Darum gehts
- Nationalbank-Bankrat Renaud de Planta zieht nach Italien für Steuervorteil
- De Planta handelt vorteilhaften Steuerdeal in Italien aus
- Pauschalbesteuerte in Italien zahlen maximal 200'000 Euro pro Jahr
Sie gehört zu den seriösesten und mächtigsten Institutionen in diesem Land. Ihre Geschäfte wickelt sie möglichst diskret ab. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sucht die Öffentlichkeit nicht. Skandale mag die helvetisch-bodenständige Institution schon gar nicht.
Nun bahnt sich im Umfeld des mächtigsten Players auf dem Schweizer Finanzmarkt doch wieder etwas mehr öffentlicher Radau an, als der Währungshüterin lieb sein dürfte: Im Aufsichtsgremium, dem Bankrat, sitzt der Genfer Privatbanquier Renaud de Planta (62). Wie «24 Heures» berichtet, soll der frühere Teilhaber der Privatbank Pictet seinen Wohnsitz aus Genf wegverlegen wollen.
De Planta habe einen vorteilhaften Steuerdeal mit Italien ausgehandelt, wo er Immobilien besitzt, mutmasst die Westschweizer Zeitung. Demnach zahle de Planta als Pauschalbesteuerter im südlichen Nachbarland nicht mehr als 200’000 Euro Steuern pro Jahr.
In Genf dürfte es aufgrund der Vermögenssteuern deutlich mehr gewesen sein. Ein Beispiel: Bei einem Vermögen von 100 Millionen Franken fallen in Genf über 3 Millionen Franken Steuern an, Pauschalbesteuerte in Italien zahlen 200'000 Franken.
Nationalbank: «Kein Kommentar»
Der Bankrat der Nationalbank beaufsichtigt und kontrolliert die Geschäftsführung der Nationalbank. Im zehnköpfigen Gremium sitzen mehrere amtierende oder ehemalige Regierungsrätinnen, Finanzprofessoren und je ein Vertreter aus Wirtschaft und Gewerkschaften.
Rechtlich dürfte am Pauschalbesteuerten-Deal nichts falsch sein, wenn de Plantas Lebensmittelpunkt nicht mehr in der Schweiz ist. Aber kann das Mitglied eines Nationalbank-Gremiums der Schweiz den Rücken kehren und als Pauschalbesteuerter in Italien leben? Welches Zeichen sendet dies aus?
Bei der Nationalbank gibt es dazu keine Auskunft. «Wir werden die Anfrage nicht kommentieren», schreibt Mediensprecherin Barbara Peter auf Anfrage von Blick. Auch zur Frage, ob die Nationalbank vom mutmasslichen Wegzug Kenntnis hat, schweigen die Währungshüter.
Pauschalbesteuerte: Auch die Schweiz profitiert
«24 Heures» nimmt an, dass der Vorgang nicht geräuschlos über die Bühne gehen dürfte. Es sorge für Gerede, dass ein Banquier, dessen Business von der Swissness lebe, der Heimat den Rücken kehre. Zudem war ausgerechnet de Planta Initiant einer Stiftung, die Genfs Attraktivität steigern wollte. Er selbst war für die Zeitung nicht erreichbar.
In der Schweiz selbst können nur Ausländer pauschalbesteuert werden, nicht aber Schweizer Bürgerinnen und Bürger. Pauschalbesteuerte zahlen mindestens 400’000 Franken pro Jahr. In den letzten Jahren zogen deshalb zahlreiche Millionäre aus Norwegen, Frankreich oder England in die Schweiz.