Alte Römerbrücke, besondere Münzen und frühmittelalterliches Dorf
Die krassesten archäologischen Entdeckungen des Jahres

Archäologen haben in Oberbalm BE bemerkenswerte Funde aus verschiedenen Epochen gemacht. Die Ausgrabungen offenbarten Werkzeuge, Bronzezeit-Siedlungen und einen römischen Gutshof. Es ist nicht der einzige Sensationsfund in der Schweiz in den vergangenen zwölf Monaten.
Publiziert: 29.10.2025 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2025 um 11:07 Uhr
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Mitte Oktober stiess der Archäologische Dienst in Oberbalm BE auf Keramikscherben.
Foto: Christian Häusler (Archäologischer Dienst des Kantons Bern)

Darum gehts

  • Archäologen entdecken 4000 Jahre alte Werkzeuge und römische Bauten in Oberbalm BE
  • Funde umfassen Feuerstein-Werkzeug, frühmittelalterlichen Kochtopf und römischen Gutshof
  • Ausgrabungen begannen Mitte Oktober, sollen bis zum Frühling abgeschlossen sein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Bei Bauarbeiten in Oberbalm im Kanton Bern haben Archäologen eine sensationelle Entdeckung gemacht, wie die «Berner Zeitung» berichtet. 4000 Jahre alte Werkzeuge, Bronzezeit-Gehöfte und römische Bauten wurden freigelegt. Die Funde erstrecken sich über mehrere Epochen und umfassen einen ungewöhnlich hoch gelegenen römischen Gutshof auf 800 Meter Höhe.

Marianne Ramstein, stellvertretende Leiterin des Ressorts Prähistorische und Unterwasserarchäologie, erklärt gegenüber dem Blatt: «Oberbalm war über verschiedene Epochen hinweg immer wieder besiedelt.» Die Ausgrabungen begannen Mitte Oktober, als bei Routinekontrollen Keramikscherben entdeckt wurden. Weitere Untersuchungen förderten Bodenverfärbungen, Steinansammlungen und Hinweise auf frühere Gruben und Holzbauten zutage.

Besonders bemerkenswert ist ein möglicherweise jungsteinzeitliches Werkzeug aus Feuerstein sowie ein frühmittelalterlicher Kochtopf aus Speckstein. Die Grösse der Fundstätte ist laut Ramstein aussergewöhnlich: «Im Kanton Bern gibt es nur wenige Siedlungen, die auf einer Fläche dieser Grösse untersucht werden konnten.» Die «Berner Zeitung» berichtet, dass die Arbeiten bis zum Frühling abgeschlossen sein sollen.

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Alte Römerbrücke in Aegerten BE entdeckt

Kantonsarchäologe Adriano Boschetti verweist auf Blick-Anfrage auf eine weitere Entdeckung aus dem September, die er für noch bedeutender hält. Auf einer Baustelle in Aegerten wurden Reste einer 2000 Jahre alten römerzeitlichen Brücke gefunden, wie es in einer Medienmitteilung heisst.

300 Eichenpfähle haben sich im Grundwasser erhalten. «Nach derzeitigem Stand der Messungen wurde die früheste Konstruktion in der Zeit um 40 v. Chr. erbaut, kurz nach der römischen Eroberung der keltischen Helvetier», schreibt die Bildungs- und Kulturdirektion. Weitere Funde lassen darauf schliessen, dass die Brücke mehr als 400 Jahre genutzt wurde.

Von der Brücke wurden offenbar viele Gegenstände in den Fluss geworfen oder gingen verloren. Die Mitarbeitenden des Archäologischen Dienstes fanden zahlreiche Metallobjekte im Schwemmsand. Gefunden wurden unter anderem Schuhnägel, Hufschuhe, Kummete, Äxte, ein Dreizack zum Fischfang, Schlüssel und Münzen. Die Funde werden nun konserviert und untersucht. Sie könnten wertvolle Einblicke in den Alltag der Römerzeit liefern.

Die Funde in Oberbalm und Aegerten sind nicht die einzigen krassen archäologische Funde in der Schweiz in den vergangenen zwölf Monaten. Was sonst noch gefunden wurde: 

Verborgene Siedlungsreste in Zürich

Auch die Zürcher Innenstadt birgt archäologische Schätze. Anfang Jahr fanden an der Storchengasse im Zürcher Kreis 1 Bauarbeiten statt. Dabei kam es zu einem überraschenden Fund.

Die dort gefundenen archäologischen Schichten zeigen, dass die römische Zollstation Turicum grösser war als bisher angenommen. Zwischen Friedhof und Zollstation wurden Überreste von Häusern gefunden.

«Wichtige Einzelfunde sind bisher Fragmente römischer Weinamphoren aus dem heutigen Südfrankreich, verziertes Tafelgeschirr und sogar Lederreste, die auf entsprechendes Gewerbe hinweisen», sagte der Leiter der Stadtarchäologie Stephan Wyss im März zu Blick. Besonders bemerkenswert sei der Fund einer Heizungsröhre, die auf gehobenen Wohnkomfort hindeute.

Römische Münzen in Bad Zurzach AG

Ebenfalls Anfang Jahr machte die Kantonsarchäologie Aargau in Bad Zurzach AG eine bemerkenswerte Entdeckung. Bei Bodenuntersuchungen wurden über 60 römische Münzen gefunden, darunter einige mit besonderen Merkmalen.

Mehrere der Geldstücke tragen einen Gegenstempel – eine nachträgliche Stempelung –, die auf Geldgeschenke von Truppenkommandanten an ihre Soldaten schliessen lassen. Im Oberrheingebiet waren bereits in den 1980er- und zu Beginn der 1990er-Jahre römische Militärlager gefunden worden.

Frühmittelalterliches Dorf in Jegenstorf BE

Noch ein Fund im Kanton Bern: Ende Oktober 2024 wurden in Jegenstorf Spuren eines frühmittelalterlichen Dorfes freigelegt. Archäologen fanden verschiedene mittelalterliche Artefakte. 

Die Funde umfassen Keramikreste, Eisenfragmente und Tierknochen, die einen faszinierenden Einblick in den Alltag der damaligen Dorfbewohner gewähren. Diese Gegenstände zeugen von einem einfachen Leben ohne Überfluss, wie der Archäologische Dienst in einer Mitteilung erklärte.

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