Darum gehts
- Max Giesinger veröffentlicht nach vier Jahren sein neues Album «Glück auf den Strassen»
- Giesinger interessiert sich für Spiritualität und absolvierte ein Schweige-Retreat im Kloster
- Das fünfte Album des 36-jährigen Popstars erschien am 26. September 2025
Vier Jahre ist es her, seit der deutsche Popstar Max Giesinger (36) sein letztes Album veröffentlichte. Nun folgt mit «Glück auf den Strassen» das fünfte Werk des Sängers, der als Strassenmusiker seine Anfänge machte und erste Bekanntheit mit seiner Teilnahme bei «The Voice of Germany» erhielt. «Haben Sie hier Kaffee von einer Siebträgermaschine?», fragt Giesinger beim Interviewtermin mit Blick in einem Zürcher Kaffee. Eine Sache, für die er sich neuerdings interessiert. Gut gemachten Kaffee. Den servierte man ihm.
Blick: Man schiebt Männern in den Dreissigern, die sich plötzlich fürs Kaffeemachen interessieren, oft eine Lebenskrise zu. Hatten Sie diese?
Max Giesinger: Ich hatte schon Angst, sie fragen nach einer Midlife-Crisis. So alt bin ich noch nicht! (lacht) Aber ja, es hat etwas: Männer ab 30 fangen oft irgendwelchen Mist an. Andere fahren Rennrad, andere machen einen Motorradführerschein, und ich habe mir eine gute Kaffeemaschine gekauft. Ich habe mich so fest an guten Kaffee gewöhnt, dass ich keinen mehr aus einem Vollautomaten trinken kann. Und ich freue mich, wenn ich meinem Besuch zu Hause mit einem guten Kaffee eine Freude bereiten kann.
Was macht guten Kaffee aus?
Er darf nicht zu heiss sein. Wenn man an Bahnhöfen einen kauft, dann ist der manchmal gefühlt über 100 Grad heiss. Da ist dann schon alles zerstört. Da braucht man gute Bohnen, und der Mahlgrad muss passen. Aber ehrlich: Das absolute Nerd-Wissen habe ich eigentlich gar nicht.
Rennrad fahren Sie nicht?
Ich mache schon immer gerne Sport. Die Surfphase ist bei mir schon durch, 2019 habe ich mit Tennis angefangen. Als aber die Corona-Zeit durch war und es wieder losging mit Konzerten, war es schwierig, mit Tennis eine Kontinuität zu bewahren. Weil ich so selten zu Hause bin, habe ich kein Hobby, das ich regelmässig machen kann. Ich setze auf einen wilden Mix: manchmal Volleyball, dann Tischtennis, Federball, Fitnesscenter und Yoga. Alles, was grad da ist.
Zeit für eine Auszeit in einem buddhistischen Kloster haben Sie aber gefunden. Sie haben ein Schweige-Retreat gemacht.
Ein ehemaliger Keyboarder von mir war fünf Jahre in diesem Kloster, ich hatte null Kontakt mit ihm. Anfang Jahr schrieb er mir, dass sie dort ein Künstler-Retreat machen. Und weil ich ihn wiedersehen wollte und mich diese Erfahrung mit dem Schweigen reizte, habe ich zugesagt.
Sie sind spirituell?
Diese Dinge interessieren mich schon. Ich habe vor circa sechs, sieben Jahren intensiver begonnen, zu meditieren. Und die Erfahrung im Kloster zählte zu einer der geilsten in meinem Leben. Einfach mal das Handy wegzulegen und von abends bis mittags schweigen. Also auch morgens beim Frühstück wurde kein Wort geredet.
Wie schwer fiel Ihnen das?
Das war erst mal komisch. Ich bin jemand, der tendenziell gerne mal quatscht. Aber ich habe auch gemerkt: Es ist total angenehm, nicht diesen Druck zu haben und den Macker rauszuhängen. Man musste niemandem etwas beweisen.
Haben Sie das weitergezogen?
Kurz, ja, da fragten sich alle zu Hause, wieso ich so still bin. Und am dritten Tag im Kloster habe ich Bäume umarmt und dachte, ich müsse all mein Hab und Gut verkaufen und Mönch werden. Aber dafür bin ich zu scharf auf Konzerte.
Wie beeinflusst Spiritualität Ihren Alltag?
Wenn es heisst, das Tor zum Mars ist offen, und jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich einen Hund zu kaufen, da bin ich raus. Aber alles, was wissenschaftlich nachweisbar ist, finde ich spannend. Ich mag es, einfach mal in den Wald zu fahren, da rumzulaufen und die Energie der Natur zu spüren. Und ich sehe grosse Vorteile darin, wenn man das Handy weglegt. Wir verstehen gar nicht, wie stressig das ist, ständig die Apps zu checken. Wenn ich auf einer Bahnfahrt vier bis fünf Stunden Tiktok-Videos und Instagram-Reels schaue, kann ich mich danach maximal an zwei, drei davon erinnern. Der Rest war absolute Zeitverschwendung.
Max Giesinger stammt aus der Nähe von Karlsruhe (D), war als Strassenmusiker in Australien und Neuseeland unterwegs und lud ab 2006 Videos von Coversongs und eigenen Liedern auf Youtube hoch. 2012 wurde er bei der Castingshow «The Voice of Germany» Viertplatzierter, vier Jahre später hatte er seinen grössten Hit mit «80 Millionen», das zu einer Fussball-Hymne wurde. Heute lebt Giesinger in Hamburg.
Max Giesinger stammt aus der Nähe von Karlsruhe (D), war als Strassenmusiker in Australien und Neuseeland unterwegs und lud ab 2006 Videos von Coversongs und eigenen Liedern auf Youtube hoch. 2012 wurde er bei der Castingshow «The Voice of Germany» Viertplatzierter, vier Jahre später hatte er seinen grössten Hit mit «80 Millionen», das zu einer Fussball-Hymne wurde. Heute lebt Giesinger in Hamburg.
Vier Jahre sind seit Ihrem letzten Album vergangen. Wieso so lange?
Es hat länger gedauert, weil ich rausfinden wollte, welchen Stil ich verfolgen will. Ich habe erstmals zehn, zwölf Songs geschrieben, die heute alle nicht auf dem neuen Album sind, um zu schauen, was mir gefällt. Der Knoten ging 2023 in Chamonix auf. Da sassen wir in einer zugeschneiten Berghütte am Feuer, und mein Produzent stellte mir die Frage, welche Musik ich machen würde, wenn es kein Publikum gäbe.
Trotzdem muss man ja die Masse immer im Hinterkopf haben. Wie schwer ist es, abzuwägen?
Da habe ich ein Grundvertrauen in mich selbst. Wenn ich einen Song habe, der mich total abholt, weiss ich, dass das auch bei anderen Menschen der Fall sein wird. Ob es dann die grosse Masse ist, keine Ahnung. Das ist immer ein Zufallstreffer. Und ich experimentiere ja nicht total mit meiner Musik, mache eine Wende um 180 Grad und füge plötzlich Didgeridoos oder Dudelsäcke ein.
Welchen Musikstil verfolgen Sie jetzt?
Ich habe der Sounds der 70er- und 80er-Jahre bedient. Musik, die ich mit meiner Mama früher im alten Golf Cabrio gehört habe. Es soll eine Platte sein, die man sich von vorne bis hinten gut während einer Autofahrt anhören kann.
Und warum haben Sie überhaupt noch ein Album veröffentlicht?
Ich wollte einen Gegenentwurf zum heutigen Trend schaffen, nur noch einzelne Songs rauszubringen. Mit Alben kann man ganze Geschichten erzählen. Dafür sind wir auch nach Palm Springs und in den Joshua-Tree-Nationalpark gefahren und haben dort Videos und Bilder aufgenommen, die zu diesem Roadtrip passen. Es war ein schöner, dreieinhalbjähriger Prozess, auf den ich stolz bin.
«Glück auf der Strasse» ist ab sofort erhältlich. Max Giesinger macht mit der «Menschen»-Tour am 3. Dezember 2025 im X-Tra in Zürich halt. Tickets gibts bei Ticketcorner.