Reiseplanung mit Hindernissen
«Da überlegt man sich manchmal schon, ob man nicht lieber einfach daheimbleiben soll»

Einfach in die Ferien fahren? Mit einem Elektro-Rollstuhl ist das eine grosse Herausforderung. Wie es funktionieren kann, erklärt Anja Kutter, die Frau von Mitte-Nationalrat Philipp Kutter.
Publiziert: 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 12:11 Uhr
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Philipp Kutter politisiert im Nationalrat und als Gemeindepräsident (m.) – seine Ehefrau Anja Kutter links.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Nationalrat Philipp Kutter ist seit einem Skiunfall querschnittsgelähmt
  • Anja Kutter findet die Barrierefreiheit in Schweizer Tourismusorten gut, Verbesserungspotenzial gibts im ÖV
  • Für Philipp Kutter sind im Rollstuhl auch kleine Hindernisse schwer überwindbar
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Wenn Mitte-Nationalrat Philipp Kutter (49) in die Sommerferien verreisen will, dauert die Planung. Für die Sommerferien gebe es «noch 1000 Fragen zu klären», sagt Ehefrau Anja Kutter im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Nach einem schweren Skiunfall im Februar 2023 ist der Gemeindepräsident von Wädenswil ZH querschnittgelähmt. Im Nationalratssaal und seiner Gemeinde politisiert er wieder – doch bei den Ferien ergeben sich Schwierigkeiten, erzählt Ehefrau Anja. «Im Winter waren wir fünf Tage in den Ferien in Sörenberg, und ich brauchte zwei ganze Tage für die Vorbereitung. Da überlegt man sich manchmal schon, ob man nicht lieber einfach daheimbleiben soll.»

In den Sommerferien soll es nach Savognin GR gehen – wie vor dem Unfall. «Die Berge, Wandern über Stock und Stein, Velofahren, Baden im See – das war genau unser Ding», sagt Anja Kutter. Aber: «Zu realisieren, dass das nicht mehr möglich ist, war und ist sehr schmerzhaft für uns.» Nun hoffen sie, dass einige Dinge möglich bleiben. Doch Hürden gibt es beispielsweise bei der Gondelbahn. So sei unklar, ob der Nationalrat mit Elektrorollstuhl dort reinkommt. Auch die Spitex-Pflege müsse geklärt sein.

Die Tourismusorte in der Schweiz würden in Sachen Barrierefreiheit gut abschneiden, sagt Kutter. In anderen Bereichen gebe es Luft nach oben, zum Beispiel beim öffentlichen Verkehr. Sie wirbt darum für barrierefreie Routen wie die «Accessible Tour of Switzerland».

Mit Tischen Rampen bauen

Im Herbst könnten die ersten Ferien im Ausland folgen. «Momentan steht Teneriffa auf dem Plan, weil es dort in Sachen Barrierefreiheit relativ fortschrittlich sein soll», sagt Anja Kutter gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Sorgen bereitet aber der Flug. «Anscheinend kommt es bei Elektrorollstühlen aber immer mal wieder vor, dass beim Transport im Flugzeug etwas kaputtgeht. Aber wir werden es trotzdem probieren.»

Hindernisse gab es aber immer wieder. So wiegt Kutter mit dem Rollstuhl rund 280 Kilogramm. «Es ist unmöglich, ihn einfach so hochzuheben, auch nicht über einen kleinen Absatz.» Vor einem Restaurantbesuch hätten sie gefragt und es sei ihnen versichert worden, dass das Lokal rollstuhlgängig sei. «Und dann kommt man da an und dann heisst es: ‹Wir müssen den Rollstuhl nur kurz ein paar Stufen hochtragen, drinnen ist es dann barrierefrei.›» Für Kutters ging es dann wieder nach Hause. «Manchmal kann man improvisieren, wir haben auch schon mit Tischen Rampen gebaut. Inzwischen wissen wir, dass wir immer ganz genau nachfragen müssen, ob es wirklich keine Schwellen gibt.»

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