Unternehmer Yannick Berner (32) warnt
«Juso-Initiative ist eine brandgefährliche Bedrohung»

Yannick Berner ist Jungunternehmer, Aargauer FDP-Grossrat – und als CEO eines Familienbetriebs überzeugt: Die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso ist gefährlich. Aber würde sie ihn auch wirklich treffen? Ein Besuch.
Publiziert: 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 19:57 Uhr
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Yannik Berner (32) ist Co-CEO der Urma AG in Rupperswil AG.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Juso-Initiative zielt auf 50 Prozent Erbschaftssteuer für Vermögen über 50 Millionen Franken
  • Yannik Berner, Co-CEO der Urma AG, warnt vor der Bedrohung für Familienunternehmen
  • Die Initiative wird am 17.6. im Ständerat diskutiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Yannick Berner (32) empfängt Blick im ländlichen Rupperswil AG – dort, wo seine Firma, die Urma AG, seit Jahrzehnten Präzisionswerkzeuge für den Weltmarkt produziert. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Oliver (32) führt er das Familienunternehmen in dritter Generation. Beim Rundgang durch die Produktionshallen und den Showroom spricht Berner über ein Thema, das ihn derzeit besonders umtreibt: die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso.

Am 17. Juni kommt die Vorlage in den Ständerat – wie schon im Nationalrat sind hitzige Debatten zu erwarten. Die Urma AG operiert vom Aargau aus bis nach Asien und Amerika. Der internationale Erfolg macht das Familienunternehmen zwar wirtschaftlich stark, rückt es aber auch ins Visier der Juso-Initiative. Beim Rundgang gewährt Berner, der auch Aargauer FDP-Grossrat ist, detaillierte Einblicke. Wer dabei fehlt, ist eine Vertreterin der Jungsozialisten – diese lehnten mehrere Blick-Anfragen für ein Streitgespräch ab.

Darum geht es bei der Initiative

Die Initiative fordert eine Erbschaftssteuer von 50 Prozent auf Vermögen, das den Freibetrag von 50 Millionen Franken übersteigt. Die Einnahmen sollen zu zwei Dritteln an die Kantone und zu einem Drittel an den Bund gehen – und in einem speziellen Klima-Fonds gebündelt werden.

Laut Initiativtext soll die Steuer auch rückwirkend angewendet werden. Damit wolle man die Abwanderung von Superreichen verhindern – auch wenn Juristen bezweifeln, dass das rechtlich überhaupt möglich ist.

«Frontalangriff auf Familienunternehmen»

Weil Yannick Berner sein Unternehmen – und Familienbetriebe generell – durch die Initiative in Gefahr sieht, will er klar Stellung beziehen. «Es ist eine brandgefährliche Bedrohung und ein Frontalangriff auf Familienunternehmen», sagt er.

Würde die Erbschaftssteuer von 50 Prozent in die Verfassung aufgenommen, sähe Berner für nachfolgende Generationen einschneidende Konsequenzen. Entweder müssten sie einen Kredit aufnehmen, um die Steuer zu begleichen – denn das Vermögen liege nicht auf einem Konto, «es wird laufend in die Firma reinvestiert». Oder sie müssten einen Teil des Unternehmens verkaufen – oder sogar die ganze Firma.

Für Berner ist zudem fraglich, ob Schweizer Investoren bei einer Annahme der Initiative noch auf Schweizer Firmen setzen würden. Er befürchtet, dass Schweizer Unternehmen von ausländischen Investoren aufgekauft würden. All diese Szenarien gefährdeten Arbeitsplätze: Beim einen fehle das Kapital für die Mitarbeitenden, beim anderen verliere man die Kontrolle ans Ausland.

Kein Fortschritt ohne Investitionen

Das Initiativkomitee argumentiert, dass der Kapitalismus die Ursache der Klimakrise sei. Denn der fusst auf stetigem Wachstum, was in einer Welt mit begrenzten Ressourcen fatal sei. Deshalb zielt die Initiative auf Superreiche ab.

«Diese Wortwahl ist sehr plakativ», sagt Berner dazu. Es sei zu kurz gedacht, die Schweizer Unternehmen einfach als die Bösen darzustellen. Zudem gehöre Klimaschutz zu einem innovativen Unternehmen sowieso dazu. In der Produktionshalle, zwischen Schleifmaschinen und Innovationslabor, nennt der Co-CEO Beispiele aus dem eigenen Unternehmen. 

Durch jahrelanges Tüfteln habe die Firma den Schliff und die Materialzusammensetzung ihrer Präzisionswerkzeuge so optimiert, dass diese heute deutlich länger eingesetzt werden können. Das spare Energie und Rohstoffe – und sei damit nachhaltiger. «Wir müssen fähig bleiben, in ökologische und effizientere Innovationen zu investieren und so den technologischen Fortschritt voranzutreiben.»

«Ich weiss gar nicht, ob wir betroffen wären»

Trotz all seiner Argumente räumt Berner auch ein: «Ich weiss gar nicht, ob wir aktuell direkt betroffen wären.» Auch die Initianten und Initiantinnen sagen, dass von der Erbschaftssteuer nur etwa 2000 Einzelpersonen betroffen wären – aufgrund der Schwelle von 50 Millionen. Warum wehrt sich Yannik Berner trotzdem so vehement?

Die Initiative sei ein Angriff auf das verfassungsmässig garantierte Eigentum. Alle Unternehmen, die heute nicht betroffen sind, könnten es in Zukunft sein, da jede Firma darauf ausgerichtet sei, sich weiterzuentwickeln, erklärt er. «Mit dieser Steuer bestraft man im Endeffekt Wachstum und Erfolg.»

Schlagabtausch im Ständerat steht bevor

Die Bedenken von KMU – insbesondere von Familienunternehmen – scheinen gehört zu werden. In der Nationalratsdebatte hatte die Initiative keine Chance. Auch im Ständerat dürfte sie diese Woche einen schweren Stand haben: Die zuständige Kommission lehnte sie klar ab.

Das letzte Wort wird das Volk haben. Yannick Berner befürchtet aber keinen Coup. Und selbst wenn doch: Eine Verlagerung ins Ausland käme für ihn nicht infrage. «Wir sind ein Schweizer Traditionsunternehmen und wir möchten aus Überzeugung auch in der Schweiz bleiben.»

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