Blick liegt Mailverkehr zum Streit vor
Liess Jans-Sprecher Maturarbeit wegen SRF-Frau zensieren?

Der Sprecher von Bundesrat Beat Jans verhinderte Anfang Jahr, dass der Film einer Zürcher Gymi-Schülerin komplett gezeigt werden durfte. Neue Dokumente zeigen, dass er nicht nur inhaltliche Bedenken hatte, sondern auch persönliche Kritik störend fand.
Publiziert: 16:16 Uhr
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Aktualisiert: 18:04 Uhr
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Oliver Washington (r.) ist der Kommunikationschef von Bundesrat Beat Jans.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Mediensprecher intervenierte gegen Veröffentlichung einer Maturarbeit
  • Kommunikationschef störte sich an Kritik
  • Doch nur zwei kurze Ausschnitte sollten an der Präsentation gezeigt werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Es war eine kleine Affäre, die die Schweiz im April bewegte: An der Zürcher Kantonsschule Rämibühl durfte ein Film nicht wie geplant gezeigt werden. Gedreht hatte ihn eine Schülerin als Maturarbeit.

Das Thema der Arbeit: Die Kommunikation von Bundesrat Beat Jans (60). Im Fokus: Oliver Washington (52), Jans’ Kommunikationschef. Der Ex-SRF-Journalist hatte der Schülerin Einblick in seinen Arbeitsalltag gegeben.

Doch dann kam der Rückzieher. Washington setzte sich vehement dagegen ein, dass der Film öffentlich gezeigt wird. Der Grund für die vorgebliche «Zensur»: Die Auskunft sei im privaten und freundschaftlichen Rahmen erfolgt, erklärte Washington. Es sei vereinbart worden, dass die Arbeit nicht veröffentlicht werde. Die Schülerin habe sich nicht daran gehalten, weil die Arbeit in der Bibliothek aufliegen sollte.

Die Wogen gingen hoch.

War auch Eitelkeit im Spiel?

Nun liegen Blick Ausschnitte aus dem Mailverkehr zwischen Washington und der Rektorin der Kantonsschule vor. Die Dokumente, die Blick gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erhalten hat, zeigen: Es ging nicht nur um die Aussagen an sich, deren Veröffentlichung Washington verhindern wollte. Der Jans-Sprecher störte sich auch an der Kritik an seiner Person. Denn im besagten Film liess die Schülerin eine Drittperson Washingtons Interviewrückzug und eine weitere seiner Aussage kommentieren.

Wenn er zu Beginn gewusst hätte, dass er von dieser Person kommentiert werde, «hätte ich das Interview nicht gegeben», schreibt Washington der Rektorin. Weil er auf die Kritik nicht habe antworten können, bleibe «im Film die Deutungshoheit» bei der kommentierenden Frau. Um wen es sich bei der Frau handelt, ist nicht ganz klar, da das Departement Jans die Namen in den ausgehändigten Dokumenten schwärzte. Doch es dürfte dabei um SRF-Filmerin Kathrin Winzenried (52) gehen, die laut früheren Medienberichten auch Protagonistin im Film ist. Ex-SRF-Journalist Washington störte sich pikanterweise an der Kritik durch eine frühere SRF-Kollegin.

Auch ein Bundesjurist war involviert

Zwar hatte Washington laut früheren Medienberichten beteuert, vonseiten des Bundes habe niemand in die Maturarbeit eingegriffen. Die Dokumente zeigen nun: Washington nutzte immerhin auch Dienste des Bundes, um in der Angelegenheit voranzukommen. So konsultierte er den Rechtsdienst des Justizdepartementes und argumentierte gegenüber der Gymi-Rektorin mit den Einschätzungen des «Chefs des Rechtsdienstes des Generalsekretariates».

Auch zur Verhältnismässigkeit des Eingriffs stellen sich aufgrund der vorliegenden Dokumente Fragen: So wäre die Maturarbeit nie wirklich öffentlich gezeigt worden, sondern nur zwei kurze Ausschnitte an der Präsentation der Arbeit. Danach wäre die Arbeit «in einem abgeschlossenen Schrank» in der Schulbibliothek verschwunden, wie die Rektorin Washington versicherte. Eine Einsichtnahme wäre «in diesem Spezialfall nur möglich [gewesen] mit Bewilligung der Schulleitung». Doch erst nach den Medienberichten wehrte sich Washington nicht mehr gegen diese Lösung.

Der vollständige Mailverkehr liegt Blick allerdings nicht vor. Was Washington selbst der Schülerin schrieb, bleibt geheim. Das Departement Jans behielt diesen Teil zurück – mit Rücksicht auf die Privatsphäre der Maturandin.

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