Basler Polizist Harald Zsedényi nach Berner Krawallen
«Ist denen bewusst, was sie anrichten können?»

Bei den Krawallen in Bern landeten mehrere Polizisten im Spital. Gewalt und Drohung gegen die Beamten sind mittlerweile Alltag – wie geht der Mensch in Uniform mit der angespannten Situation um?
Publiziert: 28.02.2017 um 14:40 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:57 Uhr
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Die Überreste zweier angezündeten Lieferwagen.
Foto: Raphael Moser
Céline Krapf

Flaschen und Steine fliegen durch die Luft, brennende Fahrzeuge und Rauch umgeben die Szenerie, eine ganze Horde Maskierter randaliert – und die Polizei soll mittendrin für Ruhe und Ordnung sorgen.

Dieses Wochenende gingen erneut Hunderte Randalierer in Bern auf Beamte los. Elf Personen wurden verletzt, darunter zehn Polizisten. 

Diese Wut auf die Polizei erlebte auch Harald Zsedényi schon am eigenen Leib. Er ist der geschäftsführende Vizepräsident des Polizeibeamtenverbandes Basel-Stadt. Seit 30 Jahren ist Zsedényi auf Basels Strassen unterwegs, unter anderem beim Ordnungsdienst an Fussballspielen und als Sicherheitspolizist auf Streife.

BLICK: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie als Polizist vor einer wütenden Meute stehen?
Harald Zsedényi:
In einer solchen Situation ist man angespannt, man muss auf viele verschiedene Dinge gleichzeitig achten. Die Sicherheit der eigenen und fremden Leute ist wichtig, wir wollen die Randalierer später zur Rechenschaft ziehen, und gleichzeitig müssen wir flexibel bleiben, um auf Geschehnisse reagieren zu können.

Haben Sie in derartigen Situationen Angst?
Angst habe ich keine. Ein mulmiges Gefühl kommt vor und nach einem Einsatz – nicht währenddessen. Die Nachbearbeitung gibt viel mehr zu denken als der Einsatz selber. Zum Beispiel, wenn es Verletzte in den eigenen Reihen gab und der Fehler gesucht werden muss. 

Sind Sie wütend auf die Menschen, die auf der Gegenseite stehen?
Da ich die Leute nicht persönlich kenne, bin ich nicht zornig auf Einzelne von ihnen. Wir sind sicher nicht erfreut über derartige Situationen – aber schlussendlich müssen wir einfach unseren Auftrag erfüllen. Und dabei gibt es nur den Schritt nach vorne. 

Wie gehen Sie mit Angriffen auf Ihre Person um?
Es ist wichtig, dass man Angriffe nicht persönlich nimmt, schliesslich richtet sich der Zorn gegen die Staatsgewalt und nicht den Polizisten selber. Nach derartigen Einsätzen besprechen wir das Geschehene in der Gruppe, sprechen über Uneinigkeiten und Auffälligkeiten. Das hilft, das Ganze zu verarbeiten. 

Können Sie den Zorn der Randalierer nachvollziehen?
Für mich ist das Vorgehen der Randalierer unverständlich. Gespräche mit der Gegenseite waren in der Vergangenheit nicht zielführend. Zum Schluss mussten wir einsehen, dass diese Gruppierungen einfach anders ticken. Ich selbst verurteile jegliche Art von Gewalt gegen Angestellte im öffentlichen Raum. Leider sind nicht nur Polizisten die Opfer. Die Angriffe mit dem Laserpointer sind besonders tragisch: Ist diesen Personen bewusst, was sie mit solcher Gewalt anrichten können? 

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