10 Maskierte stürmen mit Maschinenpistolen das Casino Basel
«Sie schossen auf alles, was sich bewegt hat»

Überfall im Grand Casino in Basel. Schüsse fallen. Mitten drin, die Rentnerin Maryse Jequier (62).
Publiziert: 29.03.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:18 Uhr
Von Antonia Sell

Es ist vier Uhr morgens. Sonntag. Zwei silberne Audi halten vor dem Grand Casino in Basel. Zehn vermummte Männer springen aus den Autos – alle in Schwarz gekleidet und mit Maschinenpistolen bewaffnet. Einer zertrümmert die Eingangstür mit einem Vorschlaghammer, die anderen stürmen durch die Drehtür ins volle Casino. Fünf laufen ins erste Geschoss, vier ins untere.

Hier sitzt gerade Maryse Jequier (62) aus Basel an einer Slotmachine. «Plötzlich kam von oben ein brutaler Lärm. Als ich mich zur Rolltreppe umdrehte, sah ich schon vier Typen mit schwarzen Masken die Stufen runterspringen», sagt die ehemalige UBS-Mitarbeiterin.

Die Gangster fackeln nicht lange. «Sie haben uns auf Französisch angebrüllt, dass wir uns sofort auf den Boden legen sollten. Sonst würden sie uns erschiessen!»

Dann fallen auch schon die ersten Schüsse. «Ich habe nur noch gebetet» sagt Maryse Jequier. «Plötzlich merkte ich, wie zwei der Männer über mir standen. Jetzt ist alles aus, habe ich nur noch gedacht.»

Aber die Männer bewegen sich zielstrebig Richtung Tresor.Maryse Jequier hebt den Kopf, kann alles beobachten. Doch das bleibt nicht unbemerkt. «Kopf runter, oder wir schiessen!», schreien die Eindringlinge.

Und wirklich. «Um mich herum hörte ich es nur noch knallen», erzählt die 62-Jährige. Sie zittert jetzt noch. «Ich hatte Todesangst, sie schossen auf alles, was sich bewegte!»

Die Räuber stopfen das Geld aus den Casino-Kassen in schwarze Tüten. Im Obergeschoss bei den Roulette-Tischen spielt sich das Gleiche ab.

Allerdings fallen hier oben keine Schüsse. Aber die Gangster schlagen und treten Besucher. «Ein Bekannter hat mir später erzählt, dass ihm mit voller Wucht auf den Kopf geschlagen wurde», so Jequier.

Mit Hunderttausenden von Franken stürmen die Männern zu den beiden Fluchtautos mit französischen Schildern.

Auf der Flucht stört die Gangster eine Autofahrerin

In diesem Moment kommt eine Frau aus der Tiefgarage und gerät zwischen die Fahrzeuge. «Sie haben die Frau brutal aus ihrem Auto gezerrt und auf sie eingeschlagen», sagt Peter Gill, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft. «Schwer verletzt wurde Gott sei Dank niemand.» Die Gang flüchtet Richtung französische Grenze.

«Die Männer haben ein akzentfreies Französisch gesprochen», sagt Maryse Jequier. «Sie müssen auf jeden Fall länger dort gelebt haben.»

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