Darum gehts
- SVP-Nationalrat fordert Stärkung der Geistigen Landesverteidigung gegen ausländische Desinformation
- Patriotische Filme und Vermittlung Schweizer Werte in Schulen vorgeschlagen
- Österreich hat Geistige Landesverteidigung in der Bundesverfassung verankert
Der Schweizer Filmklassiker «Gilberte de Courgenay» von 1941 ist nur das bekannteste Beispiel. Wirtstochter Gilberte, die sich um das Wohl der Soldaten kümmert, wurde zur patriotischen Kultfigur. Sie steht für die Geistige Landesverteidigung, welche Schweizer Werte hochhielt und eine «Schicksalsgemeinschaft» schaffen sollte. Während des Zweiten Weltkriegs sollte sie den Nationalsozialismus abwehren, später während des Kalten Krieges den Kommunismus.
Der Kalte Krieg ist seit 35 Jahren Geschichte. Doch mit dem Ukraine-Krieg tauchen alte Ängste wieder auf. «Heute stehen wir vor ähnlichen Bedrohungen. Ausländische totalitäre Desinformation nimmt zu», zeigt sich SVP-Nationalrat Lukas Reimann (42) überzeugt. Doch: «Die Bereitschaft, das eigene Land zu verteidigen, sinkt.» Viele würden heute im schlimmsten Fall eher fliehen als kämpfen, befürchtet er. «Ein erschreckender Befund, der eine sicherheitspolitische und gesellschaftliche Krise offenbart.»
«Wir-Gefühl wieder steigern»
Um dem entgegenzuwirken, will Reimann den Bundesrat per Motion beauftragen, dem Parlament ein umfassendes Programm zur Stärkung der Geistigen Landesverteidigung vorzulegen. Staaten wie Russland könnten Soldaten mit Geld locken. «So einfach geht das bei uns nicht. Hier muss man Kopf und Herz überzeugen», sagt Reimann.
Wie früher brauche es wieder patriotische Filme, müssten Schweizer Werte wieder in der Schule vermittelt werden. «Wir müssen das Wir-Gefühl wieder steigern. Es braucht wieder Patriotismus in diesem Land», so Reimann. «Das Gefühl muss wieder vorherrschen, dass das Land es wert ist, verteidigt zu werden, notfalls auch mit dem eigenen Leben.»
«Sicherheit ist für viele selbstverständlich»
Reimann verweist auf unseren Nachbarstaat Österreich, wo die Geistige als Teil der umfassenden Landesverteidigung im Bundesverfassungsgesetz verankert ist. Damit soll die Vermittlung demokratischer Werte, ein umfassendes Bewusstsein der Neutralität geschaffen und die Sicherstellung staatlicher Souveränität unterstützt werden.
In der Schweiz dagegen sei die Armee in der öffentlichen Wahrnehmung auf Katastrophenschutz reduziert worden. «Wer den Verteidigungsauftrag betonte, galt als rückwärtsgewandt», mahnt Reimann. «Sicherheit ist für viele selbstverständlich.» Man glaubte etwa an die Nato, die «das schon regeln» werde. Dies habe das Land wehrlos gemacht.
Diese Entwicklung gelte es, nun wieder umzukehren. Die Bereitschaft, für sein Land einzustehen, setze aber eine Identifikation mit diesem voraus. «Patriotismus galt lange als anrüchig. Das muss sich ändern. Nun muss er wieder eingeimpft werden», betont SVP-Nationalrat Reimann. «Zur Sicherheit aber muss jeder seinen Beitrag leisten.»