«Tatort»-Star Andrea Sawatzki
«Als 12-Jährige wollte ich meinen Vater umbringen»

Schauspielerin Andrea Sawatzki enthüllt in einem Interview mit der «Zeit» erschütternde Details aus ihrer Kindheit. Mit acht begann sie, ihren an Demenz erkrankten Vater zu pflegen, der gewalttätig wurde. Die traumatischen Erfahrungen prägten ihr Leben nachhaltig.
Publiziert: 08:49 Uhr
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Aktualisiert: 08:58 Uhr
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Schauspielerin Sawatzki zeigt sich in der Öffentlichkeit meist mit strahlendem Lächeln.
Foto: imago/Gartner

Darum gehts

  • Andrea Sawatzki spricht über schwierige Kindheit und Pflege ihres dementen Vaters
  • Traumatische Erlebnisse prägten ihre Einstellung zu Beziehungen und Familie
  • Mit 16 verliess sie ihr Elternhaus, heiratete 2011 und hat zwei Söhne
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Andrea Sawatzki (62) hat in einem bewegenden Interview mit der «Zeit» über ihre schwierige Kindheit gesprochen. Der Star aus dem Sonntagskrimi «Tatort» enthüllt, dass sie sie bereits als 8-jähriges Mädchen die Pflege ihres an Demenz erkrankten Vaters Günther übernehmen musste.

Diese Erfahrung beschreibt die Schauspielerin als traumatisch. «In den Jahren, als ich ihn pflegen musste, war da irgendwann nur noch Angst und Widerwille. Und auch Hass», sagt sie. Besonders erschütternd ist die Schilderung eines gewalttätigen Vorfalls: «Mein Vater hat mich gepackt und sich auf mich gesetzt, so rittlings. Er hat mich festgehalten und mir immer wieder ins Gesicht geschlagen. Mit seinem Ehering hat er mir die Augenbraue aufgeschlagen. Es hat furchtbar geblutet.»

Als der Vater starb, war Sawatzki glücklich

Der Tod ihres Vaters im Jahr 1978 löste bei Sawatzki Glücksgefühle statt Trauer aus. Sie reflektiert: «Wenn das Hass war, was ich empfand, dann habe ich meinen Vater unermesslich gehasst. Ohne die Krankheit hätte ich ihn sicher genauso sehr lieben können.»

Mit 16 Jahren verliess Sawatzki ihr Elternhaus und zog zu einer Freundin. Sie brach die Schule ab und arbeitete als Kellnerin in München. Ihr ursprünglicher Berufswunsch, Tierärztin zu werden, blieb aufgrund des fehlenden Abiturs unerreichbar.

Die traumatischen Erlebnisse ihrer Jugend prägten Sawatzkis Einstellung zu Beziehungen und Familie. «Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht lieben kann», gesteht sie im Interview. «Dass ich keine Geduld habe. Es war wohl auch die Angst, wieder eingeschlossen zu werden in so eine Wohnung.»

Sawatzki hat mit sich und der Vergangenheit Friede geschlossen

Trotz dieser Ängste fand Sawatzki Ende der 90er Jahre in ihrem Kollegen Christian Berkel einen Partner. Seit 1998 leben sie zusammen und heirateten 2011. Das Paar hat zwei Söhne. Sawatzki betont die Bedeutung ihrer Familie für ihre persönliche Heilung: «Ohne meine Kinder wäre ich nicht imstande gewesen, mich in meine Kindheit zurückzuversetzen und die Geister der Vergangenheit hervorzuholen. Ohne meine Familie hätte ich dieses Leben nicht überlebt.»

Die Schauspielerin hat inzwischen Frieden mit ihrer Vergangenheit geschlossen. Sie erklärt: «Ein zwölfjähriges Kind will seinen Vater umbringen. Aber es ist mir gelungen, die kleine Andrea in den Arm zu nehmen. Und ihr zu sagen: Du bist nicht so schlimm, wie du denkst.»


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