«Ich habe Positives daraus gezogen»
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Marco Rima über Corona-Zeit:«Ich habe Positives daraus gezogen»

Comedian Marco Rima über seine schwierigen Jahre
«Wäre ich jung gewesen, wäre ich wohl daran zerbrochen»

Seine Kritik an den Pandemie-Massnahmen liess die Karriere von Marco Rima beinahe zum Stillstand kommen. Nun ist der frühere Erfolgskomiker wieder da und schaut zurück – ohne Ärger, ohne Zorn.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Marco Rima in der Altstadt von Zug.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Marco Rima spricht über seine Karriere und die Corona-Zeit
  • Rima bedauert nichts und sieht Fehler als wichtige Lebenserfahrungen an
  • Mit 64 Jahren ist Rima Grossvater und hat vier Kinder
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Im Bistro zum Pfauen in Zug hat Marco Rima (64) ein Heimspiel. 200 Meter entfernt ist er in die Grundschule gegangen, und im Theater im Burgbachkeller hat er mit Marcello Weber (66) in den 1980er-Jahren seine Karriere begründet. Hier trifft sich Blick mit dem Komiker.

Blick: Herr Rima, Sie sind wieder voll im Gespräch, gerade mit der Ankündigung, Ihr Musical «Keep Cool» aus den 1990er-Jahren aufleben zu lassen. Erleben Sie einen zweiten Frühling?
Marco Rima: Manchmal ist man angesagter, manchmal weniger. Einerseits schliesse ich gerade mein Programm «Don't Worry, Be Happy» ab, spiele auch noch ein paar Shows in «Das Zelt» und prüfe eine Anfrage für eine Deutschland-Fortsetzung. Und andererseits darf ich die Neu-Version von «Keep Cool» als Produzent begleiten. Das macht alles wahnsinnig Freude.

An welchem Punkt im Leben stehen Sie?
Das grösste Glück, das ich habe, sind meine Familie und Freunde. Das ist hoffentlich auch der Punkt, der wichtig ist, wenn man vor der Himmelstür noch einmal zurückschaut. Ich habe zwei Kinder, die längst ausgeflogen sind. Mit meinem älteren Sohn Nicolas arbeite ich sogar zusammen, er verantwortet die Gestaltung bei «Keep Cool». Und meine ältere Tochter Mia hat mich soeben zum Grossvater gemacht. Das ist irrsinnig. Ich habe auch zwei jüngere Kinder. Malea ist 16 und voll auf dem Sprung. Luca ist 13, ihn können wir noch knapp überzeugen, mit seinen Eltern Ferien zu machen.

Wie haben Sie die letzten Jahre wahrgenommen? Ihre Positionierung als Kritiker der staatlichen Corona-Massnahmen hat Ihnen vielerorts negatives Feedback eingebracht ...
Aus meiner Optik lief damals einiges schief. Nach meinem Empfinden sprach man nicht mehr genügend miteinander und nahm nicht alle Sorgen gleichermassen ernst. Es fehlte eine respektvolle Debattenkultur. Diese Zeit war jedoch nur ein kurzer Ausschnitt. Ich lebe extrem im Hier und Jetzt und geniesse, was ich aktuell habe. Natürlich war es oft schwierig, die Schlagzeilen über mich auszuhalten, die nicht das widerspiegelten, was ich eigentlich gesagt oder gemeint hatte. Aber ich habe dadurch auch gelernt, für andere mehr Verständnis aufzubringen. Nicht gleich mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sondern mich zuerst in seine Situation zu versetzen.

Möchten Sie diese Zeit nicht ungeschehen machen?
Keineswegs. Ich habe in meinem Leben oft Fehler gemacht, sei das in einer Beziehung oder geschäftlich. Das hat es alles gebraucht, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Was wäre gewesen, wenn ich 2003 in Australien nicht die Schuhe gebunden und den ersten Lift genommen hätte? Im zweiten traf ich meine heutige Frau Christina. Wir bestehen fast nur aus Vergangenheit und gehen mit jedem Schritt dem Ende entgegen. Die Vergangenheit schärft die Sinne und gibt Ratschläge für die Zukunft. Deshalb bedauere ich nichts.

Ihre Haltung hat keine Freundschaften zerstört?
Nein, auch Leute, die anderer Meinung waren als ich, sind mir nicht verloren gegangen. Wir haben den Faden wieder aufgenommen. Mein Freundeskreis ist wie eine grosse Familie. Man kann sich nicht entlieben, auch wenn man dem andern hier und da schräg einfährt. Man macht einander immer wieder die Tür auf. Es wäre schön, wenn man dies auf die breite Gesellschaft ausweiten könnte. Die Leute sollten grundsätzlich mehr miteinander reden.

Aber das Ganze hat Sie schon mitgenommen? Sie galten teilweise als Persona non grata.
Das ist auch jetzt noch teilweise so. Wenn ich jung gewesen wäre, wäre ich wohl daran zerbrochen. Doch das ist das Schöne am Älterwerden: Du reflektierst anders und bist mittiger. Natürlich ist es nicht so, dass ich über allem stehe und wie Jesus rumlaufe und auch noch die andere Wange hinhalte. Ich bin ebenfalls empfindlich. Tatsächlich hat mir die Religion bei der Verarbeitung geholfen. Ich bin römisch-katholisch aufgewachsen, zwar aus der Kirche ausgetreten, aber immer noch mit ihr verbunden. Ich bete jeden Abend. Und natürlich bin ich eine öffentliche Person, aber ich bin nicht wichtig. Für meine Kinder bin ich nur der Papi, manchmal peinlich und manchmal beliebt. Das wirft dich in eine komplett andere Realität hinein, und du merkst, du bist einer von ganz vielen, ein Nobody mit genau einer Stimme unter Milliarden.

Letzte Woche haben Sie zum Blick gesagt, dass bei «Keep Cool» gewisse Witze von damals heute platt seien und überarbeitet werden müssten. Sind Publikum und Kritiker empfindlicher geworden?
Empfindlicher nicht. Früher war es nicht besser, aber anders. Die Leute liessen sich als Publikum mehr fallen und gingen unbedarfter in eine Vorstellung hinein. Nun haben wir eine Generation, die vor allem darauf achtet, was man nicht sagen sollte, und die allen gerecht werden will. Ich denke, das sind Wellenbewegungen. Ich fand unseren Debattenunterricht in der Schule früher gut. Wir mussten lernen, auch Positionen zu vertreten, die nicht unsere waren. Wie der Bundesrat. 

Ein gutes Stichwort. 2023 scheiterte Ihre Ständeratskandidatur. Hätten Sie eine Wahl angenommen?
Ich war nicht traurig, dass ich es nicht schaffte. Wobei ich in Bundesbern schon Handlungsspielraum sähe. Den Politikern fehlt für meinen Geschmack oft die Innovation und Kreativität, der Mut, neue Wege zu bestreiten. Ich habe grundsätzlich grossen Respekt vor diesem Beruf. Dass es Leute gibt, die sich nicht scheuen, ihre Position auch gegen heftige Widerstände zu verteidigen. Ich habe kürzlich ein Radiointerview mit Mattea Meyer gehört. Ich bin nicht unbedingt SP-Wähler, aber es gab einige übereinstimmende Punkte. Ich kann wohl von jeder Partei eine Idee mitnehmen und habe immer alles aus einer Lust-Idee heraus gemacht, auch die Ständeratskandidatur. Weitere Ambitionen habe ich nicht. Ich finde, wir haben schon genug Clowns im Politbereich. Vor allem im Ausland. Die machen mir mehr Sorgen, weil sie mir den Beruf stehlen.

Sie meinen die USA?
Nicht nur. Tendenzen zur Polarisierung gibt es vielerorts. Ich merke einfach, dass es mir besser geht, wenn ich das Handy ausmache. Politik ist ein einziges Bühnenstück. Nur die Protagonisten wechseln ab und zu. Heute musst du dich immer sofort entscheiden, zu wem du gehörst. Und das möchte ich nicht. Zeit ist ein super Ratgeber, auch für zu Hause. Den Kindern sagen, stopp, zuerst einmal nachdenken. Aber so kann ich nur reden, weil ich jetzt 64 bin. Und das ist das Schöne am Leben: Man hat jeden Tag die Chance, an sich zu arbeiten. Und Perfektion gibt es nie.

Ihre Vorbilder sind Grössen wie César Keiser. Wie weit sind Sie von ihm entfernt?
Das müssen andere entscheiden. Ich habe vieles nicht richtig gut gekonnt, war aber scheinbar multibegabt und schaffte es irgendwie, sichtbar zu werden. Und ich hatte Glück und gute Förderer. Rolf Knie bei «Salto Natale» zum Beispiel. Ich durfte immer mit Leuten arbeiten, die besser waren als ich. Nur so kommst du weiter.

Fühlen Sie sich genug wertgeschätzt in der Schweiz?
Unbedingt. SRF beispielsweise hat mich früher stark gefördert. Ich fühlte mich immer unterstützt, von staatlichen und privaten Stellen. Aber als unterhaltender Kabarettist kommst du natürlich weniger in die ernsthaften Kulturkreise. Doch damit kann ich leben. 

Wird einmal eine Strasse oder ein Platz nach Ihnen benannt?
Zug müsste in Rima umbenannt werden. Quatsch (lacht schallend). Angesichts der ganzen Weltgeschichte ist jeder von uns ein kleines Rad im grossen Ganzen. Wichtig sind nur die Familie und ein Leben in Frieden. Und das wünsche ich allen. Ich wache auf, bin gesund und kann jeden Morgen auf den Ägerisee hinunterschauen. Was will ich mehr? Und dass ich ab und zu in den Schlagzeilen bin, gehört zu meinem Beruf. Manche Schlagzeilen schmerzen, aber nur keine News sind schlechte News. Wirklich schön ist es, wenn du im Andenken der für dich wichtigen Menschen bleibst. Mein Vater starb 1996, und ich denke noch heute jeden Tag an ihn.

Biobox Marco Rima

Der gebürtige Winterthurer Marco Rima wuchs in Zug auf und absolvierte die Ausbildung zum Primarlehrer. 1983 gründete er mit dem heutigen Anwalt Marcello Weber das Comedy-Duo Marcocello, das zehn Jahre erfolgreich unterwegs war. 1992 veröffentlichte er das Comedy-Musical «Keep Cool», das mehr als eine halbe Million Fans anzog. 1998 folgte «Hank Hoover» mit über 170'000 Eintritten. Ab 1996 wurde Rima dank der «Wochenshow» auf Sat.1 auch in Deutschland erfolgreich. Im Kino war er unter anderem in den Spielfilmen «Handyman» 2006 und «Liebling, lass uns scheiden» 2010 zu sehen. Rima lebt in Oberägeri ZG und hat vier Kinder aus zwei Ehen: Nicolas (34) und Mia (32) sowie Malea (16) und Luca (13).

Der gebürtige Winterthurer Marco Rima wuchs in Zug auf und absolvierte die Ausbildung zum Primarlehrer. 1983 gründete er mit dem heutigen Anwalt Marcello Weber das Comedy-Duo Marcocello, das zehn Jahre erfolgreich unterwegs war. 1992 veröffentlichte er das Comedy-Musical «Keep Cool», das mehr als eine halbe Million Fans anzog. 1998 folgte «Hank Hoover» mit über 170'000 Eintritten. Ab 1996 wurde Rima dank der «Wochenshow» auf Sat.1 auch in Deutschland erfolgreich. Im Kino war er unter anderem in den Spielfilmen «Handyman» 2006 und «Liebling, lass uns scheiden» 2010 zu sehen. Rima lebt in Oberägeri ZG und hat vier Kinder aus zwei Ehen: Nicolas (34) und Mia (32) sowie Malea (16) und Luca (13).

Termine und Tickets für «Don’t Worry, Be Happy» auf www.marcorima.ch,
für «Keep Cool» auf www.keepcool-musical.ch 

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