Das hätte nicht an die grosse Glocke gehängt werden sollen. Die Befürchtungen bewahrheiten sich, dass das SRF mehr Radioleute nach Zürich verbannt, als man die Öffentlichkeit stets glauben machen wollte.
Geplant war, am nächsten Mittwochmittag über die Umzugsentscheidung von SRF zu informieren. Genau dann, wenn alle Augen auf die Bundesratswahlen gerichtet sind. Dieser Plan klappte nicht. Zu früh sickerte die Absicht der SRF-Chefetage durch. «Wochenzeitung»-Journalist Yves Wegelin berichtete die Nachricht auf Twitter. Dass das wohl passieren würde, hätten die Radiobosse merken müssen.
Schliesslich waren es just die Parteipräsidenten von links bis rechts, die sich über die gross angelegten Umzugspläne empört hatten. Noch im November versuchte SRF-Direktorin Nathalie Wappler (51) die Gemüter zu beruhigen und kündigte an, dass In- und Auslandredaktion in Bern bleiben werden. Auch die Radio-Aushängeschilder «Echo der Zeit», «Rendez-vous» und «Tagesgespräch» sollen weiterhin in der Bundesstadt produziert werden.
Grösserer Aderlass
Ungewiss war hingegen stets die Zukunft des Infosenders SRF 4 News. Jetzt ist klar: Die SRF-Geschäftsleitung wird am Dienstag im Rahmen der neuen Audiostrategie über den künftigen Standort der Berner Radioredaktionen entscheiden. Als ausgemacht gilt, dass die 30 Mitarbeitenden von SRF 4 News ihre Zelte in Bern abbrechen müssen. Doch damit nicht genug.
Es zeichnet sich ein grösserer Umzug ab. «Leider müssen wir befürchten, dass auch die 40-köpfige Nachrichtenredaktion von der Aare an die Limmat umziehen muss», sagt Jérôme Hayoz (40), Zentralsekretär der Schweizer Gewerkschaft der Medienschaffenden (SSM).
Dass Wappler am Dienstag persönlich informiere, deute stark darauf hin, dass neben SRF 4 News noch ein weiterer Teil der Informationsressorts von Bern abgezogen werde.
Keine Lust auf Glühwein
Würden beide Redaktionen nach Zürich verlegt, verblieben nur noch etwa 130 SRF-Angestellte in Bern. So oder so: Am Mittwochabend lädt die SRF-Spitze die Mitarbeitenden zu Glühwein ein. Viele Radio-Mitarbeiter werden nicht eben in Weihnachtsstimmung sein.