Darum gehts
- DJ Bobo wollte die Schweiz zum ESC-Erfolg führen, scheiterte jedoch
- Trotz hoher Erwartungen und Favoritenrolle schied er im Halbfinale aus
- 90 Prozent Zustimmung in Blick-Voting für DJ Bobos ESC-Teilnahme
Was ist genau passiert?
Er sollte die Schweiz wieder zum ESC-Erfolg führen: Nachdem der von Ralph Siegel (79) komponierte Titel «If we all give a little» der international für den Anlass zusammengestellten Band Six4one am Eurovision Song Contest (ESC) 2006 in Athen nur den 17 Platz erreichte, wollte DJ Bobo (57) die Sache richten. «Wenn das Schweizervolk will, singe ich nächstes Jahr am Eurovision Song Contest in Helsinki», versprach er im Oktober 2006.
Nur wenige Tage später, nach einem von Blick durchgeführten Voting mit 90 Prozent Zustimmung, verkündete er bei einer grossen Pressekonferenz: «Ja, ich nehme den Auftrag des Schweizervolkes an!» und reichte damit seine Bewerbung beim Schweizer Fernsehen ein.
Im Februar 2007 wurde schliesslich im Verkehrshaus DJ Bobos ESC-Song «Vampires Are Alive» präsentiert. Er gab sich optimistisch: «Ich konnte das, was wir eh immer auf die Bühne bringen, auch hier einsetzen. Also 100 Prozent DJ Bobo.»
Bei seinem Abflug an den Song Contest in Helsinki – die finnische Rockgruppe Lordi hatte den ESC im Vorjahr in ihre Heimat geholt – war er der Favorit auf den Sieg. «Der Song gefällt mir, ich gebe ihm gute Chancen», adelte sogar Björn Ulvaeus (79) von Abba den Beitrag des Schweizer Superstars.
«Wir hatten das Gefühl, die Schweiz hat gute Chancen zu gewinnen», erinnert sich Beni Thurnheer (75), der damalige ESC-Kommentator, an die Zeit in Helsinki. «Aufgrund seiner Karriere hatten wir das Gefühl, er könne aus allen Ländern Stimmen bekommen. Dies war am Ende ja nicht so. Ich weiss noch, wie DJ Bobo zwei Tage, bevor es losging, zu mir sagte: Weisst du Beni, wir werden Geschichte schreiben. So oder so.» Auch gegenüber Blick äusserte sich DJ Bobo optimistisch: «Man muss realistisch sein: Ein Sieg ist fast unmöglich. Wir sind jedoch sicher, dass wir ganz vorne mitspielen werden.»
10. Mai 2027, DJ Bobo startet im damals noch einzigen Halbfinale des Eurovision Song Contests, tritt gegen 27 andere Länder an und kämpft um 10 Finalplätze. «Er war ein Profi unter lauter Amateuren», erinnert sich Beni Thurnheer. «Im Nachhinein denke ich, DJ Bobo hat die ganze Sache vielleicht etwas unterschätzt. Er wurde erst nervös, als es gezählt hat, und hat auch einige Töne nicht getroffen. Das war damals noch wichtiger als heute.»
Als die zehn Finalisten ohne die Schweiz verkündet wurden, realisierte Thurnheer, was passierte. «Ich sass ungläubig da und verstand die Welt nicht mehr.» Blick titelte «Vampire eingesargt». Und doch sei die Stimmung nicht im Keller gewesen. «Man merkte, dass der ESC für DJ Bobo nur eine Station von vielen war.»
Warum ist das Thema so wichtig?
Mit DJ Bobo sollte ein bekannter Name die Schweiz zurück zum ESC-Erfolg führen. Die Geschichte ist aber ein weiterer Beweis dafür, dass es nicht reicht, einen bekannten Act am grössten Musikwettbewerb der Welt ins Rennen zu schicken.
Was ist seither passiert?
Bis 2019 blieb die Schweiz mehr oder weniger erfolglos am ESC. Einzig 2010 und 2014 konnte man sich fürs Finale qualifizieren. Danach wurde der Auswahlprozess geändert und Marktforschung miteinbezogen. Das Ergebnis lässt sich sehen: 2019 holte Luca Hänni (30) den vierten Platz, 2021 Gjon's Tears (26) den dritten und 2024 Nemo (25) sogar den Sieg.
Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.
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