Darum gehts
- Schweizer Schifffahrtsgesellschaften in Schwierigkeiten: Reparaturen und finanzielle Probleme belasten Betrieb
- Genfersee-Flotte stark beeinträchtigt, historische Dampfschiffe in Gefahr
- 500-600 Millionen Franken für Instandsetzung der Genfersee-Flotte erforderlich
Beim aktuellen Wetter haben sie Hochsaison. Doch eigentlich befinden sich die Schiffe auf den Schweizer Seen in schwerem Fahrwasser. Auf dem Genfersee ist gut die Hälfte der Flotte blockiert, Dutzende Millionen fehlen. Die Schifffahrtsgesellschaft des Neuenburger- und Murtensees will Geld investieren, das sie gar nicht hat. Können die Schifffahrtsgesellschaften das Ruder noch rumreissen?
«Le Matin» berichtete, dass die Vereinigung der Freunde der Dampfschiffe auf dem Genfersee Alarm schlägt. Denn die Reparaturen am Schiff Simplon haben noch immer nicht begonnen. Der Dampfer stammt aus dem Jahr 1915 und ist wegen eines Unfalls am 29. März 2024 schwer beschädigt. Ein Sturm schlug das Boot in Cully VD gegen die Felsen am Ufer. Das Flaggschiff Suisse steht ebenfalls still aufgrund von Wartungsarbeiten, wie «Le Matin» weiter schreibt.
Die vom Kurs abgekommenen Schiffe beinträchtigen nun den Personalverkehr. Um die Flotte auf Vordermann zu bringen, braucht es aber Zaster. Zwischen 500 und 600 Millionen Franken seien nötig, wie «RTS» schätzt. Auf dem Spiel stehen die historischen Dampfschiffe der Belle-Époque sowie das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel. Brisant ist das nicht zuletzt, weil die öffentliche Hand involviert ist: Die Schifffahrtsgesellschaft auf dem Genfersee gehört mehrheitlich den Kantonen Genf, Waadt und Wallis.
Schlechte Arbeitsbedingungen, rote Zahlen
Ähnlich prekär geht es auf dem Neuenburger- und Murtensee zu und her. Auch hier mussten diverse Schiffe die Segel streichen, weil Renovationen nötig sind. Die Schifffahrtsgesellschaft LNM schreibt rote Zahlen, wie «RTS» berichtet. Letzten Sommer hatten sie mehrere 100'000 Franken Einbussen.
Ein Mitarbeiter der LNM meldete sich anonym bei «RTS» und berichtete, dass für Wartungsarbeiten und eine geplante Neuanschaffung für 15 Millionen Franken das Geld fehle. Auch die Arbeitsbedingungen seien schlecht. Dies bestätigte die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV gegenüber «RTS». Auch hier steckt die öffentliche Hand - und damit Steuergeld - drin: Die Eignerkantone verzichten vorerst auf die Rückzahlung eines Darlehens von über 7 Millionen Franken. Hier sind die Kantone Freiburg, Neuenburg und Waadt Mehrheitsaktionäre.
Die Besitzerstruktur macht die Situation kompliziert: Weil drei Kantone involviert sind, müssen Destinationen in allen drei Kantonen angefahren werden. Dies führt zu teils unrentablen Linien.
Seit Anfang Jahr hat die LNM einen neuen Generaldirektor, Peter Voets. Er sieht, dass es bei der Strategie der Firma Anpassungen braucht. Der neue Generaldirektor will bei den Finanzen mit Sofortmassnahmen klar Schiff machen.
Hochwasser und schlechtes Sommerwetter
Ein Blick in die Deutschschweiz verspricht nicht viel Besseres. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, kämpft die Schifffahrts-Genossenschaft Greifensee (SGG) mit sinkenden Passagierzahlen und dementsprechend sind auch die Umsätze auf einem absteigenden Ast. Grund dafür sind Schlechtwetterperioden im Sommer und wiederkehrende Hochwasser.
Für die Greifenseeflotte hängt der Rettungsring aber schon an der Reling. Sie möchte nämlich in das Tarifsystem des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) aufgenommen werden und damit günstigere Tickets anbieten können. Somit wären sie mit den Angeboten auf dem Zürichsee konkurrenzfähig.