Ausgerechnet vor der Frauen-Fussball-EM
Bund setzt beim Sport zum Spar-Hammer an

Jugend+Sport ist das grösste und erfolgreichste Sportförderprogramm des Bundes. Nun aber will dieser die Beiträge gleich um satte 20 Prozent kürzen. Das ist für den Breitensport ein schwerer Schlag.
Publiziert: 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 12:14 Uhr
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Die Fussball-EM soll einen neuen Boom bei Mädchen und jungen Frauen auslösen. Dieser wird nun aber vom Bund torpediert.
Foto: NICOLA PITARO

Darum gehts

  • Bundesamt für Sport kürzt Jugend+Sport-Beiträge trotz Rekordbeteiligung
  • Breitensport wird Opfer seines eigenen Erfolgs
  • Ab 2026 müssen Beiträge um 20 Prozent gekürzt werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Ausgerechnet wenige Tage vor dem Anpfiff zur Frauen-Fussballeuropameisterschaft setzt der Bund beim Breitensport zur Blutgrätsche an. Denn eigentlich ist der Grossevent mit der Hoffnung verbunden, Tausende Mädchen und junge Frauen für den Fussball zu begeistern und diesem so ganz neuen Schwung zu verleihen. Nun aber werden alle die Bemühungen ausgerechnet vom Bund torpediert.

Der Bund setzt beim Jugend+Sport (J+S) zum Kahlschlag an. Dabei betont sogar das Bundesamt für Sport (Baspo) in einer Mitteilung: Es handelt sich dabei nicht nur um das grösste Sport-Förderprogramm des Bundes, sondern auch um das erfolgreichste. Im 2024 haben so viele Kinder und Jugendliche wie noch nie an J+S-Aktivitäten teilgenommen.

Unverständnis bei Sportverbänden

Nun aber wird der Breitensport Opfer seines eigenen Erfolgs. «Die Rekordzahlen und die Prognosen führen dazu, dass bei gleichbleibendem Kredit die Beiträge ab 2026 um 20 Prozent gekürzt werden müssen», meldet das Bundesamt. Erst am Donnerstagmorgen wurden auch die Sportverbände informiert.

Auf Unverständnis stösst das Sparprogramm beim Schweizerischen Fussballverband (SFV). Alleine hier belaufen sich die Förderverluste auf rund fünf Millionen Franken. «Wer im Jugendsport spart, spart an der Zukunft unseres Landes», zeigt sich SFV-Präsident Dominique Blanc enttäuscht. «Die vorgesehene Reduktion der J+S-Beiträge ist nicht nur ein fatales Signal, sondern auch eine Sparübung mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen.»

«Erschreckend» findet SP-Nationalrätin Andrea Zryd (49) die Nachricht – und entgegen den Worten des Bundesrats, wie wichtig Sport und Bewegung für Kinder seien. Für die Präsidentin der Vereinigung der Berner Sportverbände sind die J+S-Beiträge für die Sportvereine ein zentrales Element, um ihre Angebote für Kinder und Jugendliche überhaupt realisieren zu können. Noch aber bleibt ein Hoffnungsschimmer: In der Budgetdebatte im Dezember wollen sportaffine Parlamentarier versuchen, das Ruder doch noch herumzureissen.

Bewilligte Kredite reichen nicht mehr

Seit Jahren erreichen die Zahlen Rekordwerte: Über 680'000 Kinder und Jugendliche haben im vergangenen Jahr an J+S-Angeboten teilgenommen. Die Kehrseite der Medaille: Weil die vom Parlament bewilligten Kredite nicht mehr reichen würden, müssten die Subventionstarife gekürzt werden. So soll ein Defizit vermieden werden. So wurden etwa für das Jahr 2024 rund 115 Millionen Franken bewilligt – und vollständig ausgeschöpft.

Schon im laufenden Jahr hätten Beitragskürzungen nur dank Finanzkniffs vermieden werden können. Im 2026 werde das aber nicht mehr reichen. «Das prognostizierte Wachstum von J+S einerseits und die Sparvorgaben des Bundesrats andererseits (2,2 Millionen bei J+S) werden zu einem deutlichen Kreditdefizit führen», hält das Baspo fest. Das könne auch mit Steuerungsmassnahmen nicht mehr verhindert werden. Leidtragende sind die Kinder und Jugendlichen.

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