Rettungsversuch mit Subventionen
Bund gibt SBB Cargo eine Millionen-Finanzspritze

Der Transportbereich der SBB ist hochdefizitär. Nun erhalten die SBB für die nächsten vier Jahre 260 Millionen vom Bund. Die grosse Frage: Kann das Geschäft damit neu aufgestellt und gerettet werden?
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Will das defizitäre Geschäft umbauen: Alexander Muhm, Chef von SBB Cargo.
Foto: SBB
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Hochdefizitär, veraltet und schlicht nicht überlebensfähig: Das war kürzlich die wenig schmeichelhafte Diagnose von Alexander Muhm (48) über sein eigenes Unternehmen. Der Chef von SBB Cargo zeigte sich überzeugt: «Wenn wir jetzt nicht handeln, müssen wir einstellen. Das bedeutet: über eine Million Lastwagenfahrten mehr auf den bereits jetzt verstopften Autobahnen.»

Tatsächlich sind die Zahlen düster. Die Transport-Tochter der Bundesbahnen schreibt jährlich jeweils über 70 Millionen Franken Verlust. In den letzten Jahren ist das Volumen um 30 Prozent eingebrochen, der Schuldenberg liegt bei 1,3 Milliarden Franken.

Nun eilen Bundesrat und Parlament der Firma zu Hilfe. Sie erhält neu Subventionen. Am Montagnachmittag unterzeichneten der Bund und die SBB einen Leistungsauftrag. 260 Millionen Franken bekommt das Unternehmen in den Jahren 2026 bis 2029. So hat es das Parlament im Frühling bereits beschlossen. Damit soll die klimafreundliche Versorgung der Schweiz mit Gütern gestärkt werden.

Kunden zahlen mehr

Muhm bezeichnet die Leistungsvereinbarung gegenüber Blick als «Meilenstein». Ohne die Gelder des Bundes wäre die Neuausrichtung «unmöglich».

Die Gelder fliessen in den hochdefizitären «Einzelwagenladungsverkehr». Dorthin also, wo einzelne Güterwagen von verschiedenen Kunden gesammelt und zu Güterzügen zusammengestellt werden. Zu den Kunden gehören etwa Migros oder Fenaco. 2024 lag der Verlust bei 81 Millionen Franken. Das Ziel: Künftig soll das Geschäft kostendeckend betrieben werden können.

Damit dies möglich wird, steigen auch die Preise für die Kunden. In den nächsten Jahren sind dies im Schnitt 20 Prozent. Die Preiserhöhung wird durch die Bundesgelder abgefedert.

Stellenabbau im 2026

Ebenso will SBB Cargo dank der Finanzspritze aus Bern effizienter werden: Die Firma investiert in modernes Rollmaterial, etwa Lokomotiven des Schweizer Herstellers Stadler Rail. Auch Automatisierung und Digitalisierung sollen für mehr Effizienz sorgen. Das dürfte auch zu einem Personalabbau führen. Darüber informieren will die SBB im Frühjahr 2026.

Die Subventionen sind auf acht Jahre begrenzt. Muhm zeigt sich optimistisch, dass der Betrag in der zweiten Subventionsperiode (2029 bis 2033) tiefer als die aktuell 260 Millionen Franken ausfallen und 2033 dann ganz wegfallen könnte. Dies jedenfalls sieht das Geschäftsszenario von SBB Cargo vor. Muhm hält die Ziele für «herausfordernd, aber durchaus realistisch».

Nachtfahrverbot auf Strasse hilft SBB Cargo

Muhm betont, die Subventionen hätten zu keinen grossen Debatten oder Auseinandersetzungen mit den Transportunternehmen auf der Strasse geführt. 30 Millionen Lastwagenfahrten gebe es, der Einzelwagenladungsverkehr ersetze 1 Million Fahrten. «Das ist niemals eine grosse Konkurrenz.»

Zudem ergänzten sich die Angebote: Auf der Schiene darf in der Nacht gefahren werden, während auf der Strasse das Nachtfahrverbot für Gütertransporte gilt.

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