Darum gehts
- SVP-Politiker fordert Mindestabstände zwischen Bordellen und Schulen in Menziken
- Baumgartner sieht Prostitution als Bedrohung für Kinder und Jugendliche
- Bordell steht nur 90 Meter von der Schule entfernt
Dem Aargauer SVP-Politiker Simon Baumgartner ist es ein Dorn im Auge: «In Menziken steht ein Bordell nur 90 Meter von der Schule entfernt, direkt am Schulweg von vielen Kindern», hält der Kantonsparlamentarier und Menziker Gemeinderat fest. Am Gebäude werde mit unmissverständlicher Werbung darauf hingewiesen, was sich im Innern abspiele.
Der Versuch der Gemeinde, das Etablissement zu verhindern, sei fehlgeschlagen. Es gebe keine rechtliche Handhabe. Daher fordert Baumgartner gegenüber der «Aargauer Zeitung» klare Regeln, die es den Gemeinden ermöglichen, «Mindestabstände zwischen Prostitutionsbetrieben und pädagogisch sensiblen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Spielplätzen festlegen zu dürfen».
«Es soll nicht natürlich werden für Kinder»
Es gehe nicht um ein Verbot des legalen Sexgewerbes. Auch wenn er ein Befürworter sei, so Baumgartner weiter. Für ihn sei Sex ein Akt der Liebe und gehöre in den geschützten Raum der Ehe. Gleichzeitig sei ihm klar, dass eine Forderung nach einem Prostitutionstotalverbot chancenlos wäre.
Wenigstens aber sei ein selbstverständlicher Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Prostitution einzudämmen: «Es soll nicht natürlich werden für Kinder, dass sie erwägen, in dieses Gewerbe zu gehen.» Müssten Schüler täglich an Bordellen vorbeigehen, vermittle das ein fragwürdiges Bild von Sexualität, Menschenwürde und zwischenmenschlichem Umgang. Baumgartner verweist auf Studien, wonach Jugendliche durch frühe Konfrontation mit käuflichem Sex sich dessen Legitimität zunehmend zu eigen machten.
«Die Thematik gehört zur Realität»
Zudem ziehe das Milieu kriminelle Strukturen wie Zwangsprostitution und Menschenhandel an. Daher spricht sich Baumgartner dafür aus, das Gewerbe in Bereiche zu verschieben, wo nicht ständig Kinder und Jugendliche vorbeikommen und es keinen störenden Einfluss habe. Es brauche «eine sachlich fundierte und rechtlich praktikable Lösung». Bisherige Reaktionen zeigten, dass der Handlungsbedarf quer durch alle politischen Lager erkannt werde.
Entspannter geht die Nachbargemeinde Reinach AG mit einem Baugesuch für ein Erotikstudio nahe einer Schule um. Weder die Gemeinde noch die Schulleitung hätten Bedenken, dass sich der Betrieb negativ auf die Schülerschaft auswirken könnte. «Die Thematik gehört zur Realität. Allfälligen Fragen aus der Schülerschaft begegnen wir mit Offenheit und guten Erklärungen», zitiert die Zeitung Gesamtschulleiter Pius Flury.