«Das ist eine Ungerechtigkeit!»
Hier geht es Nacktbadern jetzt an den Kragen

Schweizer Nacktbader unter Druck: In Yvonand VD wurden sie vom Strand verbannt, in Zürich fordern Anwohner per Petition ein Verbot beim beliebten FKK-Hotspot Werdinsel. Und in Österreich wächst die Sorge vor einem Ansturm nackter Schweizer Touristen.
Publiziert: 09.07.2025 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2025 um 19:55 Uhr
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Nacktbader im Tessin.
Foto: © Ti-Press / Tatiana Scolari

Darum gehts

  • FKK-Verbot in Yvonand VD sorgt für Unmut
  • Petition in Zürich fordert Schliessung des Nacktbereichs auf der Werdinsel
  • In Bregenz am Bodensee wurde kürzlich offizieller FKK-Bereich eingerichtet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Sie wollen ihr Paradies nicht aufgeben. In Yvonand VD ist das Nacktbaden seit April offiziell verboten. Doch der Strand «Petit Amérique» am Neuenburgersee gilt in der FKK-Szene als beliebter Treffpunkt – als einer der letzten Orte in der Region, an denen das Baden ohne Textilien bisher stillschweigend toleriert wurde. Entsprechend wenig Eindruck macht das Verbot auf die Stammgäste.

«Für uns ist das eine Ungerechtigkeit», sagte Besucherin Malou der Neuenburger Zeitung «Arcinfo». Auch bei Phil, der schon seit 15 Jahren am Strand badet, sorgt das Verbot für Unmut. Der Ort sei für ihn «ein kleines Stück Paradies», und er hofft, dass die Gemeinde ihre Meinung noch ändert.

«Unangenehme Situationen»

Doch die Aussichten sind düster. Die Gemeinde begründet das Verbot damit, dass das Nacktbaden in der Region zwar lange toleriert worden sei, sich die Situation zuletzt aber verändert habe. «Viele Bürger und Besucher haben uns von sehr unangenehmen Situationen berichtet», teilt die Verwaltung mit.

Bei den Nacktbadern in Yvonand sorgt das für Unverständnis. Sie fühlen sich zu Unrecht bestraft – wegen einer kleinen Minderheit, die sich danebenbenommen habe, wie selbst angereiste Besucher aus Frankreich betonen.

Petition in Zürich

Nicht nur in Yvonand geraten Nacktbaderinnen und -bader unter Druck. Auch in Zürich wurde diese Woche eine Petition lanciert, die den Nacktbereich auf der Werdinsel abschaffen will. In einem Schreiben an das Zürcher Stadtpräsidium heisst es: «Wir Anwohner und Anwohnerinnen der Werdinsel stören uns am Nacktbereich und fordern dessen Schliessung.»

Die Atmosphäre dort sei «ausschliessend», heisst es weiter. Familien würden den Bereich meiden, zudem nehme der Nacktbereich rund die Hälfte der Insel ein – das sei zu viel. Auch seien wiederholt sexuelle Handlungen beobachtet worden.

Der Brief wurde jedoch anonym verfasst – ob er tatsächlich von Anwohnenden stammt, lässt sich nicht verifizieren. Einen Problemdruck scheint es allerdings tatsächlich zu geben: Auf der Werdinsel kam es seit 2022 zu fünf Anzeigen wegen Exhibitionismus. Darüber berichtete auch der «Tages-Anzgier». Ein Polizeisprecher sagt, dass Sex im Freien zwar nicht grundsätzlich verboten sei – wenn man sich aber durch sexuelle Handlungen gestört fühle, könne man Anzeige wegen sexueller Belästigung erstatten. 

Lieber ins Ausland ausweichen?

Da Nudisten hierzulande nicht überall willkommen sind, weichen sie gerne in die Nachbarländer aus. In Genf kann man etwa einfach an das französische Seeufer fahren, wo es einen beliebten FKK-Strand gibt.

In Österreich fürchtet man sich sogar vor FKK-Touristen aus der Schweiz. In Bregenz am Bodensee wurde kürzlich entschieden, dass in einem abgegrenzten Bereich offiziell nackt gebadet werden darf. 

Im Vorfeld hatte die Erlaubnis für Aufregung gesorgt: Die Zone grenzt direkt an ein geschütztes Naturgebiet, in dem etwa das seltene Bodensee-Vergissmeinnicht blüht. Umweltschützer warnen vor einer übermässigen Beanspruchung – und vor Nacktbade-Tourismus aus der Schweiz. «Die Schweizer, die gerne nackt baden, würden dann nach Bregenz kommen. Und dann wäre das Gebiet sehr wohl belastet», argumentierte eine Umweltorganisation.

Tatsächlich zieht es FKK-Fans gerne nach Österreich. In Hard, dem Nachbarort von Bregenz, gibt es seit langem einen FKK-Bereich, für den man Eintritt zahlt. Schweizerinnen und Schweizer gehören hier zu den Stammgästen.

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