Darum gehts
- SVP-Nationalrat beleidigt alt Bundesrätin Doris Leuthard wegen Verteidigung des AKW-Ausstiegs
- Christian Imark nennt Leuthard «ein Huhn» und kritisiert ihre Energiepolitik
- Leuthard brachte 2017 neue Energiestrategie mit schrittweisem Atomausstieg durch
Sie war das erste Bundesratsmitglied mit Elektroauto. Als Bundesrätin prägte Doris Leuthard (62, die Mitte) die Energiewende und den AKW-Ausstieg entscheidend mit. Kürzlich verteidigte Leuthard ihre Entscheide in einem Interview mit «CH Media». Dafür erhielt sie happige Kritik: SVP-Nationalrat Christian Imark (43, SO) wählte Worte, die man gegenüber Magistratspersonen in der Schweiz sonst nicht wählt: Er bezeichnete Leuthard in den sozialen Medien als «Huhn».
Der Hintergrund: Im Interview mit den «CH Media»-Zeitungen sagte Leuthard, dass sie vom Ausstieg aus der Kernenergie weiterhin überzeugt sei. Es gäbe niemanden, der in neue AKWs investieren wolle. «Die Preise für solche Anlagen sind in der Zwischenzeit noch mehr gestiegen.»
Auch Imark und Sommaruga gerieten aneinander
Für diese Aussagen hagelte es nun harsche Worte vom Solothurner SVP-Politiker Imark. «Ein Huhn ist auch nach ihrem Rücktritt ein Huhn!!! Sich beklagen, dass niemand in eine Technologie investiert, die sie selbst verboten hat?», schrieb er auf Facebook.
Dass Imark inhaltlich in Sachen Energiewende und Atomausstieg eine andere Haltung vertritt als die Aargauer Ex-Bundesrätin ist klar. Die Härte der Worte ist dennoch ungewöhnlich, selbst für das Haifischbecken Politik. Auf die beleidigende Formulierung seines Facebook-Beitrags angesprochen, dämpft er aber nicht etwa ab, sondern setzt noch mehr oben drauf. «Ich will nicht die Leistung von Hühnern schlecht machen. Diese sind immerhin produktiv und legen regelmässig Eier», spottet Imark weiter. In den politischen Aussagen von «Frau Leuthard» könne er nur Widersprüche erkennen. Ihre vergangenen Entscheidungen würden die Wirtschaft an die Wand fahren.
Ruf als rhetorischer Hardliner
Nicht umsonst hat Christian Imark den Ruf eines rhetorischen Hardliners, der sich auch im Ton vergreift. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass der Politiker Bundesrätinnen unschöne Worte an den Kopf wirft. Eingeprägt hat sich die Debatte in der «SRF Arena» zwischen ihm und der damaligen SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (65) zum CO2-Gesetz. Damals warf er ihr vor, «von einer PR-Aktion zur nächsten zu rennen».
Dieser Auftritt in der «Arena» katapultierte ihn trotz Anfeindungen ins Rampenlicht der nationalen Politik. Imark nutzte die Gelegenheit, um das Energiedossier für die SVP ins Rampenlicht zu stellen.
Auf die Frage hin, ob der gewählte Ton angemessen sei, entgegnet er: «In dieser Position muss man solche Worte aushalten können. Besonders, da sich Frau Leuthard immer wieder in die Öffentlichkeit drängen muss, obwohl sie vor Jahren zurückgetreten ist.» Wenn man das nicht ertrage, müsse man sich halt aus der Öffentlichkeit raushalten.