1.-Mai-Umzug zieht durch Zürich
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«Gegen Krieg und Faschismus»:1.-Mai-Umzug zieht durch Zürich

«Das macht mich wütend!»
Das war der Tag der Arbeit in der Schweiz

Am 1. Mai demonstrierten Arbeitnehmende in der ganzen Schweiz gemeinsam mit Gewerkschafterinnen und Politikern für soziale Gerechtigkeit. Erfahre hier, wer auftrat – und was für Gesprächsstoff sorgte.
Publiziert: 01.05.2025 um 10:14 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2025 um 20:41 Uhr
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1.-Mai-Umzug in Zürich.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Solidarität und Widerstand gegen Rechtsextremismus im Fokus des 1. Mai
  • Gewerkschaften kritisieren Kaufkraftverlust, steigende Mieten und fehlgeleitete politische Agenda
  • Veranstaltungen in zahlreichen Städten mit Reden von prominenten Politikern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Über 20'000 Menschen haben am Donnerstag landesweit an 1.-Mai-Kundgebungen demonstriert. Bei mehr als 50 Veranstaltungen in der ganzen Schweiz riefen die SP-Bundesräte, Gewerkschafts- und SP-Spitzen zu mehr Solidarität auf. Am Rande von Veranstaltungen kam es vereinzelt zu Sachbeschädigungen.

14'000 Teilnehmende zogen nach Angaben der Organisatoren am offiziellen 1.-Mai-Umzug am durch Zürich. In Basel haben gemäss der Schätzung eines Reporters von Keystone-SDA über 3000 Menschen an der traditionellen Kundgebung teilgenommen. Der Gewerkschaftsbund beider Basel vermeldete in einer Medienmitteilung die Zahl von über 5000 Teilnehmenden.

In Genf nahmen der Zählung einer Reporterin von Keystone-SDA zufolge 2500 Personen am 1.-Mai-Umzug teil, in Bern und Biel BE insgesamt rund 1500 Menschen. Weitere Umzüge und Veranstaltungen fanden unter anderem in Lausanne, Freiburg, Olten SO, St. Gallen und Winterthur ZH statt. In St. Gallen beteiligten sich rund 650 Menschen an der Kundgebung.

Die offiziellen Umzüge verliefen friedlich. Neben den Sozialdemokratinnen und Gewerkschaftern gesellten sich allerdings weitere Gruppierungen zu den Umzügen, die Sachbeschädigungen und Sprayereien verursachten.

Scharmützel in Zürich

In Zürich nahmen mehrere hundert zum Teil vermummte Personen aus der linksautonomen Szene, die Böller und Rauchpetarden zündeten, am Umzug teil. Entlang der Umzugsroute kam es zu Sprayereien an Schaufenstern und Fassaden.

Im Nachgang zur offiziellen Kundgebung kam es in Zürich zudem bei Nachdemonstrationen mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Eine Demonstrantin verletzte sich laut der Polizei auf der Flucht, als sie nach der Durchquerung der Sihl am anderen Ufer aus dem Wasser kam und eine Böschung hinaufklettern wollte.

Tomaten-Aktion in Basel

Der Basler Zug wurde von revolutionär-antikapitalistischen Gruppierungen sowie von Palästina-Aktivistinnen und -Aktivisten angeführt. Ein paar Hundert Personen des antikapitalistischen Blocks und der Palästina-Bewegung bewarfen im Anschluss aber Tomaten gegen die Fassade des UBS-Sitzes und gegen die wenigen Kastenwagen der Polizei. Diese hielt sich zurück.

Auch in Winterthur verübten vermummte Demonstrierende vereinzelte Sprayereien. Die Stadtpolizei Winterthur hat zwei Tatverdächtige vorläufig festgenommen, wie sie mitteilte. Sie schätzte den Sachschaden auf rund 5000 Franken.

Scharfe Kritik am Bundesrat von Wermuth

In den Parolen wurde angeprangert, dass die extreme Rechte auch in der Schweiz die politische Agenda vereinnahmt habe. Der traditionelle Mobilisierungstag der Arbeiterinnen und Arbeiter bekomme dadurch eine andere Dimension, sagte der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Pierre-Yves Maillard, in seiner Rede in Le Sentier VD.

«Überall dort, wo die rassistische Rechte im Vormarsch ist, sind Grundrechte, Menschenrechte und lange erkämpfte Freiheiten in Gefahr», sagte die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, Vania Alleva, in ihrer Rede in Zürich.

Viel Kritik wurde auch an US-Präsident Donald Trump geübt. SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer warf dem Bundesrat vor, er biedere sich bei Trump an. Es sei offensichtlich, worum es dem US-Präsidenten und seinen Verbündeten gehe, sagte Meyer in ihrer Ansprache: Um noch mehr Macht und Milliarden für sich selbst. Auch SP-Co-Präsident Cédric Wermuth kritisierte bei seiner Rede in Liestal den Bundesrat. Dieser betreibe «verantwortungslose Geschäftemacherei».

SP-Bundesräte mit markigen Worten

Bundesrat Beat Jans rief in seiner Rede an der 1.-Mai-Feier in Olten SO zu mehr Engagement, Achtsamkeit und Solidarität auf. «Wir dürfen uns von den Negativ-News aus aller Welt und den Windböen von rechts nicht niederdrücken lassen», sagte Jans. Es brauche mehr Optimismus.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider prangerte an der 1.-Mai-Feier in Freiburg die Serie von Femiziden in der Schweiz an. Die Situation sei inakzeptabel, sagte die SP-Magistratin am Donnerstag gemäss Redetext. «14 Frauenmorde in den letzten fünf Monaten! Das macht mich wütend.» Hinzu kämen die versuchten Tötungen, die es Woche für Woche gebe.

01.05.2025, 19:29 Uhr

Das war der 1. Mai aus politischer Sicht

In zahlreichen Städten und Gemeinden der Schweiz wurde heute der Tag der Arbeit gefeiert – und mancherorts dauern die Veranstaltungen noch an. Die Gewerkschaften stellten den 1. Mai dieses Jahr unter das Motto «Solidarität statt Hetze – gemeinsam stark». 

Foto: keystone-sda.ch

Was Rang und Namen hat in Gewerkschaften und linken Parteien, trat heute auf. Die grösste Kundgebung fand traditionell in der Stadt Zürich statt. Laut Angaben der Organisatoren nahmen rund 14'000 Personen daran teil.

01.05.2025, 19:22 Uhr

Kundgebung in St. Gallen musikalisch begleitet

Zum Tag der Arbeit haben am Donnerstagabend in St. Gallen gemäss Zählung der Veranstalter 650 Menschen demonstriert. Die Kundgebung unter dem Motto «Solidarität statt Hetze» verlief friedlich. Der Demonstrationszug durch die St. Galler Innenstadt wurde angeführt von Ständerat und Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard (SP) sowie Nationalrätin Barbara Gysi (SP). Traditionell begleitete die Band La Banda di San Gallo die Kundgebung musikalisch.

01.05.2025, 18:36 Uhr

«14 Frauenmorde – das macht mich wütend!»

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider hat an der 1.-Mai-Feier in Freiburg die Serie von Femiziden in der Schweiz angeprangert. Die Situation sei inakzeptabel, sagte die SP-Magistratin.

Foto: KEYSTONE

«14 Frauenmorde in den letzten fünf Monaten! Das macht mich wütend», sagte sie. Hinzu kämen die versuchten Tötungen, die es Woche für Woche gebe. Baume-Schneider rief dazu auf, gemeinsam für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der Frauen frei über ihren Körper bestimmen könnten und in der sexuelle Gewalt keinen Platz habe.

Baume-Schneider begrüsste, dass es nach dem Femizid am 10. April im freiburgischen Epagny zu einer gesellschaftlichen Mobilisierung gegen Femizide gekommen sei. In ​Epagny​ hatte ein Mann seine Frau umgebracht und sich dann selber getötet.

01.05.2025, 17:53 Uhr

Markige Worte auch in Bern

«Solidarität statt Hetze, gemeinsam stark»: Unter diesem Motto haben Linke und Gewerkschaften auch im Kanton Bern den Tag der Arbeit begangen. In Bern und Biel demonstrierten insgesamt rund 1500 Menschen für Zusammenhalt und soziale Gerechtigkeit. 

Foto: Dario Greco, Keystone-SDA

In Bern führte der Umzug von der Altstadt auf den Bundesplatz. Unter den über tausend Teilnehmenden war auch die Berner Stadtpräsidentin Marieke Kruit (SP). Vor dem Bundeshaus gab es unter blauem Himmel Gratis-Risotto, Musik und Ansprachen. Das Wort ergriffen unter anderem die Berner Regierungsrätin Evi Allemann und der frühere St. Galler SP-Ständerat Paul Rechsteiner.

01.05.2025, 17:10 Uhr

Schmezer fehlen Volksvertreter im Parlament

Der neue SP-Nationalrat Ueli Schmezer hat an den 1.-Mai-Feiern in Burgdorf und Langenthal über seine ersten Erfahrungen als Parlamentarier berichtet. Aus seiner Sicht gibt es zu wenig Volksvertreter im Nationalrat. Damit meine er «solche, die wirklich die Bevölkerung vertreten», sagte Schmezer gemäss schriftlichen Unterlagen. 

Foto: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Erschreckend sei zudem «die Faktenlosigkeit, mit der im Parlament immer wieder argumentiert wird». Schmezer sitzt seit März im Nationalrat. Er rutschte für Matthias Aebischer nach, der in die Berner Stadtregierung gewählt worden ist.

01.05.2025, 15:36 Uhr

Bundesrat Jans gegen «Windböen von rechts»

Bundesrat Beat Jans hat zu mehr Engagement, Achtsamkeit und Solidarität aufgerufen. In seiner Rede an der 1.-Mai-Feier in Olten SO sagte der SP-Politiker, es brauche Optimismus. «Wir dürfen uns von den Negativ-News aus aller Welt und den Windböen von rechts nicht niederdrücken lassen», sagte Jans.

Beat Jans singt an der 1.-Mai-Feier in Olten gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden «Die Internationale». (Keystone-SDA)
Foto: keystone-sda.ch

Abschottung, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit seien noch nie Lösungen gewesen. Sie setzten der Orientierungslosigkeit nichts entgegen, sondern verstärkten sie. «Es gibt nur eine Antwort auf Orientierungslosigkeit: Solidarität - in der Schweiz und international.» In seiner Rede erinnerte Bundesrat Jans auch an zwei kürzlich verstorbene Schweizer Persönlichkeiten, an den Solothurner Schriftsteller Peter Bichsel und an die Genfer SP-Politikerin Christiane Brunner.

«Werden uns nicht niederdrücken lassen»
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Beat Jans an 1.-Mai-Feier:«Werden uns nicht niederdrücken lassen»
01.05.2025, 15:23 Uhr

Läderach schützt sich vor Attacken am 1. Mai

In den letzten Jahren war die Läderach-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse zum 1. Mai immer wieder Ziel des Schwarzen Blocks geworden. Die Scheiben wurden eingeworfen und versprayt. Grund dafür ist, dass Gründer Jürg Läderach sich aktiv gegen Abtreibungen und gegen die Ehe für alle einsetzt. 

Eine Zerstörung wie letztes Jahr wollte man verhindern. (Archivbild)
Foto: keystone-sda.ch

Dieses Jahr wollte man vorbereitet sein. Die Filiale wurde verbarrikadiert und eingepackt.

Aus Angst vor erneuten Attacken am 1. Mai hat Läderach dieses Jahr vorgesorgt.
Was man von der Einstellung des Chocolatiers hält, wollten die Chaoten trotzdem kundtun und versprayten die Abdeckung.
01.05.2025, 15:00 Uhr

Wermuths 1.-Mai-Rede

Foto: keystone-sda.ch

Auch SP-Co-Präsident Cédric Wermuth hält eine Rede zum Tag der Arbeit. Vor versammeltem Demonstrationszug in Liestal richtet er seine Kritik – genau wie Kollegin Mattea Meyer – gegen den Bundesrat und die Trump-Regierung. 

«Während sich die Welt gegen Möchtegern-Diktatoren wie Trump auflehnt, versucht der Schweizer Bundesrat sich durch die Lücken zu wursteln, um noch den letzten Franken Business auch mit den übelsten Typen rauszuholen, den man rausholen kann», regt sich Wermuth auf. Die Schweiz falle der Europäischen Union in den Rücken, anstatt solidarisch mit den Europäerinnen und Europäern hinzustehen.

Die Rechten gäben sich zwar als Vertreter des kleinen Mannes, betrieben in der Realität jedoch Politik für Superreiche. «Jedes Mal, wenn wir ein gesellschaftliches Problem lösen wollen, war die einzige Antwort mehr Wettbewerb, mehr Konkurrenz unter den Lohnabhängigen, mehr Ellenbogengesellschaft», kritisiert der Sozialdemokrat.

Er rief dazu auf, dafür zu kämpfen, dass die demokratische Politik für die Menschen Partei ergreife und nicht für die Eliten. «Wenn wir solidarisch zusammenstehen, wenn wir uns nicht spalten lassen, dann gewinnen wir.»

01.05.2025, 14:20 Uhr

SP-Wasserfallen spricht in Biel

Auch in Biel findet eine 1. Mai-Feier statt. Diese begann am frühen Nachmittag mit mehreren Hundert Personen. In der Westschweizer Stadt sprach heute die SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen. 

Foto: keystone-sda.ch

Soziales Engagement und solidarisches Verhalten seien das Gebot der Stunde. «Gemeinsam stehen wir hin, wenn die ausländische Bevölkerung zum Sündenbock gemacht wird und die gefährliche Abschottungsinitiative der SVP den Lohnschutz angreift», sagte Wasserfallen laut Redetext.

Es brauche Widerstand gegen eine menschenverachtende Migrationspolitik, die Arbeitskräfte wie früher beliebig holen und wegschicken wolle. Die Lösung liege nicht in der Abschottung, sondern in einer starken Partnerschaft mit Europa – begleitet von griffigen Lohnschutzmassnahmen.

01.05.2025, 13:59 Uhr

Meyer schimpft über US-Regierung

Foto: keystone-sda.ch

An der Kundgebung in Winterthur hält SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer eine mitreissende Rede, in der sie zum Widerstand gegen die Politik der US-Regierung aufruft. Dem Bundesrat knallt sie Vorwürfe an den Kopf: Denn der lasse seit Januar keine Gelegenheit aus, dem «US-Regime die Füsse zu küssen». Das sei der falsche Weg. Man solle viel mehr auf die EU als Verbündeten setzen.

Der Trump-Regierung gehe es nur um Geld und Macht, so die Nationalrätin. Tesla-Gründer Elon Musk oder Meta-Chef Mark Zuckerberg biete Trumps Regierung die Möglichkeit, demokratisch beschlossene minimale Regeln zu Arbeitsrechten, Umweltstandards und Menschenrechten aus dem Weg zu räumen. «Was wir in den USA sehen, ist die altbekannte Verbrüderung des Kapitals mit einer anti-feministischen, anti-ökologischen, anti-demokratischen Politik, die nur eines kennt: Unterwerfung.» Sie fordert deshalb den Mut, aufzustehen und Widerstand zu leisten.

01.05.2025, 13:43 Uhr

Wasserfallen (FDP) prangert Sachbeschädigungen an

FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen findet, dass «der 1. Mai von bizarren linksextremen Kreisen gekapert» wird. Auf der Plattform X prangert er ausserdem die «Anwendung von Gewalt» an. Das findet er – in Emojisprache – zum Kotzen.

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