Darum gehts
- Bundesrat plant schweizweite Littering-Busse bis zu 300 Franken
- Einige Kantone bestrafen bereits Abfallsünder, Kontrollen sind jedoch schwierig
- Genf verteilte 2024 über 1000 Littering-Bussen, andere Kantone deutlich weniger
Der Bundesrat will Abfallsündern an den Kragen. Schweizweit soll eine Littering-Busse eingeführt werden, wie er kürzlich bekannt gab. Je nach Art und Menge des Abfalls könnte sie bis zu 300 Franken betragen.
Einige Kantone greifen bereits heute durch und bestrafen das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen. Doch das ist oft schwieriger als gedacht – denn um eine Busse aussprechen zu können, muss die Polizei die Täter auf frischer Tat ertappen. Für flächendeckende Kontrollen fehlen jedoch häufig Zeit und Personal.
Wie oft gelingt das also tatsächlich? So viel vorweg: Angesichts der vielen Zigarettenstummel, PET-Flaschen und sonstigen Abfallreste, die in der ganzen Schweiz herumliegen, werden nur sehr wenige Bussen ausgesprochen. Allerdings sind einige Orte fleissiger als andere. Blick hat bei Kantonen und Städten nachgefragt.
Bern
Im Kanton Bern beträgt die Littering-Busse zwischen 80 und 300 Franken. Im vergangenen Jahr wurden dort insgesamt 390 Bussen ausgesprochen – das brachte dem Kanton 35'600 Franken ein. Die Stadt Bern scheint hingegen weniger konsequent vorzugehen: 2024 wurden gerade einmal vier Bussen verteilt, was Einnahmen von lediglich 320 Franken entspricht.
Schwyz
Der Kanton Schwyz war genauso erfolgreich wie die Stadt Bern: Er hat vier Bussen à 80 Franken für das Wegwerfen von Kleinabfällen verteilt. Eingebracht hat das demnach auch 320 Franken.
Thurgau
Der Thurgauer Regierungsrat hat die Littering-Bussen kürzlich erhöht: Seit diesem Jahr drohen etwa beim Wegwerfen eines Zigarettenstummels 300 Franken Busse. Davon erhofft man sich eine abschreckende Wirkung. Zuvor lag die Strafe bei lediglich 50 Franken. Damit Bussen tatsächlich abschreckend wirken, müssen sie jedoch auch verhängt werden – das gelang dem Kanton im vergangenen Jahr in 155 Fällen. Zumindest die gebüssten Personen dürften künftig aufs Littering verzichten.
St. Gallen
Der Kanton St. Gallen hat im Jahr 2024 insgesamt 47 Bussen à 50 Franken und 13 Bussen à 200 Franken verhängt. Nicht mitgerechnet sind dabei jene Fälle, bei denen die Busse nicht im Ordnungsbussenverfahren bezahlt wurde und ein Strafverfahren zur Folge hatte. Mit den bezahlten Bussen nahm der Kanton knapp 5000 Franken ein. Die Stadt St. Gallen verteilte im Jahr 2024 insgesamt 15 Bussen – im ersten Halbjahr 2025 waren es bereits 16.
Glarus
Auch der Kanton Glarus kennt eine Littering-Busse – allerdings wurden im vergangenen Jahr laut Kantonspolizei höchstens fünf bis zehn davon verteilt, wie die Kantonspolizei auf Anfrage erklärt. Der Grund: Die Tat muss direkt von einem Polizeifunktionär beobachtet werden.
Biel
Biel BE scheint im Umgang mit Güselsündern eigene Wege zu gehen. Auf Anfrage teilt die Stadt mit, dass 2024 keine Bussen wegen Litterings ausgestellt worden sind. Stattdessen wurde «jeweils das Gespräch gesucht mit den Personen, was längerfristig oft zielführender ist».
Genf
Rekordhalter bei den Littering-Bussen ist wohl der Kanton Genf. Im Jahr 2024 wurden dort insgesamt 824 Bussen à 100 Franken verteilt – etwa für das Wegwerfen von Zigaretten oder Kaugummis –, dazu 128 Bussen à 200 Franken für Abfälle wie Tüten, Flaschen oder Dosen und 65 Bussen à 300 Franken für das Liegenlassen von Müllsäcken. Insgesamt wurden damit über 1000 Verstösse geahndet.
Und sonst? Ein Flickenteppich!
Viele andere Kantone kennen entweder keine Littering-Busse, erfassen die geahndeten Verstösse nicht separat – oder die Zuständigkeit liegt oft bei den einzelnen Gemeinden. Klar ist jedoch: Auch wenn der Bund den Flickenteppich der Güsel-Bussen vereinheitlichen will, wird das Aussprechen solcher Bussen wohl auch künftig nicht ganz einfach sein.