«Optimierung» des Lohnsystems
Bundesbeamte sollen zum Einstieg gleich mal mehr kassieren

Der Bundesrat will das Lohnsystem der Bundesverwaltung umbauen: Automatische Lohnerhöhungen sollen wegfallen, dafür sollen die Einstiegslöhne steigen. Das Grundproblem bleibt: Gegen die Löhne in der Privatwirtschaft kommt der Bund kaum an.
Publiziert: 02.05.2025 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2025 um 14:54 Uhr
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Hohe Löhne in der Bundesverwaltung würden die Privatwirtschaft benachteiligen – gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, monieren Kritiker. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Bundesrat ändert Lohnsystem der Bundesverwaltung für mehr Marktorientierung
  • Automatische Lohnerhöhung wird aufgehoben, Anfangslöhne tendenziell höher
  • 40 Nationalratsmitglieder forderten marktgerechtere Löhne in der Bundesverwaltung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

So hat sich das Jürg Grossen (55) nicht vorgestellt. Ganz und gar nicht! Unterstützt von 40 Nationalratsmitgliedern aller bürgerlichen Parteien hatte der GLP-Präsident im vergangenen Sommer marktgerechtere Löhne in der Bundesverwaltung gefordert. Die hohen Beamtenlöhne dürften die Privatwirtschaft nicht mit ungleich langen Spiessen konkurrenzieren.

Nun hat der Bundesrat tatsächlich eine Änderung des Lohnsystems der Bundesverwaltung beschlossen. Dieses werde dadurch stärker an Lohnsysteme anderer Unternehmen angenähert und «stärker marktorientiert», verspricht die Landesregierung in einer Mitteilung vom Freitag.

Geringere Lohnerhöhungen sollen kompensiert werden

Konkret soll etwa die heute geltende automatische Lohnerhöhung hin zum Maximum der jeweiligen Lohnklasse aufgehoben werden. Diese erfolgt bisher je nach individueller Leistungsbeurteilung langsamer oder schneller. Sie kennt aber eigentlich nur eine Richtung: nach oben!

Neu soll die Lohnentwicklung einem systembasierten Modellverlauf folgen, der bei konstant guter Leistung zum Ziellohn führe. Dieser liege unter dem Lohnklassenmaximum. Bei konstant sehr guten Leistungen könnten die Angestellten das Maximum weiterhin erreichen.

Unter dem Strich bedeutet das, dass die Lohnentwicklung künftig in kleineren jährlichen Schritten erfolgen werde, rechnet sich der Bundesrat aus. Dafür hält die Landesregierung ihren Beamten ein anderes Zückerchen parat: Im Gegenzug sollen die Anfangslöhne nämlich tendenziell höher ausfallen.

«Dies dürfte sich für die Bundesverwaltung, insbesondere bei der Personalgewinnung, positiv auswirken», kommentiert der Bundesrat. Die Neuerung trage auch den im Vergleich zu früher eher kürzeren Verweilzeiten an einer Arbeitsstelle Rechnung. Allerdings: Die ungleich langen Spiesse zur Privatwirtschaft scheinen damit kaum ausgeräumt zu werden.

Der Bundesrat plant aber noch weitere Änderungen: So will er den ihm zufolge wegen der zunehmenden Mobilität nicht mehr zeitgemässen Ortszuschlag aufhaben. Dieser sollte die regionalen Unterschiede der Lebenshaltungskosten ausgleichen. Doch auch dieser bisherige Zuschlag soll neu einfach in den Grundlohn integriert werden.

«Das ist bestenfalls Kosmetik»

«Das ist alles andere als eine Optimierung des Lohnsystems! Das ist bestenfalls Kosmetik», findet GLP-Präsident Grossen. Der Bundesrat erhöhe sogar die Anfangsgehälter in der Bundesverwaltung, statt wie gefordert marktübliche Löhne einzuführen. «Es wird erstmal teurer statt günstiger.» Mit den höheren Einstiegsgehältern können kleinere und mittlere Unternehmen erst recht nicht mehr mithalten. «Damit verschärft sich die unfaire Konkurrenz durch den Bund noch weiter.»

Mittel- bis langfristig dürften sich die Lohnkosten der Bundesverwaltung mit der Systemumstellung hingegen leicht verringern, versichert der Bundesrat. Nach ein paar Jahren solle eine Überprüfung zeigen, ob sich die erwarteten Effekte auch tatsächlich eingestellt haben.

Kritisch zeigen sich auch die Gewerkschaften. Sie erkennen hinter den Anpassungen eine Umverteilung von den unteren zu den oberen Lohnklassen. So liege der künftige Ziellohn zehn Prozentpunkte unter dem heutigen Maximum. Wer das Maximum noch nicht erreicht hat, erhalte künftig weniger Lohn – ausgenommen das höhere Kader, für welches der Ziellohn auf Höhe des heutigen Maximums festgesetzt werde.

«Ein solcher Mechanismus ist für die Verbände der IG Bundespersonal nicht akzeptabel», schreiben sie. Die neuen Beamtenlöhne dürften also noch einiges zu reden geben.

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