Türkei
Mehrere Inhaftierungen wegen Boykottaufrufen in der Türkei

In der Türkei sind nach Boykottaufrufen gegen zahlreiche mutmasslich regierungsnahe Marken und Unternehmen elf Menschen bei Razzien verhaftet worden.
Publiziert: 03.04.2025 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2025 um 14:36 Uhr
Nach einer Kundgebung der Republikanischen Volkspartei (CHP) gegen die Verhaftung des Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem Imamoglu, in Istanbul, rufen Menschen Slogans.
Foto: Francisco Seco
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Insgesamt habe es Haftbefehle gegen 16 Verdächtige gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Fünf Personen werden demnach noch gesucht. Unter den Verhafteten soll mehreren Medienberichten zufolge auch ein türkischer Schauspieler sein.

Die Ermittlungen wurden demnach wegen Verbreitung von «Hass und Diskriminierung» und «Aufstachelung zu Hass und Feindseligkeit in der Öffentlichkeit» unter anderem in den sozialen Medien eingeleitet.

Justizminister Yilmaz Tunc hatte zuvor die Aufrufe kritisiert. Ein Boykottaufruf, «der sich gegen bestimmte Marken richtet, ist eine organisierte Hetzkampagne gegen die Wirtschaftsordnung», schrieb Tunc am Mittwoch auf X.

Zusammenhang mit Inhaftierung Imamoglus

Die Boykottaufrufe hängen mit der Inhaftierung des mittlerweile abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu zusammen. Oppositionelle appellierten an die Menschen, als Zeichen des Protests diverse Marken, Unternehmen und Medienanstalten, die der Regierung mutmasslich nahestehen, zu meiden. Am Mittwoch war zudem zu einem allgemeinen Konsumboykott aufgerufen worden.

Das Vorgehen gegen Imamoglu hat die Türkei in die schwerste Krise seit Jahren gestürzt. Hunderttausende gingen in der Folge bei regierungskritischen Protesten auf die Strasse. Die Demonstranten werfen der Regierung vor, mithilfe der Justiz den grössten Konkurrenten von Präsident Recep Tayyip Erdogan politisch kaltstellen zu wollen.

Die wichtigste Oppositionspartei CHP, der Imamoglu angehört, rief zudem zu wöchentlichen Demonstrationen ab kommender Woche auf. Imamoglu weist die Korruptions- und Terrorvorwürfe zurück.

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