Darum gehts
Am 12. Juni fällt die erste Klappe zum Spielfilm «Love Roulette» nach einem Drehbuch von Yvonne Eisenring (37). Die Bestseller-Autorin und Erfolgs-Podcasterin – im Oktober 2025 tritt sie mit «Zivadiliring» im Hallenstadion in Zürich auf – spielt auch die Hauptrolle. Das ist nur vordergründig überraschend. Als Schauspielerin zu arbeiten, war schon ein Kindheitstraum von Eisenring. Blick hat sie in Zürich zum Interview getroffen.
Blick: Sind Sie Ihrem Credo, immer erst ab 12 Uhr zu arbeiten, heute untreu geworden?
Yvonne Eisenring: Einhalten kann ich es aktuell nicht wirklich. Wir sind gerade Tag und Nacht mit den Vorarbeiten zu unserem Film beschäftigt. An mein Credo glaube ich aber fest.
Dann sind Sie in der Schule früher sicher auch angeeckt?
Der Morgen war noch nie meine beste Zeit. Im Gymi kam ich jeden Tag zu spät, obwohl ich einen kurzen Schulweg hatte. Einen ganzen Tag stillsitzen und aufmerksam sein, war für mich schwierig. Ich vermute, dass es mit meiner Hochsensibilität zusammenhängt. Ich kann in kürzerer Zeit viel aufnehmen oder auch produzieren. Mein Verlag sagt zum Beispiel, ich sei eine der schnellsten und effizientesten Autorinnen. Aber meine Batterie ist auch schneller leer. So ein Schultag hat mich immer völlig geschlaucht.
War Ihre Situation zusätzlich speziell, weil Sie aus einem Lehrerhaushalt stammen?
Meinen Eltern war es zum Glück nicht wichtig, dass ich gute Noten bekam. Ich hatte in den letzten zwei Schuljahren auch so viele Absenzen, dass es ein Wunder war, dass ich die Matur überhaupt bestand. Ich hatte eine Hauptrolle in einem Musical, spielte in einer Nebenrolle in einem Kinofilm und machte beim Schultheater mit. Ich war auch noch Pfadileiterin, spielte Klavier und ging ins Modern Dance. Für die Schule blieb gar keine Zeit (lacht).
Heute kennen wir Sie als erfolgreiche Autorin und Podcasterin. Dass Sie nun in einem Film die Hauptrolle spielen, ist aber nur auf den ersten Blick überraschend.
Eigentlich kehre ich damit zu meiner ersten Liebe zurück. Nach dem Gymi wollte ich eine Schauspielausbildung machen und bewarb mich am Schauspielhaus Zürich für einen einjährigen Vorkurs. Es gab sicher 150 Bewerbungen. Als ich nach zwei Tagen unter den letzten 15 war, sagte uns die Schulleiterin, bei einer Aufnahme könnten wir unser Privatleben praktisch vergessen. Das war für mich eine entsetzliche Vorstellung. Mein Privatleben war mir heilig, ich wollte meine Freundinnen und Freunde treffen und ich war gerade frisch verliebt, in meinen ersten Freund. Ich sagte der Schulleiterin, dass ich das nicht könne und gab die Schauspielerei auf. Ich bereue diesen Entscheid nicht, er war damals richtig, aber ich freue mich, jetzt zu dieser ersten Liebe zurückzukehren. Es heisst auch nicht, dass alles dazwischen ein Umweg war. Alles, was ich bisher tat, passte zu dieser Phase meines Lebens.
Was war zuerst? Ihr Drehbuch oder Ihre Verpflichtung vor der Kamera?
Stefan Jäger, der Produzent von Tellfilm, sagte mir 2019, er habe mein erstes Buch gelesen. Ob ich mir vorstellen könne, ein Drehbuch zu schreiben. Ich sagte damals zu und entwickelte das Drehbuch Stück für Stück mit einer Dramaturgin. 2023 kam der Regisseur Chris Niemeyer dazu. Anfang 2024 war das Casting für die weibliche Hauptrolle. Und ein halbes Jahr später wurde die männliche Hauptrolle gecastet und mit Max Hubacher besetzt.
Das heisst, Sie mussten sich wirklich für Ihren «eigenen» Film bewerben?
Ja, ich nahm wie auch einige erfahrene Schauspielerinnen ganz normal am Casting teil, sagte aber dem Regisseur und dem Produzenten mehrmals, sie sollen sich nur für mich entscheiden, wenn sie mir die Rolle wirklich zutrauen. Der Film ist mir als Gesamtprojekt wichtiger, als dass ich die Hauptfigur verkörpere. Aber natürlich freute mich der Zuschlag enorm.
Doch Sie hatten auch Zweifel?
Klar. Es ist ein Schritt, der mich einiges an Überwindung gekostet hat. Als Autorin kann ich mich hinter einem Buch verstecken und als Podcasterin hören die Leute nur meine Stimme. Als Schauspielerin ist das anders. Auch wenn ich eine Rolle spiele, bin ich sehr exponiert. Handkehrum habe ich mich schon ein paar Mal dafür entschieden, etwas Neues zu wagen. Ich war zuerst Journalistin, dann schrieb ich Bücher, später Theaterstücke, irgendwann begann ich mit Podcasts. In der Schweiz ist das untypisch, bei uns gilt das Motto «Schuster, bleib bei deinen Leisten». Dem stimme ich nicht zu. Bis jetzt hat es jedenfalls gut so geklappt und all diese Dinge sind ja verwandt miteinander. Häuser werde ich keine bauen.
Was passierte, als klar war, dass Sie als Drehbuchautorin auch die Hauptrolle spielen würden?
Da habe ich als Erstes gleich alle Sexszenen rausgestrichen (lacht schallend). Die Produzentin fand dann, die Geschichte mache nun aber keinen Sinn mehr. Jetzt sind wieder ein paar drin ... (überlegt) ... fast alle.
Wie sieht es im Coaching-Bereich aus?
Da ist eine Menge passiert. Letzten Sommer habe ich an der Lee-Strasberg-Schule in New York eine Ausbildung gemacht, in München habe ich die Meisner-Technik gelernt und in Berlin und Los Angeles Workshops besucht. Nun coacht mich Pasquale Aleardi für die Rolle.
Sicher haben Sie auch Vorbilder?
Mich faszinieren Schauspielerinnen, die auch noch schreiben. Issa Rae und ihre Netflix-Dramaserie «Insecure» mochte ich zum Beispiel sehr. Phoebe Waller-Bridge mit «Fleabag» oder Lena Dunham mit ihrer Serie «Girls» ebenfalls.
Wie steht es mit Lampenfieber?
Wenn ich an unsere «Zivadiliring»-Show im Hallenstadion denke, wird mir mulmig. Was sagt man vor 10'000 Menschen? Wegen des Films habe ich hingegen kaum Lampenfieber. Ich fühle mich bei Regisseur Chris Niemeyer sehr gut aufgehoben. Er hat so viel Erfahrung und ein wahnsinnig gutes Auge. Und ich vertraue meinem Spielpartner Max Hubacher. Er ist ein Profi, durch und durch, das gibt mir Sicherheit.
Welches sind Ihre wichtigsten Kritiker?
Ganz klar meine Schwester Corinne, die auch mein Management macht. Sie ist zwei Jahre älter und 20 Jahre intelligenter als ich. Sie kritisiert nicht, weil sie zeigen will, wie schlau sie ist, sondern weil sie möchte, dass meine Arbeit besser wird. Sie hat sich auch meine Casting-Aufnahmen angeschaut und wenn sie gesehen hätte, dass ich mich blamiere oder mein Talent nicht reicht, hätte sie mir das schonungslos gesagt. Sie ist analytischer und hat eine ruhigere Art, die Welt zu betrachten. Ich bin temperamentvoller, renne eher mal los, ohne den Weg zu kennen.
Sie scheinen etwas Amerikanisches zu haben, dürfen wir das so sagen?
Ich höre oft, dass ich nicht typisch schweizerisch sei, was meine Risikobereitschaft angeht. Vielleicht, weil ich so viel in New York bin, da bekomme ich einiges von der amerikanischen Denkweise mit. Und meine Angst vor dem Scheitern ist relativ klein. Weil ich weiss, dass es nicht der Weltuntergang wäre. Ich musste mit 14 zusehen, wie mein Vater an einem Herzinfarkt starb. So etwas ist schlimm. Eine berufliche Niederlage ist ein Klacks dagegen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich gebe alles für diesen Film. Es sind viele Menschen und viel Geld involviert, das ist mir bewusst und gibt Druck. Aber es hängt kein Leben vom Erfolg des Filmes ab.
Was bedeutet Ihnen Erfolg?
Natürlich möchte ich unbedingt, dass dieser Film Erfolg hat. Doch Erfolg ist ein sehr unberechenbares, kurzes Gefühl. Für mich ist die Arbeit davor viel wichtiger als das Ziel. Eigentlich würde ich mir grundsätzlich eine andere Definition von Erfolg wünschen. Dass wir sagen, dies und das war erfolgreich, weil wir dabei besonders glücklich und erfüllt waren. Und egal, wie viel ich gerade für ein Projekt arbeite, mein Privatleben hat immer hohe Priorität. Ich schaue auch in turbulenten Zeiten, dass ich meine Freunde und meine Familie oft sehe.
Dann hat sich also gar nicht so viel verändert zu damals, als sie wegen Ihrer ersten Liebe auf den Schauspiel-Vorkurs verzichteten ...
Genau, ich würde mich auch heute noch so entscheiden. Da hat sich nicht viel geändert. Nur den Freund von damals habe ich nicht mehr (lacht).
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