Tötungen im Wohnzimmer verhindern
Linke wollen häusliche Armeewaffen einziehen

Wegen der verschärften Sicherheitslage in Europa wollen Bürgerliche die Soldaten besser ausrüsten und ihnen die Taschenmunition wieder nach Hause mitgeben. Einen ganz anderen Weg möchte die Linke gehen – um Tötungsdelikte im häuslichen Bereich zu vermeiden.
Publiziert: 12:32 Uhr
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Aktualisiert: 15:04 Uhr
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Gerade erst haben Bürgerliche gefordert, dass die Soldaten neben der persönlichen Waffe auch Munition wieder mit nach Hause nehmen dürfen.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Debatte um Schweizer Armeewaffen: Forderungen für Munition und Waffenrückgabe
  • Linke will private Armeewaffen nach zehn Jahren ohne Schiesssport einziehen
  • Studie: 41 Tötungsdelikte mit Schusswaffen im häuslichen Bereich 2015–2022
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Das Ringen um die Schweizer Armeewaffe geht in die nächste Runde. Gerade erst haben Bürgerliche und Militärverbände gefordert, dass die Soldaten neben der persönlichen Waffe auch Munition wieder nach Hause mitnehmen dürfen. Angesichts der verschärften Sicherheitslage sollen sie im Fall einer Mobilmachung rasch bereit sein.

Schon seit 2007 dürfen Armeeangehörige die sogenannte Taschenmunition nicht mehr zu Hause lagern. Das hatten Bundesrat und Parlament entschieden, nachdem sich Suizide mit Armeewaffen gehäuft hatten. Nun aber soll das wieder geändert werden.

Armeewaffen im Haus als Risikofaktor

Genau das Gegenteil will die Linke erreichen: Private Armeewaffen, die Soldaten nach der Dienstpflicht als Eigentum überlassen wurden, sollen wieder eingezogen werden – wenn der Inhaber die Waffe seit mehr als zehn Jahren nicht mehr im Schiesssport verwendet hat. Das soll die Prävention gegen häusliche Tötungen stärken. Gleich 33 Nationalratsmitglieder haben die Motion von SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf (56) mitunterzeichnet.

Seiler Graf verweist auf die Studie «Tötungsdelikte mit Schusswaffen im häuslichen Bereich» des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann. Sie kommt zum Schluss, dass meist Faustfeuerwaffen und ehemalige Militärwaffen verwendet werden. Von 41 Tatpersonen zwischen 2015 und 2022 war nur eine weiblich. Täter sind grossmehrheitlich Schweizer Staatsangehörige mit einem Durchschnittsalter von 63,2 Jahren. Ihre Opfer waren überwiegend weiblich mit einem Durchschnittsalter von 54,2 Jahren. Immer wieder kommt es zum anschliessenden Suizid.

Die Studienverfasserinnen kommen angesichts dieser Ausgangslage zum Fazit, dass ehemalige Armeewaffen im Privathaushalt einen Risikofaktor darstellen. Das Vorhandensein einer Schusswaffe im Haushalt ermögliche «einem potenziellen Täter, der nicht nur die Partnerin (und allenfalls weitere Familienmitglieder wie die Kinder) zu töten beabsichtigt, sondern danach auch sich selbst, eine einfachere Tatbegehung».

Verantwortung des Staats bleibe

Dem wollen Seiler Graf und ihre Mitstreiter möglichst einen Riegel schieben. «Es ist nicht Aufgabe der Armee, Schweizer Männern die Tatwaffe für häusliche Tötungsdelikte zu überlassen», hält die SP-Politikerin in ihrem Vorstoss fest. Zudem: Die Verantwortung des Staats für die Privatisierung von Armeewaffen erlösche nicht, weil dieser Vorgang möglicherweise Jahrzehnte zurückliegt.

Im Gegenteil: Im Lauf der Zeit entfalle jede Rechtfertigung, die Armeewaffe zu überlassen. Wer diese nicht einmal mehr für den Schiesssport brauche, soll sie an den Staat zurückgeben müssen. Wie die Bundesstudie aufzeige, könne damit ein wichtiger Beitrag zur Prävention gegen häusliche Schusswaffentötungen geleistet werden, zeigt sich Seiler Graf überzeugt.

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