Darum gehts
- Chez Vrony feiert 100-Jahr-Jubiläum als weltbekannte Geniesser-Adresse in Zermatt
- Vrony Cotting-Julen führt das Restaurant seit 45 Jahren mit Ehemann Max
- GaultMillau bewertet das Chez Vrony mit 14 Punkten und lobt es als Gesamtkunstwerk
Auch am Samstag war das Chez Vrony auf Findeln oberhalb von Zermatt VS bis auf den letzten Platz besetzt. Diesmal waren es keine Touristen, die ihren Tisch zum Teil schon vor Monaten gebucht hatten, sondern Stammgäste und Freundinnen und Freunde von Patronne Vrony Cotting-Julen (65) und ihrem Ehemann Max (69).
Vor 100 Jahren eröffnete Vronys Grossvater neben seinem Bauernhaus auf 2100 Meter über Meer eine bescheidene Teestube mit bester Sicht aufs Matterhorn. Nach und nach wurde daraus eine weltweit bekannte Geniesser-Adresse. Regelmässig sind Schweizer Prominente wie Christa Rigozzi (42) oder Baschi (38) hier. Auch internationale Berühmtheiten wie Jeff Bezos (61), Jodie Foster (62) oder Prinz William (43) schauten schon vorbei. Wer wann genau vor Ort war, wird diskret behandelt. «Privatsphäre ist bei uns wichtig», sagt der Banker Max Cotting, der seine Frau als Gast kennenlernte, 1997 heiratete und ihr seit damals auch im Betrieb zur Seite steht. Heiratsanträge sind hier heute noch ein Thema. Manchmal gibt es gleich mehrere am Tag, beflügelt von der einzigartigen Atmosphäre.
«Wunderschöne Location mit perfekter Aussicht»
Die namensgebende Vrony Cotting ist seit mittlerweile 45 Jahren auf dem Betrieb. «Dass wir immer da sind, ist wohl schon ein Grund, warum die Leute gerne zu uns kommen. Sie haben stets die gleichen Ansprechpartner und spüren unser Engagement», sagt sie. «Und es ist eine wunderschöne Location mit der perfekten Aussicht. Aber dafür können wir eigentlich gar nichts», meint sie bescheiden. «Wir versuchen, immer wieder gute Leute im Service und in der Küche zu finden und eine ansprechende Karte zu haben. Nicht zu übertrieben und möglichst authentisch.» Der Restaurantführer GaultMillau listet das Chez Vrony aktuell mit 14 Punkten und schwärmt von einem «Gesamtkunstwerk». 2022 erhielt Cotting den Titel «Gastgeberin des Jahres».
Das dreistöckige Lokal ist organisch gewachsen und trägt die künstlerische Handschrift von Vronys Bruder Heinz Julen (60). Im Innern befinden sich auch Kunstwerke von Chantal Michel (56), Katja Loher (46) oder dem schottischen Starmaler Peter Doig (66). Von jeher wird mit biologischen und regionalen Zutaten gearbeitet. «Mein Vater hielt bereits Kühe und machte selber Käse. Im Herbst wurde jeweils geschlachtet, und im Winter verkauften wir Trockenfleisch und Hauswürste. Mein Vater begann mit drei Kühen. Mittlerweile haben wir zehn. Und der Küher, der schon bei meinem Vater arbeitete, hält uns immer noch die Treue.»
Nachfolgelösung in Sicht
Dass Vrony den Betrieb dereinst übernehmen würde, war nicht von Anfang an klar. «Mein grosser Traum wäre die Hotelfachschule gewesen. Doch mein Vater meinte, das sei nicht nötig. Ich war die Älteste der drei Töchter und bin nach der Handelsschule und dem Wirtekurs bei den Eltern eingestiegen. Als ich Max kennenlernte, dachte ich kurz ans Aufhören. Doch wir konnten den Betrieb übernehmen und nach unseren Wünschen gestalten. Das gab uns eine gute Perspektive. Mein Fernweh kann ich in der Zwischensaison stillen. Und während der Saison kommt ja die ganze Welt zu uns.»
Mittlerweile zeichnet sich auch eine optimale Nachfolgelösung ab. Während ihr jüngerer Sohn Louis (24) gerade seine Pilotenausbildung abschliesst, hat Max (26) Vronys Traum «nachgeholt» und die Hotelfachschule in Luzern absolviert. Nach drei Jahren im Fünfsternehotel Cervo in Zermatt will er im Piemont nun seine Weinkenntnisse vertiefen, bevor er wieder ins Wallis zurückkehrt. «Mein Mann und ich werden sicher noch zwei, drei Jahre Vollgas geben, und er kann den Zeitpunkt seines Einstiegs selber bestimmen. So stimmt es für alle», sagt Vrony Cotting.