Darum gehts
- Thomas Bucheli geht in Pension. SRF Meteo steht vor einer neuen Ära
- Bucheli fördert junge Talente und freut sich auf mehr Zeit mit Familie
- Bucheli moderiert noch 5–10 Mal pro Monat die quotenstärkste SRF-Sendung
Er steigt die steile Treppe aufs «Meteo»-Dach routiniert hinauf. Oben angekommen, meint Thomas Bucheli (64): «Es ist einfach schön hier. Hier hat man seine Ruhe.» Noch immer geniesst er es sehr, im Freiluftstudio stehen zu dürfen. Doch in all den Jahren, in denen er schon vom SRF-Dach aus sendet, habe sich einiges am Ausblick verändert. Grünflächen rund um den Leutschenbach sind verschwunden, dafür sind Überbauungen entstanden.
Ein Wandel fand auch bei «SRF Meteo» statt, das der Luzerner nicht nur moderiert, sondern seit nunmehr drei Jahrzehnten auch leitet. «Anfangs hatten wir nur eine Sendung, die wir jeweils am Abend moderierten», erinnert er sich. Über die Jahre sei immer mehr dazugekommen: Heute gibt es drei Livesendungen pro Tag fürs Fernsehen, die Prognosen fürs Radio und die Online-Kanäle sowie zusätzliche Einschätzungen, wann immer die Wetter-Expertise in anderen Formaten gebraucht werde. Buchelis Begeisterung ist trotz Mehraufwand gleich geblieben. Das merkt man auch beim Gespräch: Sobald er über das Wetter spricht, huscht ein Lächeln über sein Gesicht.
Er braucht das Rampenlicht heute nicht mehr
Mittlerweile führt Bucheli noch fünf bis zehn Mal pro Monat durch eine Sendung. Oft springe er ein, wenn ein Kollege oder eine Kollegin ausfalle, sagt er. Aber das Rampenlicht überlässt er heute gerne anderen, fördert dafür mit viel Herzblut lieber intern andere Talente. Nicht ohne Stolz berichtet er davon, wie er den 29-jährigen Simon Eschle in den letzten Monaten geschult hat: «Anfangs hat er noch die Mittagssendungen moderiert, aber ich habe schnell gemerkt, wie gut er das macht und dass er beim Publikum ankommen wird.» Deshalb darf Eschle neuerdings auch durch die Hauptausgabe – notabene mit über 700'000 Zuschauern noch immer die quotenstärkste SRF-Sendung – führen.
Neue Talente zu fördern, schadet nicht. Denn bei «SRF Meteo» bricht im nächsten Jahr eine neue Ära an. «Ich rede eigentlich nicht gerne darüber, bis dahin dauert es ja noch ein bisschen», sagt Bucheli, der im Mai 65 Jahre alt wird. «Deswegen gehe ich dann in Pension.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!
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Generationenwechsel ergibt Sinn
Seine Arbeit erfülle ihn auch mit 64 noch mit Stolz und Freude. «Darum ist der Gedanke, dass damit in einigen Monaten Schluss ist, schon etwas erschreckend», gesteht er. Objektiv betrachtet sei es aber der richtige Zeitpunkt. «Die SRG und SRF sind im Wandel. Da macht es Sinn, dass die Zukunft von jüngeren Leuten geplant wird, die länger in diesem Betrieb sein werden.»
Was in Thomas Bucheli vorgeht, wenn er an sein Leben als Pensionär denkt? Er wolle sich nicht als jemand Speziellen sehen, nur weil er durch seine Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt sei, antwortet er. «Es betrifft ja irgendwann jeden und jede von uns – da bin ich keine Ausnahme.» Nachdenklich ergänzt er: «Aber für mich persönlich ist es schon was Grosses: Man geht ja nur einmal in Pension. Und ich merke immer mehr, wie wichtig es ist, mich bewusst mit diesem Schritt auseinanderzusetzen.»
Mehr Zeit für die Familie
Konkrete Pläne für die Zeit nach seinem beruflichen Alltag hat er noch nicht. Klar ist: «Ich freue mich sehr auf mehr Zeit mit meiner Familie!» Stieftochter Charlotta (16) besucht das Gymi, Sohn Marc (28) ist schon länger ausgezogen und arbeitet bei einer Versicherung.
Und auch auf mehr Zweisamkeit mit Kathrin Grüneis (58) freut er sich. Mit der Zürcher Partnervermittlerin ist er seit 2017 in zweiter Ehe verheiratet. Bei ihr kann er auch vom Alltagsstress abschalten. «Ich fühle mich sehr, sehr glücklich mit Kathrin», erzählt er und fügt an: «Es können auch mal die Fetzen fliegen. Wir sind beide engagiert und auch impulsiv. Was ich begrüsse, sonst verfällt man in Lethargie, was ich nicht mag.» Früher habe er gelacht, wenn andere meinten, dass man an der Liebe arbeiten müsse. Heute sieht er das anders: «Ich bin davon überzeugt, dass man primär an sich selbst arbeiten muss und sein Verhalten regelmässig reflektieren sollte.» Das höre sich lehrbuchmässig an, aber sei seiner Meinung nach enorm wichtig, «um glücklich zu sein in einer Partnerschaft».
Er wolle nach der Pensionierung seine Frau vermehrt in ihrem Beruf unterstützen. «Sie macht eine sehr sinnvolle Arbeit», sagt er. Menschen zusammenzubringen, ihnen zu ihrem Glück zu verhelfen, finde er nobel. Und: «Noch ein wenig beschäftigt zu sein, wird auch mir guttun.» Was ihn sonst noch beschäftigen könnte? «Mal schauen, da lasse ich ganz unbeschwert Dinge auf mich zukommen.»
Was der umtriebige Meteorologe hingegen auf keinen Fall will: «Mich auf die faule Haut legen.» Das würde nicht seinem Charakter entsprechen, betont er, vor allem nicht seinem noch immer vorhandenen Tatendrang. «Ich glaube, dass in mir noch einige Projekte stecken, die ich realisieren möchte.»
In den Bergen vor der Kamera
Ein solches hat Bucheli auch gerade bei seinem Arbeitgeber hinter sich: Am 23. und 30. Oktober zeigt SRF 1 um 20.10 Uhr die zweiteilige Dokumentation «Bergwetter», in dem er und sein österreichischer Kollege Sebastian Weber (41) vom Sender ServusTV auf einer Reise durch die Alpen begleitet werden. Für den Wetterexperten, der auch ein begeisterter Wanderer ist, geht das ans Herz: «Wir werden den Interessierten zeigen, wie das Wetter in den Alpen funktioniert», sagt er. «Auf unserer Tour gehen wir auf die Eigenheiten der einzelnen Regionen ein und erklären, was sie so besonders macht.»
Für ihn sei dieser Dokumentarfilm in den Alpen eine willkommene Abwechslung zum Alltag auf dem «Meteo»-Dach. Er möge es, an der frischen Luft vor der Kamera zu stehen. Aber zwischendurch eine andere Aussicht zu haben als jene vom obersten Stock am Leutschenbach sei doch auch ganz angenehm, ergänzt er lachend.
Kritik gehöre dazu
Was er sicherlich vermissen werde, sei das Publikum, das bei «SRF Meteo» auch immer die Prise Unterhaltung in der Wetterprognose geschätzt habe, sagt er. Bucheli zeigte in der Vergangenheit stets, dass er Humor hat. Dieser und seine bodenständige Art machen ihn seit nunmehr über drei Jahrzehnten zu einem der beliebtesten Aushängeschilder von SRF. Wenn er dennoch mal Kritik einstecken musste, konnte er damit umgehen. «Das gehört doch dazu. Wohl bei allem, was man macht. Man wird nie allen gefallen können», sagt er.
Und mit dieser Prognose hat der sympathische «Wettervogel» einmal mehr recht. Auch wenn Thomas Bucheli im Mai in Rente geht, will er selbst nicht zu fest auf seine Karriere zurückblicken. «Das können wir dann im Mai machen», meint er. Doch der «Meteo»-Mann lässt sich dann doch noch entlocken, dass er an seiner Karriere nichts bereue. «Bei mir ist beruflich sowie privat nicht immer alles glatt gelaufen, aber das gehört zum Leben.» Er lächelt ein weiteres Mal und ergänzt: «Wenn mir jemand während der Matura gesagt hätte, dass mein Beruf einst meine Passion ist, hätte ich ihm nicht geglaubt.»