Die Digitalisierung schreitet voran. Mit ihr wird der Datenschutz immer wichtiger. Heute Vormittag sprach der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte, der Berner Adrian Lobsiger (57), an einer Medienkonferenz über sein erstes Jahr als oberster Datenschützer der Schweiz.
Er verlangt unter anderem, dass Big-Data-Applikationen wie zum Beispiel Facebook, künstliche Intelligenz und Robotik nebst ihren primären Zwecken stets auch die Nutzer im Auge behalten und vor allem deren «Ausübung des grundrechtlichen Anspruchs auf ein selbstbestimmtes und privates Leben unterstützen», wie Lobsiger in seinem Tätigkeitsbericht erwähnt.
Weiter führte er aus, man dürfe sich durch die Komplexität der Materie nicht zur «digitalen Kapitulation» bringen lassen, der Datenschutz lohne sich also nach wie vor.
BLICK hat Adrian Lobsiger am Rand der Konferenz auf den Datenschutz im Bereich der Spitäler und Gemeindeverwaltungen angesprochen. Diesen hatte letzte Woche der Zürcher Datenschützer Bruno Baeriswyl massiv kritisiert.
BLICK: Herr Lobsiger, Sie sind einerseits Datenschützer, andererseits auch Privatperson. Wie beurteilen Sie die Einschätzung des Zürcher Datenschützers, dass die Daten auf Gemeinden und in Spitälern – und damit unsere Daten – schlecht gegen Hacker geschützt sind?
Adrian Lobsiger: Es ist eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft, wie wir mit unseren Daten umgehen. Wir sollten uns täglich auch über die Risiken Gedanken machen. Es ist hilfreich, wenn in den Medien über die Sensibilisierungsarbeit der Datenschützer berichtet wird. Zum Beispiel Gesundheitsdaten: Sie werden zum Zweck der Heilung bearbeitet und dürfen nicht in die Hände von Dritten gelangen, die vielleicht ganz andere Ziele verfolgen. Deshalb sind Personen im Gesundheitsbereich angehalten, bei der Bearbeitung von Patientendaten wirksame Verschlüsselungen anzuwenden.
Wen sehen Sie im Zusammenhang mit solchen Risiken als Ansprechpartner?
Es hilft, wenn uns die staatlichen oder privaten Betriebe, die solche Daten bearbeiten, technisch und juristisch geschulte Experten als Ansprechpartner benennen können. Ich versuche aber auch immer, mich zu vergewissern, dass auch die Betriebsleitungen den Datenschutz ernst nehmen und ihren eigenen Experten Gehör schenken. Es ist wichtig, dass die öffentlichen Spitäler und lokalen Verwaltungen die Sensibilisierungsarbeit der kantonalen Datenschutzorgane ernst nehmen und weitertragen.
Was können wir einfachen Bürger machen, wenn wir Angst um unsere Daten haben?
Wir sollten uns ebenfalls mit den Risiken gedanklich auseinandersetzen. Dazu gehört, dass wir uns überlegen, was wir persönlich machen können, wenn wir solche Daten aufbewahren oder weitergeben. Für mich stehen die Verschlüsselung von E-Mails, Passwörter und die ganz banalen Einstellungsmöglichkeiten auf unseren Smartphones ganz zuoberst. Leider nehmen sich auch manche junge Leute nicht einmal die wenigen Sekunden, die es bräuchte, um personalisierte Werbung oder die Weitergabe von Standortdaten zumindest für bestimmte Apps einzuschränken. Digitalisierung und Datenschutz sind ein Lernprozess, der uns alle fordert und in dem wir uns alle gemeinsam unterstützen müssen. Wer sich beim Schutz seiner Daten nicht sicher ist, kann sich an unsere Hotline wenden.
Gerade Gesundheits- und Steuerdaten sind doch hypersensibel. Niemand möchte, dass diese Daten in Umlauf geraten.
Vor allem Gesundheitsdaten sind höchst sensibel, und dort verstehen meine kantonalen Kolleginnen und Kollegen und ich auch keinen Spass. Man muss sehen: Im Vergleich zu den analogen Zeiten sind Datenverluste heute mit einem deutlich höheren Schadenspotenzial verbunden. Wenn früher jemand Daten verloren hat, dann kamen diese vielleicht in die Hände einer Einzelperson. In der heutigen Zeit landen diese Informationen leicht im Internet und finden so weltweite Verbreitung.