Die Fussball-WM der Frauen in Frankreich geht in die finale Runde – und bricht alle Zuschauer-Rekorde. Dass sie in Frankreich stattfindet, ist ein Glück für weibliche Fussball-Fans aus dem Iran. Denn in ihrer Heimat könnten sich die Frauen die Spiele nur daheim vor dem Fernseher anschauen – zu den Stadien haben sie keinen Zugang.
Nur einmal machte das Mullah-Regime eine Ausnahme: Am 10. November 2018, als in der Hauptstadt Teheran das Rückspiel der asiatischen Champions League zwischen Persepolis Teheran und den Kashima Antlers aus Japan stattfand, waren Frauen zugelassen.
Doch vor zwei Wochen, am 6. Juni, als in Teheran ein Freundschaftsspiel zwischen dem Iran und Syrien stattfand, wurden Frauen, die den Match im Stadion verfolgen wollten, für mehrere Stunden von den Sicherheitskräften festgehalten.
Infantino: «Alle Frauen sollen teilnehmen können»
Das will der Boss des Weltfussballverbandes Fifa, Gianni Infantino (49), nicht länger mitansehen. In einem Brief an den iranischen Fussballverbands-Präsidenten Mehdi Taj (59), in den BLICK Einsicht hatte, fordert Infantino den Iran auf, Frauen in die Stadien zu lassen.
Im Hinblick auf die im September startende Qualifikation für die WM 2022 in Katar schreibt er: «Alle iranischen und ausländischen Frauen, die dies wünschen, dürfen Eintrittskarten kaufen und an den Spielen teilnehmen.» Der iranische Verband FFIRI solle die Fifa bis zum 19. Juli informieren, «welche konkreten Schritte der FFIRI und die iranischen Staatsbehörden nun unternehmen werden, um dies zu gewährleisten», so Infantino weiter.
«Wir sind es den Frauen schuldig»
Die Weltfussballverbeand sei sich der «kulturellen Sensibilität» im Iran bewusst, «aber wir müssen hier einfach weiter Fortschritte machen», so der Walliser Infantino. «Nicht nur, weil wir es Frauen auf der ganzen Welt schulden, sondern auch, weil die Fifa aufgrund ihrer Statuten dazu verpflichtet sei.
Hintergrund des Briefs ist ein unschöner Vorfall an der laufenden Frauen-WM: Während des Spiels der neuseeländischen und kanadischen Nationalteams wurden zwei Fans aus dem Stadion geführt – weil sie für die Rechte iranischer Frauen protestiert hatten.
Aktivisten wurden abgeführt
Die beiden Fans trugen Shirts, auf denen sie verlangten, die Frauen in die Stadien zu lassen und den Kopftuchzwang abzuschaffen. Die Frau und der Mann wurden von den französischen Sicherheitskräften aus dem Stadion geworfen, weil politische Demonstrationen während Fifa-Turnieren eigentlich verboten sind.
Dennoch hat sich die Fifa gegen die Wegweisung der beiden gewehrt und das Verhalten der Stadion-Ordner als «falsch» bezeichnet. Der Protest sei nicht politisch gewesen, sondern sozial – und habe damit nicht gegen die Regeln verstossen, so der Weltfussballverband. Wie der Brief an Taj zeigt, ist es der Fifa mit der Gleichstellung der Frauen ernst.