Seit Jahren streiten Krankenkassen, Ärzte und Spitäler darüber, wie viel Geld eine medizinische Leistung wert ist. Der Tarmed genannte Ärztetarif stammt aus dem Jahr 2002, und alle wissen, dass der technologische Fortschritt dazu geführt hat, dass einzelne Vergütungen nicht mehr gerechtfertigt sind. So dauert die Operation eines grauen Stars heute nur noch eine halbe Stunde – bezahlt wird der Arzt aber für eine Stunde.
Einsparungen von 700 Millionen
Da sich die Tarifpartner nicht auf ein neues Tarmed-Modell einigen konnten, zieht Bundesrat Alain Berset nun die Schraube an. Er kann in einem begrenzten Rahmen einige Positionen anpassen und tut das auch. Der SP-Gesundheitsminister hofft, dass dies ab dem kommenden Jahr zu Einsparungen von 700 Millionen Franken führt – und den Druck auf die Tarifpartner erhöht, sich doch noch zu einigen.
Das sind die wichtigsten Änderungen
Heute werden Ärzte für die gleiche Leistung unterschiedlich bezahlt – je nach ihrem Ausbildungsstand. Ein Spezialist verdient daher mehr als ein Hausarzt, auch wenn er das gleiche macht. Damit will Berset aufräumen: «Eine Leistung, ein Preis» heisst seine Devise.
Die Angaben, wie aufwendig eine medizinische Leistung ist und wie viel dafür bezahlt wird, stammen in vielen Fällen aus den 1990er-Jahren. Obwohl Medizin und Technik grosse Fortschritte gemacht haben. Für eine Katarakt-Operation (grauer Star) wird immer noch eine Arbeitsstunde berechnet, obwohl sie heute nur noch 30 Minuten dauert. Ähnlich ist es bei EKG und anderen Arztleistungen. Berset will für diese Fälle die sogenannte Minutage – den abrechenbaren Zeitaufwand – teils deutlich senken.
Ärzte können auch Zeit abrechnen, die sich nicht direkt am Patienten einsetzen, etwa für Aktenstudium, das Ausfüllen von Formularen oder Anrufe bei Ämtern. Heute ist das unbegrenzt abrechenbar, weshalb der Krankenkassenverband Santésuisse von einem «Selbstbedienungsladen» spricht. Diese Leistungen sollen künftig präziser definiert und limitiert werden.
Diese und weitere Vorschläge gibt der Bundesrat heute in die Vernehmlassung. Auf Kritik von allen Seiten darf sich Berset schon mal einstellen.