Ex-Moderatorin Beatrice Müller kritisiert Abbau bei «Tagesschau»
«Einsparungen stehen in keinem Verhältnis zum Schaden»

SRF baut 75 Stellen ab, dabei fallen auch Ausgaben der «Tagesschau» dem Sparhammer zum Opfer. Beatrice Müller findet diesen Entscheid falsch.
Publiziert: 24.09.2024 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2024 um 17:57 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • SRF kürzt bei Tagesschau und Produktion
  • Beatrice Müller kritisiert Sparplan als schädlich
  • Hauptausgabe erreicht durchschnittlich 565'000 Zuschauer, Mittagsausgabe nur 54'000
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Dass bei der «Tagesschau» gespart wird, kann Beatrice Müller nicht nachvollziehen. Sie präsentierte die SRF-Informationssendung von 1997 bis 2013.
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Das SRF muss sparen. Aufgrund schwieriger Verhältnisse im Werbemarkt und der Teuerung werden am Leutschenbach bei Informationssendungen und der Produktion der Gürtel enger geschnallt. Betroffen sind auch die Mittags- und Vorabendausgabe der «Tagesschau», die wochentags durch moderierte Newsflashes ersetzt werden. Die Mittagsausgabe am Wochenende wird gar ganz gestrichen.

Eine, die den Sparplan von SRF überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist Beatrice Müller (63), die von 1997 bis 2013 die «Tagesschau» präsentierte. «Dieser Entscheid ist aus meiner Sicht falsch», sagt die heute als Kommunikationstrainerin tätige Medienfrau auf Anfrage von Blick. Sie erinnert, dass die «Tagesschau» die «traditionell wichtigste Informationssendung des Fernsehens» sei. «Wenn man bei der Tagesschau beginnt zu sparen, gibt man einen der grössten Trümpfe der SRG aus der Hand – und das ist die kontinuierliche seriöse Information.» Auch die «Tagesschau am Mittag» und die Ausgabe am Vorabend hätten ein grosses Publikum, sagt sie. 

«Reine Kosmetik»

Mit dem Abbau wolle man im Leutschenbach demonstrieren, dass man den Sparauftrag ernst nehme «und auch bei der Information spart. In meinen Augen ist das reine Kosmetik.» Gespart werden könne so nicht, «höchstens einige Überstunden beim Personal», meint Müller. «Diese Einsparungen stehen in keinem Verhältnis zum Schaden, den man mit dem reduzierten Informationsangebot anrichtet.»

Der Entscheid spiele auch den Gegnern der SRG in die Hände. Diese würden hoffen, «dass damit weniger Leute das umfangreiche Angebot der Tagesschau und mehr Leute das doch bescheidenere Angebot der privaten Sender sehen», sagt Müller. Für sie sei aber in Zeiten von kursierenden Falschinformationen im Internet «die seriös aufbereitete Information von höchster Wichtigkeit. Und seriöser Journalismus hat seinen Preis.»

Mittags- und Vorabendausgabe haben tatsächlich viel kleineres Publikum als Hauptausgabe

Der Ersatz der Mittags- und Vorabendausgaben der «Tagesschau» durch moderierte «Newsflashes» sei wegen der geringen Nutzung so entschieden worden, betonte Nathalie Wappler (56) am Montagnachmittag bei einer Medienorientierung. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Hauptausgabe um 19.30 tatsächlich ein viel grösseres Publikum erreicht als die anderen Ausgaben.

Im ersten Halbjahr 2024 haben dort durchschnittlich 565'000 Personen eingeschaltet und für einen Marktanteil von fast 50 Prozent gesorgt. Bei der Mittagsausgabe waren es lediglich 54'000 Zuschauende, respektiv 17,3 Prozent vom Gesamtpublikum. 

Für Wappler stellt der Abbau bei der «Tagesschau» «kein Qualitätsabbau» dar, sagte sie am Montagnachmittag. «Das Informationsangebot bleibt einer unserer wichtigsten Eckpfeiler.»

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