Darum gehts
- Roger Schawinski feiert Sieg für UKW-Erhalt im Parlament
- DAB nicht besser als UKW, Schweiz hätte Eigengoal geschossen
- SRG verlor täglich 500'000 Hörer in der Deutschschweiz nach UKW-Abschaltung
Es ist auch sein Sieg! Radio-Pionier Roger Schawinski (80) hat massiv für den Erhalt von UKW gekämpft. Umringt von Mikrofonen und Kameras sitzt er am Dienstag auf einem Sofa im Bundeshaus. Der Moderator, der sonst viel redet, muss nun der Parlamentsdebatte zuhören. Einfach fällt ihm das nicht. Mal entfährt ihm «Fake News», mal «Schildbürgerstreich». Nach dem Erfolg spricht er mit Blick.
Blick: Roger Schawinski, ein Erfolg für Sie!
Roger Schawinski: Die Vernunft hat gesiegt! Die Fake News, die verbreitet wurden, haben nicht funktioniert. Es hiess doch tatsächlich, UKW sei vorbei. Sie wollten die Schweiz zu einer Insel in Europa machen, zum einzigen Land, wo UKW nicht mehr stattfindet. Das hätte ausländischen Sendern Tür und Tor geöffnet.
Es ist auch ein Sieg für die Konsumenten.
Ich war schon bei Simonetta Sommaruga, als sie noch Medienministerin war. Sie sprach vom Nutzen für die Branche. Ich sagte: «Frau Sommaruga, wir haben am selben Ort begonnen: Sie beim Konsumentenschutz, ich beim Kassensturz.» Es geht doch nicht um die Branche, sondern um die Bevölkerung. Wir haben den Beweis: Alleine in der Deutschschweiz hat die SRG jeden Tag 500’000 Hörer verloren. Das zeigt doch, welche unglaubliche Bedeutung UKW hat.
Einige Tausend Autobesitzer haben ihr Radio umgerüstet und vielleicht für nichts Geld ausgegeben. Das ist keine verlässliche Politik.
Ja. Aber das sind einige Tausend. 1,7 Millionen Leute haben nicht umgerüstet, das sind viel mehr. Sie haben gewonnen.
DAB ist moderner. Ist UKW nicht veraltet?
Sicher wird UKW irgendwann vorbei sein. Wenn eine Technologie nicht besser ist als die konkurrierende Technik, ist sie weg. DAB ist aber nicht besser als UKW. Deshalb hat sich DAB nicht durchgesetzt. Das hat man im Ausland längst begriffen: Weder in Frankreich, noch in Österreich, Italien oder Deutschland will man UKW abschaffen. Die Schweiz hätte ein riesiges Eigengoal geschossen.
Was erwarten Sie von der SRG? Soll sie zu UKW zurückkehren?
Das müssen sie selbst entscheiden. Ich habe sie vor der UKW-Abschaltung gewarnt. Ich sagte: «Ihr macht die grösste Hörervernichtungsaktion ever». Sie glaubten mir nicht; sie begriffen nicht: Viele Leute hören sowohl DAB als auch UKW. An meinem Bett habe ich ein UKW-Radio, im Auto DAB.
Würde es der SRG im Kampf gegen die Halbierungsinitiative helfen, wenn sie zurückkehren würde zu UKW?
Ich habe Susanne Wille im Vorfeld gesagt, sie solle die Rückkehr ankünden. Damit hätte sie punkten können. Jetzt würde sie es quasi unter Zwang machen. Ob sie damit den Nutzen bekommt, den sie braucht, bezweifle ich. Die Umfragen sind sehr bedenklich für die SRG, es wird knapp. Sie darf keinen Fehler machen. Auf dem UKW-Verbot zu beharren, war der falsche Weg. Susanne Wille müsste ihren Service-public-Auftrag wahrnehmen. Nicht nur senden, sondern auch schauen, dass die Leute empfangen können.