Darum gehts
- Streit um Kopftuchverbot an Schulen in Eschenbach SG entfacht Debatte
- SVP fordert generelles Kopftuchverbot, SP sieht darin Diskriminierung
- Lehrerin mit Kopftuch für 1. und 2. Klasse vor Sommerferien entlassen
Eine Lehrerin mit Kopftuch? Für eine Gruppe von Eltern in Eschenbach SG ist das unvorstellbar. Sie üben so lange Druck auf die Primarschule aus, bis diese nachgibt: Die Frau, die nach den Sommerferien eine erste und zweite Klasse hätte übernehmen sollen, wird noch vor Ferienbeginn entlassen.
Nach dem Streit legt die St. Galler SVP nach: Sie fordert ein generelles Kopftuchverbot an öffentlichen Schulen. Lehrpersonen sollten keine sichtbar religiös geprägte Kleidung tragen dürfen, heisst es in ihrem Vorstoss. Doch ist das wirklich die Lösung? Die Debatte.
Pro: SVP-Nationalrat Mike Egger (32, SG)
«Die öffentliche Schule ist ein Ort der weltanschaulichen Neutralität. Religiöse Symbole wie das islamische Kopftuch, als Zeichen weiblicher Unterdrückung, haben dort keinen Platz.
Das Kopftuchverbot für Lehrerinnen, so wie es in Genf mit dem Einverständnis des Bundesgerichts umgesetzt wird, gilt rechtlich auch im Kanton St. Gallen. In Eschenbach hat sich gezeigt, dass es darüber in den Schulgemeinden Unsicherheiten gibt. Die St. Galler Regierung muss deshalb durch eine Regelung Klarheit schaffen.
Wer an einer staatlichen Schule unterrichtet, muss die Werte unseres Rechtsstaats vertreten. Wichtig ist insbesondere die Gleichstellung von Frau und Mann, zumal sich die Tendenz zur Islamisierung bereits in einigen Schulen bemerkbar macht.»
Kontra: Andrea Scheck (32), Präsidentin der SP Kanton St. Gallen
«Die Trennung von Kirche und Staat ist ein Schweizer Grundsatz. Er gilt für alle: Wenn wir über Religion an der Schule reden, zählt das Kreuz an der Halskette genauso wie das Kopftuch. Alles andere ist Diskriminierung.
Genau das will die SVP: mal wieder ein einseitiges Verbot, mal wieder anti-muslimische Hetze. Die Folgen sehen wir in Eschenbach: Eine junge, qualifizierte Lehrerin verliert ihre Stelle – nur weil sie ein Kopftuch trägt. Dabei war sie im Vorstellungsgespräch total offen und religionsneutral, ihr Glaube persönlich.
Es ist absurd: Uns fehlen Lehrpersonen wie noch nie – und die SVP will gute Lehrerinnen aus ideologischen Gründen ausschliessen? Wem ein Stück Stoff wichtiger ist als die Bildung seiner Kinder, hat komplett falsche Prioritäten.»