Visa-Knatsch stoppt Schiffe
Rheinkreuzfahrten legen nicht mehr in Basel an

Rheinkreuzfahrten enden nicht mehr in Basel. Die Passagiere müssen vor der Grenze aussteigen und umständlich weiterreisen. Ursache seien Visa-Probleme, sagen die Veranstalter. Die Schweizer Reisebranche sucht eine schnelle Lösung.
Publiziert: 11.06.2025 um 18:47 Uhr
|
Aktualisiert: 11.06.2025 um 18:50 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Das passiert aktuell nicht mehr: Kreuzfahrtschiffe legen in Basel St. Johann an.
Foto: imago/Winfried Rothermel

Darum gehts

  • Kreuzfahrttouristen landen nicht mehr in Basel wegen verschärfter Visa-Bestimmungen
  • Behörden dementieren Praxisänderung, Reisebranche sucht nach schneller Lösung
  • Tausende Touristen müssen über unwegsames Gelände gehen, um Basel zu erreichen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_817.JPG
Joschka SchaffnerRedaktor Politik

So nah und doch so weit: Für Tausende Kreuzfahrttouristen endet die Reise auf dem Rhein nicht mehr in Basel, sondern einige Kilometer flussabwärts. Und um in die Schweiz zu gelangen, müssen sie nach dem Anlegen teilweise über unwegsames Gelände.

Grund dafür sei eine Neuauslegung des Ausländergesetzes durch das Staatssekretariat für Migration (SEM), erklären die Veranstalter der Rheinkreuzfahrten. Diese habe zu verschärften Visa-Bestimmungen für Crewmitglieder geführt. Wie die «bz Basel» berichtet, gibt es für die Reisenden zwar eine ausführliche Entschuldigung – eine Entschädigung aber nicht. Denn der Anlege-Knatsch gelte als «höhere Gewalt».

Schweizer Behörden dementieren Praxisänderung

Während zumindest in Hüningen (FR) ein neuer Pier auf die Passagiere wartet, müssen sie in Schönau (D) wortwörtlich über Stock und Stein: Schotterwege und ein Wall stehen zwischen der Anlagestelle und dem Reisecar nach Basel.

Reiseombudsmann Walter Kunz bestätigt gegenüber der «bz Basel», dass behördliche Anweisungen grundsätzlich als höhere Gewalt gelten können. Ob dies im konkreten Fall zutrifft, werde derzeit geprüft – es liege bereits ein Fall einer Rechtsschutzversicherung vor. Brisant ist jedoch: Sowohl das SEM als auch das Basler Amt für Wirtschaft und Arbeit dementieren eine Änderung der Visa-Praxis.

Reisebranche sei Opfer ihres eigenen Erfolgs

Was also genau dazu geführt hat, dass Touristinnen und Touristen nun ennet der Grenze stranden, ist unklar. Christoph Brutschin (67), ehemaliger Regierungsrat und Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft, sieht die Rheinschifffahrt als Opfer ihres eigenen Erfolgs: Das stark gestiegene Schiffsaufkommen habe dazu geführt, dass die Visa-Bestimmungen von den Behörden nicht mehr so grosszügig ausgelegt würden wie anhin.

Brutschin drängt jetzt auf eine schnelle Lösung. Noch diese Woche sollen erste Gespräche stattfinden, um eine kurzfristige Zwischenlösung zu finden. Nach der Sommerpause müsse eine langfristige rechtliche Grundlage geschaffen werden. «Sonst sind die Reedereien weg aus Basel», warnt er.

Für die kommenden Wochen ist keine Verbesserung in Sicht. Passagiere und Crew leiden gleichermassen unter den schwierigen Bedingungen. Eine betroffene Rheinreisende beschreibt die Situation gegenüber «bz Basel» drastisch: «Das grenzt an Menschenschinderei.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?