Darum gehts
- Basel diskutiert Verschiebung der Sommerferien wegen zunehmender Hitze im August
- Lehrer fordern Klimaanlagen und bessere Lernbedingungen während der Unterrichtszeit
- An 10 bis 15 Prozent der Schultage ist laut Lehrpersonen kaum effizienter Unterricht möglich
Gehen Schweizer Schülerinnen und Schüler zur falschen Zeit in die Sommerferien? Die Frage beschäftigt die Politik in den beiden Basel aktuell besonders fest. Denn drücken die Kinder und Jugendlichen Mitte August wieder die Schulbank, machen sie dies ausgerechnet während der wärmsten Tage des Jahres.
Laut Meteorologen hat sich der Höhepunkt des Hitze-Horrors nämlich mittlerweile in die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 23. August verschoben. Die Ferien müssten daher später beginnen, als bereits Ende Juni, argumentiert etwa die Basler Grossrätin Sandra Bothe-Wenk (57, GLP). «Für Schülerinnen und Schüler ist es sehr unangenehm, genau dann wieder mit der Schule anzufangen, wenn es am wärmsten ist», sagt sie gegenüber «Schweiz Aktuell».
Basler Regierungsrat macht sich an die Arbeit
Während Bothe-Wenks Vorschlag damals wenig Anklang fand, scheint sich die Situation nun geändert zu haben. Sandra Eichenberger, Leiterin Kommunikation des Stadtbasler Erziehungsdepartements, bestätigt gegenüber SRF: «Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt plant derzeit, mit dem Kanton Basel-Landschaft und weiteren Kantonen Kontakt aufzunehmen und zu prüfen, ob die Ferien anders auf das Schuljahr verteilt werden könnten.»
Bothe-Wenk will das Thema jedoch nicht alleine der Politik überlassen – und auch über die Sommerferien hinaus ausweiten. «Es ist eine Chance, grundsätzlich und über das ganze Jahr zu denken, wie die Ferien verteilt werden sollen, und dann mit allen Akteuren die beste Lösung zu finden, die für alle tragbar ist und die auch die heutige Zeit widerspiegelt», sagt sie.
Situation im Unterricht damit nicht gelöst
Philipp Loretz (54), Präsident des Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland (LVB), sieht die Hitze-Problematik differenzierter. Für ihn steht nicht die Verschiebung der Ferien im Vordergrund, sondern die Verbesserung der Lernbedingungen während der Unterrichtszeit. Er weist darauf hin, dass bereits jetzt an 10 bis 15 Prozent der Schultage aufgrund der Hitze kaum effektiver Unterricht möglich sei.
«An warmen Tagen, wie heute, sind die Schüler träge und nicht aufnahmefähig», sagt Loretz. «Wenn wir nichts unternehmen, werden wir in den Sommermonaten Situationen haben, in denen effizientes Lernen nicht mehr möglich ist. Dann ist es nur noch eine Betreuung – und das ist nicht die Aufgabe der Schulen.»
Lehrer fordern Klimaanlagen
Loretz fordert sowohl langfristige Massnahmen wie Sanierungen und Neubauten mit integrierter Kühlung als auch kurzfristige Lösungen. Und trotz ökologischer Bedenken hält er den Einbau von Klimaanlagen für unumgänglich. Als Kompromiss schlägt er zumindest vor, diese mit Solarenergie zu betreiben.
Bis offizielle Massnahmen umgesetzt werden, greifen Lehrpersonen wie Loretz zu Eigeninitiative. Er hat aus eigener Tasche Ventilatoren für seine Klasse gekauft. «Es ist noch lustig: Plötzlich wollen alle in der ersten Reihe sitzen», sagt der Lehrer.