Wer zügelt, erhält einen Tag frei. Genauso viel wie ein Mann, der sein Neugeborenes in den Armen hält. Die Volksinitiative «Vaterschaftsurlaub jetzt!» will dies ändern. Sie fordert 20 bezahlte Papi-Ferientage.
Und das Volksbegehren ist auf bestem Weg: «Es sieht sehr gut aus. Wir sind auf der Zielgeraden. Wer noch unterschreiben möchte, soll das unbedingt heute tun», verrät Adrian Wüthrich, Präsident von Travailsuisse und Präsident des Vereins «Vaterschaftsurlaub jetzt!».
Am Vatertag will man die Unterschriften haben
Die Frist für die Sammlung dauert zwar noch bis zum Herbst – doch die Initianten haben sich selbst zum Ziel gesetzt, die 100'000 Unterschriften noch vor Pfingst-Sonntag, dem Vatertag, vollzumachen. BLICK weiss: Morgen kommuniziert der Verein den Zwischenstand. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Initianten dann am Ziel sind.
Besonders: Erstmals in der Geschichte der Eidgenossenschaft wurden rund die Hälfte der beglaubigten Unterschriften übers Internet gesammelt. Respektive über «We Collect.ch». Dazu mussten die bisher 58'300 Unterschreibenden digital einen Bogen runterladen, ausdrucken – und (ganz analog) zur Post bringen.
Noch ist man in Bundesbern weit weg von fälschungssicheren, rechtskräftigen digitalen Unterschriften, die ohne Papier funktionieren. «Und die Arbeit auf der Strasse ist immer noch zentral», sagt Adrian Wüthrich.
Fotos von Sammelaktionen auf Facebook hätten User dazu gebracht, den Bogen auszudrucken und zu unterschreiben. Auffallend: Zwei Drittel der Online-Unterzeichnenden sind Frauen zwischen 25 und 45 Jahren.
Mit «Sandchaschte Rockerz» auf Stimmenfang
Mit einem Papi-Song versuchen die Initianten zudem, die letzten Unterschriften zu generieren. Das Lied «Min Bapi» von Lehrer und Rapper Sam National» ist eine Ode ans Vatersein. Das Featuring von «Sandchaschte Rockerz» besteht aus süssen – und vor allem recht coolen – Kids. Ihre Botschaft zu Reggae-Klängen: «Min Bapi het der Gröscht.»
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Über den Erfolg freut sich SP-Nationalrat Cédric Wermuth: «Die Schweiz hat enormen Nachholbedarf, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie angeht», sagt der Aargauer. «Ich habe selber vor zwei Jahren bei der Geburt meiner Tochter erlebt, wie wichtig die Zeit ist, die man gerade am Anfang zusammen verbringen kann.» Darum sei die Initiative «ein wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung der Geschlechter».
CVP lehnt die Initiative ab
Überraschend: Ausgerechnet Familienpolitiker und CVP-Nationalrat Martin Candinas (GR) «geht die Initiative zu weit». Er habe weder unterschrieben noch Unterschriften dafür gesammelt. «Vier Wochen sind zu viel. Dies können wir uns finanziell nicht leisten.» Er hoffe aber, dass die Initiative zustande kommt. Candinas Hintergedanken: Wenn das Thema wieder ins Parlament kommt, könne man seine parlamentarische Initiative als Gegenvorschlag nehmen.
Der Bündner scheiterte vor gut einem Jahr mit seiner Forderung für zwei Wochen Papi-Ferien schon im ersten Rat. Mit 90 zu 97 Stimmen erlitt er Schiffbruch. Pikant dabei, Abweichler in den eigenen Reihen wie Alois Gmür (SZ) oder Leo Müller (LU) sagten Nein. Auffallend geschlossen Nein stimmten FDP und SVP.