Darum gehts
- Er wurde durch Tarantinos «Reservoir Dogs» zum Kult-Gangster
- Er drehte mit Zürcher Regisseurin zwei Filme in der Schweiz, zuletzt 2023
- Madsen litt unter dem Suizid seines Sohnes – in Graubünden fand er Ruhe
Die meisten kennen ihn als kaltblütigen Gangster aus Tarantino-Filmen: Michael Madsen (†67). Ein Image, das er zeitlebens nicht mehr loswurde. Vergangene Woche wurde er tot in seinem Haus in Malibu, L.A., aufgefunden – nach einem Herzstillstand.
«Alle sahen in ihm den Kerl mit der Waffe, der Leuten die Ohren abschneidet», sagt die Regisseurin Jane Spencer, die mit Madsen befreundet war, zu Blick. In einem früheren Interview sagte der Schauspieler selbst: «Ich war glaubwürdiger, als ich hätte sein sollen. Die Leute fürchten mich wirklich.» Tatsächlich sei er ein ganz anderer Typ gewesen. «Ein Träumer. Ein Poet. Ein sehr sensibler Mensch», sagt Spencer. «Und er hatte einen wunderbaren Humor.»
Madsen drehte zwei Filme in der Schweiz
Die Amerikanerin lebt seit 23 Jahren in Zürich, zweimal hat sie mit dem Hollywood-Star gedreht. Zuletzt 2023 den Film «South of Hope Street», mit Szenen in Maloja GR und Zürich. Und zehn Jahre zuvor «The Ninth Cloud», einen Independentfilm. Diesen Herbst kommt der Film als Director’s Cut nochmals heraus. «Mit mehr von Madsens eigener Lyrik, die er dafür neu aufgenommen hat», sagt Spencer. «Es ist unglaublich traurig, dass er das nicht mehr erleben wird.»
Madsen war in über 300 Produktionen zu sehen. Berühmt machte ihn 1991 seine Rolle als Jimmy in «Thelma & Louise». Ursprünglich war er für die Rolle des Ausreissers J.D. vorgesehen – stattdessen schlug er den damals noch unbekannten Brad Pitt (61) vor, der damit seinen Durchbruch feierte. «Michael machte ständig Witze, wann Brad ihn endlich für einen grossen Film besetzen würde.»
Er machte Brad Pitt berühmt
Als Quentin Tarantino (62) noch ein No-Name war, übernahm Madsen 1992 in «Reservoir Dogs» die ikonische Rolle des Mr. Blonde – ein Auftritt, der ihn zum Kult-Gangster machte und gleichzeitig Tarantinos Karriere startete. «Michael hat oft unter seiner Gage gespielt, wenn es um eine künstlerisch spannende Independent-Rolle ging», sagt Spencer. «Die B-Movies hat er gedreht, weil er seine Hypotheken zahlen musste – er hatte sechs Kinder.»
Das Privatleben von Madsen war bewegt. Eine Tochter und fünf Söhne stammen aus drei Beziehungen. Seit 1996 war er mit DeAnna Morgan (59) verheiratet, das Paar lebte zuletzt getrennt. Besonders tragisch war der Suizid ihres gemeinsamen Sohnes Hudson vor drei Jahren. «Seine Kinder waren ihm alle enorm wichtig», sagt Spencer.
Die Filmemacherin lernte Madsen 2010 kennen. Ein Freund hatte ihm ihr Drehbuch für «The Ninth Cloud» gegeben. Madsen habe sie spontan umarmt und gesagt: «Das ist ungewöhnlich, intelligent, ehrlich. Lass es uns machen.» Seither verband die beiden eine Freundschaft.
«Er liebte seine Aufenthalte in der Schweiz – ganz besonders in Maloja, in den Bergen», erinnert sich Spencer. Manchmal habe er sich einfach mit einem Stuhl mitten ins Feld gesetzt. «Er war müde von L.A. – dem Chaos, dem Lärm, dem Stress. In der Schweiz fand er Frieden», sagt sie. «Er sprach sogar davon, hierher zu ziehen.»