Darum gehts
- Bisher 30'000 Quadratmeter Fläche geräumt
- 3500 Bruttotonnen Munition im Schuttkegel vermutet
- Ab 2032 dürfen im Sicherheitsperimeter keine Menschen wohnen
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat im Talboden vor dem ehemaligen Munitionslager im Dorf Mitholz im Berner Oberland hunderte Kilogramm Munition entfernt. Bis Ende September räumte es in zwei Bereichen 30'000 Quadratmeter, was der Fläche von vier Fussballfeldern entspricht, wie VBS-Projektleiter Adrian Goetschi vor den Medien bekanntgab.
Das VBS informierte am Donnerstagabend auch die lokale Bevölkerung in Mitholz über den Projektstand und die Fortschritte im Zusammenhang mit der Räumung des ehemaligen Munitionslagers der Armee. So bargen Spezialisten des VBS 69 Munitionsobjekte mit Kalibern grösser als 20 Millimeter. Die geborgenen Munitionsteile hatten ein Gewicht von rund 750 Kilogramm. Allein neben dem Schulhaus Mitholz fand das VBS rund 50 Granaten in einer Tiefe von bis zu 30 Zentimetern.
31 Personen müssen noch umziehen
Ab dem Jahr 2032 dürfen im als Sicherheitsperimeter definierten Bereich keine Menschen mehr wohnen. Gemäss Matthias Matti, dem stellvertretenden Projektleiter des VBS, leben dort heute noch 31 Menschen. «Die Gespräche verlaufen auf Augenhöhe», sagte er.
Für fast alle sei bereits eine Lösung gefunden worden. Viele von ihnen würden sich in Kandergrund und Umgebung ein neues Zuhause bauen. «Praktisch alle werden nach Mitholz zurückwollen», sagte Matti weiter. Aufgrund der Zeitspanne des Projekts werde das dann aber vermutlich erst für nachfolgende Generationen ein Thema.
Plangenehmigungsverfahren wird gestaffelt
Weiter hat das VBS in diesem Sommer den Bahnstollen, den es dereinst freilegen will, temporär verfüllt. Dies sei nötig, damit es die darüberliegende Fluh abtragen könne, sagte Goetschi. Die Verfüllung soll ein Absacken der Fluh verhindern.
Das Plangenehmigungsverfahren will das VBS neuerdings gestaffelt durchführen. Damit sollen die Bauarbeiten für die Schutzgalerie der Eisenbahn zeitlich mit dem Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels abgestimmt werden können. Das erste Verfahren soll Mitte 2026 starten.
Die Lötschberg-Bergstrecke der Bahn, die unmittelbar vor dem Lager hindurch verläuft, soll mit einer Galerie geschützt werden. Diese wird nach erfolgter Räumung wieder abgebrochen. Auch soll die Nationalstrasse verlegt und in einen Schutztunnel geführt werden, der zukünftig als Ortsumfahrung dient.
1947 kam es zum Unglück
Im Dezember 1947 war es im ehemaligen Munitionslager der Armee bei Mitholz zu grossen Explosionen gekommen. Das Depot stürzte teilweise ein, neun Menschen starben durch Felsbrocken, die durch die Luft geschleudert wurden. Dutzende Häuser wurden zerstört.
Das VBS geht davon aus, dass in den eingestürzten Teilen der Anlage und im Schuttkegel heute noch 3500 Bruttotonnen Munition mit einigen hundert Tonnen Sprengstoff liegen. Die bei der Explosion aus der Anlage herausgeschleuderte Munition flog teilweise mehrere hundert Meter weit und drang bis einen Meter tief in den Boden ein.