Darum gehts
- Zeitumstellung beginnt: Auswirkungen auf Alltag und nicht nur Uhrzeit
- Beeinflusst zirkadianen Rhythmus, Wildtiere und sogar richterliche Entscheidungen
- 3,5 Prozent mehr Notfallpatienten nach Winterzeitumstellung, 6,5 Prozent nach Sommerzeitumstellung
In der Nacht auf Sonntag ist es wieder so weit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt – die Winterzeit beginnt. Was harmlos klingt, hat aber erstaunlich viele Auswirkungen auf unseren Alltag – und nicht nur auf die Uhrzeit.
Ursprünglich wurde die Zeitumstellung eingeführt, um Strom zu sparen. In den 1970er-Jahren, mitten in der Ölkrise, wollte man durch eine Stunde mehr Tageslicht am Abend den Stromverbrauch für künstliches Licht senken. Ob das wirklich klappt, ist bis heute umstritten. Manche Studien zeigen kaum Einsparungen, andere – wie eine aktuelle Untersuchung aus der Schweiz – rechnen vor, dass Büros durch die frühere Abenddämmerung etwas Kühlenergie sparen könnten.
Herzinfarkte, Schlaganfälle und Depressionen
Deutlich klarer ist der Effekt auf unseren Körper: Die Zeitumstellung bringt den sogenannten zirkadianen Rhythmus durcheinander – unseren inneren 24-Stunden-Takt, der Schlaf, Stimmung und Appetit steuert. Das kann spürbare Folgen haben: Nach der Umstellung auf die Winterzeit landen in der Schweiz laut Bundesamt für Statistik 3,5 Prozent mehr Patienten auf der Notfallstation, nach der Sommerzeit sind es sogar 6,5 Prozent. Auch Herzinfarkte, Schlaganfälle und depressive Episoden treten etwas häufiger auf.
Nicht nur Menschen leiden: Auch Wildtiere kommen durcheinander. Pendlerverkehr fällt plötzlich wieder in die Dämmerung, wenn Rehe, Hirsche und Wildschweine besonders aktiv sind. Das Risiko für Unfälle mit Wild steigt daher deutlich.
Schwache Aktienkurse und mehr Waldbrände
Selbst auf unsere Entscheidungen hat die Zeitumstellung Einfluss. Studien zeigen, dass Richter nach der Umstellung tendenziell härter urteilen und längere Strafen verhängen. Und auch an den Börsen gibt es einen kleinen Effekt: Aktienkurse entwickeln sich am Montag nach der Zeitumstellung meist schwächer.
Sogar Waldbrände können durch die verschobene Uhrzeit begünstigt werden: In den USA entstehen laut einer Studie jedes Jahr rund hundert zusätzliche Feuer, weil Menschen nach der Umstellung häufiger zu riskanten Zeiten im Freien Feuer machen.
Kurzum: Eine Stunde vor oder zurück – und schon geraten Körper, Tiere und sogar die Justiz ein bisschen aus dem Takt. Wer sich also in den kommenden Tagen müde, schlecht gelaunt oder leicht zerstreut fühlt: Schuld könnte die Zeitumstellung sein.