Europa und die Schweiz setzen bei der Lockerung der Corona-Massnahmen grosse Hoffnung auf Apps, mit denen der Verlauf der Pandemie nachverfolgt werden können. Bei einer dieser Lösungen gibt es nun Krach: Es handelt sich um den Standard PePP-PT (Pan European Privacy Protecting Proximity Tracing), der auf europäischer Ebene entwickelt wird.
Epidemiologe Marcel Salathé hat am Freitag auf Twitter verkündet, sich von PePP-PT loszusagen. «Ich kann nicht hinter etwas stehen, bei dem ich nicht weiss, wofür es steht.» Salathé gehört zum Expertengremium, das dem Bundesrat in der Corona-Krise beratend zur Seite steht. Er ist zuständig für die Tracing-Projekte.
Egger lobte App
Vor einigen Wochen klang das noch anders: Matthias Egger (52), ebenfalls Epidemiologe und Präsident des Expertengremiums, hat an einer Pressekonferenz viel Hoffnung auf die App gemacht. Ob der Rückzug aus dem App-Projekt nur für Salathé persönlich gilt oder für die Schweiz als Ganzes, ist noch nicht klar.
Im Gegensatz zu Überwachungs-Apps wie es sie in China gibt, beruht PePP-PT auf Bluetooth. Wenn jemand positiv getestet würde, bekämen Menschen, die mit dem Infizierten in Kontakt waren, eine Push-Nachricht. Egger betonte, dass die App nur rückwirkend funktioniere und auf freiwilliger Basis eingeführt werden müsste.
Salathé will alternativen Ansatz
Entscheidend seien die Details, schreibt Salathé. PePP-PT sei weder offen, noch transparent genug. Gestorben ist die App-Idee deshalb allerdings noch nicht. Der Forscher an der ETH Lausanne betont, weiterhin hinter dem Kerngedanken des Projekts zu stehen.
Er will sich nun voll und ganz einem Projekt mit Namen DP-3T widmen. Es handelt sich um ein Open-Source-Projekt. Daten sollen dezentral und anonym gespeichert werden. Ideen könnten offen diskutiert werden, schreibt Salathé. Das Forscherkollektiv DP-3T hat am Freitag weitere Testversionen einer Contact-Tracing-App zur Erprobung veröffentlicht.
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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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