Auslandschweizer sauer auf Moret
«Frau Moret fiel uns in den Rücken»

Keine zwei Jahre sass Isabelle Moret (46) im Vorstand der Auslandschweizer-Organisation. Jetzt hagelt es Kritik.
Publiziert: 20.08.2017 um 15:47 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:40 Uhr
FDP-Nationalrätin und Bundesratskandidatin Isabelle Moret.
Foto: Keystone
Simon Marti und Lea Hartmann

Gestern ging in Basel der Kongress der Auslandschweizer-Organisation (ASO) zu Ende. Im Vorstand der Vereinigung, die sich für die Belange der «Fünften Schweiz» einsetzt, sass bis Ende Woche auch FDP-Nationalrätin Isabelle Moret (46).

Zumindest offiziell. Vorstandskollegen der ASO werfen der Anwärterin für die Nachfolge des freisinnigen Bundesrats Didier Burkhalter (57) vor, ihr Mandat mehr schlecht als recht wahrgenommen zu haben. «Frau Moret hat an keiner Sitzung des Auslandschweizer-Rats teilgenommen», sagt Elisabeth Michel (69), die bis zu deren Abwahl am Samstag gemeinsam mit Moret in der Exekutive der ASO sass. Auch Vorstands­sitzungen habe die Liberale nur sporadisch besucht.

Seit April 2016 durchgehend entschuldigt

Sitzungsprotokolle zeigen, dass sich Moret seit ihrer Wahl im April 2016 für sämtliche Sitzungen des Rats, also des ASO-Parlaments, entschuldigen liess. Selbst ihre Wahl in den Vorstand erfolgte ohne sie. Einzig am letzten Tag des Kongresses reiste die Waadtländerin in dieser Woche nach Basel. Auch ihre Verabschiedung am Vortag hatte sie verpasst. «Wir haben sie leider nicht allzu viel gesehen», erklärte der ASO-Präsident und frühere SP-Politiker Remo Gysin (72) am Freitagabend im Plenum.

Elisabeth Michel störte sich nicht nur an Morets Absenzen, sondern an ihrer Arbeit im Vorstand: «Ich kann mich erinnern, dass sie zumindest an einer oder vielleicht zwei Sitzungen des Vorstands teilgenommen hat. Aber kaum war sie da, war sie schon wieder weg.» Ihr Eindruck sei gewesen, dass Moret keine Ahnung hatte, «um was es eigentlich ging», sie habe unvorbereitet gewirkt. «Inhaltlich hat sie jedenfalls keine Spuren hinterlassen», so Michels Fazit.

Das Desinteresse der FDP-Politikerin habe sogar schmerzliche Konsequenzen gehabt: Als der Nationalrat im Mai eine Motion verhandelte, durch die Auslandschweizern die Einrichtung eines Bankkontos erleichtert werden sollte, stimmte Moret dagegen. Der Vorstoss scheiterte. «Dabei fehlten im Nationalrat nur drei Stimmen! Frau Moret fiel uns in den Rücken», ärgert sich ­Michel.

«Es dürfte sich jemand finden, der besser qualifiziert ist»

Bis heute weiss sie nicht, warum Moret so gestimmt habe, sagt ­Michel. «Das geht einfach nicht», urteilt sie: «Wenn man ein Mandat übernimmt, muss man sich auch einsetzen.» Der Nationalrätin sei es womöglich nur darum gegangen, «ein Ämtli mehr zu sammeln».

«Mit Blick auf die Bundesratswahl ist für mich klar», so Michel: «Es gibt acht Millionen Menschen in der Schweiz. Es dürfte sich bestimmt jemand finden, der besser qualifiziert ist als Frau Moret.»

Die Vorwürfe kommen überraschend: Michel ist Mitglied der FDP international – somit eine Parteikollegin von Isabelle Moret.

Büchel: «Ich kann verstehen, dass Michel wütend ist»

Nationalrat Roland Rino Büchel (51, SG) sass gemeinsam mit Moret und Michel im Vorstand der ASO. Der SVP-Politiker bestätigt das geringe Engagement der Bundesparlamentarierin. «Dass sich Frau Michel, die sich seit Jahrzehnten für die Auslandschweizer einsetzt, wütend ist, kann ich verstehen.»

IMAGE-ERROR (image_2_5998a149b9c30)

Isabelle Moret wehrt sich per Mail: Es sei mit dem Präsidenten der ASO vereinbart gewesen, dass die Bundesparlamentarier ihrer politischen Tätigkeit den Vorzug geben, wenn Kommissionssitzungen oder die Session in Bern mit den ASO-Treffen zusammenfielen. Dies sei leider dreimal der Fall gewesen.

Auf den Vorwurf mangelnder Teilnahme an Vorstandssitzungen und ihres grundsätzlich fehlenden Engagements für die Arbeit der ASO bleibt Isabelle Moret eine Antwort schuldig. Nur so viel fügt die Bundesratskandidatin noch an: Sie freue sich nun, ihr Engagement für die Auslandschweizer als Ratsmitglied fortzusetzen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?