Sex-Skandal in Basel: Der Direktor der Verkehrsbetriebe (BVB) hat mehrere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt, ihnen wiederholt anzügliche SMS und freizügige Handyfotos von sich selbst geschickt – obwohl sich mindestens eine der Angestellten dagegen gewehrt hatte. Das hat die «Basler Zeitung» heute berichtet. Jetzt hat der Verwaltungsrat reagiert – und BVB-Chef Jürg Baumgartner gefeuert.
«Es handelt sich um inakzeptable Fehltritte», heisst es in einer Mitteilung der BVB. Man sei mit den Anschuldigungen gestern konfrontiert worden, bestätigt der designierte Verwaltungsratspräsident Paul Blumenthal heute vor den Medien. Daraufhin habe die BVB-Spitze die Vorwürfe geprüft und festgestellt, dass sie «sich im Verlauf des Abends erhärteten», wie die BVB schreiben.
«Zutiefst enttäuscht»
«Wir wurden von der Entwicklung gestern Abend vollständig überrumpelt und sind zutiefst enttäuscht», sagte Blumenthal. Darum habe man sich «heute mit sofortiger Wirkung» von Baumgartner getrennt. Blumenthal hat die Bilder gesehen: Darauf sind Baumgartner mit nacktem Oberkörper, Armen und Beinen zu sehen. Sprich: Der Mann hat in Unterhosen posiert.
«Ich bin mehr als schockiert, mir fehlen die Worte. Ich verurteile das zutiefst. Vor allem dass die Fotos an Angestellte gingen. Ich bin entsetzt und konsterniert», sagte Blumenthal in der Medienkonferenz.
Baumgartner schon vorher in der Kritik
Baumgartner war in den letzten Tagen unter Beschuss geraten, ihm wurden Vetternwirtschaft und unkorrekte Geschäftsführung vorgeworfen. Die Finanzkontrolle hatte festgestellt, dass von der BVB-Spitze «vereinzelt die geltenden kantonalen Gesetze und Verordnungen nicht eingehalten wurden». Daraufhin trat BVB-Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath ab. Baumgartner blieb.
Der Verwaltungsrat hatte dem Direktor laut eigener Aussage «in Unkenntnis aller Fakten eine Chance geben» wollen, bis Baumgartner gestern Abend von sich aus seine Demission erklärte – er könne sein Amt nach den «zum Teil massiven Anschuldigungen» nicht mehr zum Wohle der BVB ausfüllen. Ohne Abgangsentschädigung, mit dreimonatiger Kündigungsfrist sollte Baumgartner gehen - bis der Verwaltungsrat von den Sex-Fotos erfuhr.
In Zürich schon Frauen fotografiert
Schmuddel-Vorwürfe gegen Baumgartner gibt es bereits aus seiner Zeit beim Zürcher Verkehrsverbund (ZVV). Dort soll er in Sitzungen anwesende Frauen «fürs private Fotoalbum» fotografiert haben.
Neben den Sex-Vorwürfen gibt es ausserdem weitere Anschuldigungen gegen den Ex-Direktor: Baumgartner soll laut der «BaZ» den ehemaligen BVB-Vizedirektor Georg Vischer gemobbt haben.
Bei den BVB-Angestellten ist die Erleichterung über den Abgang gross. Unter Baumgartners Führung war die Schraube immer stärker angezogen worden, kleinste Details seien kontrolliert und beanstandet worden, heisst es. «Wir hoffen, dass es jetzt besser wird und wir einfach unseren Job machen können», sagt ein Drämmler, der nicht genannt werden möchte zu blick.ch.