schweiz vor einem Jahr tief erschüttert. Killerin Angela N. stellte sich damals der Polizei. Seither sitzt sie im Basler Untersuchungsgefängnis Waaghof.
Am kommenden Mittwoch, 1. April 2020, hätte N. vor dem Strafgericht Basel-Stadt der Prozess gemacht werden sollen. Zwei Verhandlungstage wurden dafür anberaumt, doch der Prozess findet nun doch nicht statt: Abgesagt!
Doch warum? Denn grundsätzlich finden alle bereits angesetzten Verhandlungen statt, heisst es auf der Seite des Strafgerichts Basel-Stadt. Mit Ausnahme des Mord-Prozess gegen Angela N. Opfer-Anwalt Artan Sadiku, der die Familie von Mergim L. vertritt, erklärt gegenüber BLICK, dass er sich nicht dazu äussern werde und verweist ans Gericht.
Angela N. gehört zur Risikogruppe
Der Verwaltungschef des Strafgerichts Basel-Stadt, Patrick Suter, sagt: «In Einzelfällen kann es sein, dass Verhandlungen nicht stattfinden, weil eine Person krank wird oder sich in Quarantäne befindet.»
Noch am Mittwoch hält sich Suter über die Gründe bedeckt – also ob sich Angela N. mit dem Coronavirus infiziert hat oder ob sie sie wegen ihres Alters schützen wollte. Einen Tag später bestätigt Suter der SDA, dass der Prozess verschoben sei, weil sie zur Coronavirus-Risikogruppe gehört.
Rentnerin Angela N. (76) droht die Verwahrung
Suter hatte bereits angekündigt, dass der Prozess zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werde. Jetzt ist auch klar wann. «Die Verhandlung soll neu am 10. August 2020 stattfinden», so Suter in einer Mitteilung. Die Forderung der Staatsanwaltschaft bleibt bestehen: Sie will, dass Killerin Angela N. verwahrt wird.
Rückblick: Es ist 12.15 Uhr, als die Schulglocke im Schulhaus Gotthelf am Donnerstag, dem 21. März 2019 zur Mittagspause läutet. Die Schüler machen sich auf den Heimweg – unter ihnen auch Mergim L. Er wohnt nur rund 500 Meter entfernt. Doch der Bub kommt nie zu Hause an. Mergim L. wird rund 200 Meter von der Schule entfernt von der Rentnerin Angela N. beim St. Galler-Ring in Basel niedergestochen.
Die Seniorin hat den Schüler von hinten «ohne jede Skrupel» mit einem Küchenmesser attackiert, wie es in der Anklageschrift heisst. Mergim L. wird von zwei Messerstichen am Hals getroffen. Er schreit laut auf und sackt dann zu Boden. Kurz darauf ist der Primarschüler tot.
«Die schönste Blume hat sie mir genommen»
Die Eltern von Mergim, Fatma* und Visar L.*, erfuhren erst Stunden später von der Tragödie. «Es geht uns ganz schlecht. Wir können nicht glauben, was passiert ist. Unser Junge ist weg! Die schönste Blume hat sie mir genommen», hat Mergims Mutter Fatma L. damals zu BLICK gesagt.
Zwei Tage nach der grausamen Tat wurde der 7-Jährige damals unter grosser Anteilnahme in seiner Heimat Gjilan im Kosovo beerdigt. Ein Jahr ist seither vergangen, gerade erst hat sich die Tat gejährt.
Für die Familie war die «Trauerverarbeitung durch die Corona-bedingten Einschränkungen besonders schwierig», so Opfer-Anwalt Sadiku. Denn: «Sie konnten weder traditionsgemäss im Kollektiv am Tatort Abschied von ihrem Sohn nehmen noch sein Grab besuchen.»
* Namen geändert