«So etwas wie sie hat es noch nie gegeben»
US-Journalist und Biograf entschlüsselt Erfolgsgeheimnis von Taylor Swift

Mit ihrem zwölften Album toppt Taylor Swift ihre eigenen Rekorde. Was die US-Sängerin so erfolgreich macht und warum sie zu den unberechenbarsten Künstlerinnen gehört, weiss ein Kenner, der sie schon seit Jahren begleitet.
Publiziert: 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 12:40 Uhr
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Superstar Taylor Swift. Die US-Sängerin hat am Freitag, 3. Oktober 2025, ihr zwölftes Album herausgebracht.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Taylor Swift veröffentlicht neues Album und kündigt Talkshow-Auftritte an
  • Rob Sheffield analysiert Swifts Erfolgsgeheimnis in seinem neuen Buch
  • Swift gehört laut «Forbes»-Magazin zu den Top 5 der mächtigsten Frauen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patricia BroderRedaktorin People

Darauf haben Millionen von Fans auf der ganzen Welt gewartet: Pop-Superstar Taylor Swift (35) hat am Freitag ihr zwölftes Album «The Life of a Showgirl» herausgebracht. Ein dazu passender Konzertfilm läuft aktuell als Listening-Party weltweit in den Kinos. Damit nicht genug: Nachdem Swift jahrelang Interviews weitgehend vermieden hatte, kündigte sie nun gleich drei Auftritte in US-Talkshows an. Swift hautnah – kein Wunder, dass die Swifties, wie die treuen Fans der US-Sängerin heissen, im Ausnahmezustand sind.

Doch was steckt hinter dem Phänomen Taylor Swift? Antworten dazu liefert «Rolling Stone»-Journalist Rob Sheffield (59), der Swift seit Jahren begleitet und in seinem neuen Buch «Heartbreak Is the National Anthem – Wie Taylor Swift die Popmusik neu erfand» ihr Erfolgsgeheimnis entschlüsselt.

«Taylor ist eine einmalige Künstlerin»

Sheffield hat über Grössen wie David Bowie (1947–2016) oder die Beatles geschrieben. Doch kaum ein Star beschäftigt ihn so intensiv wie Taylor Swift. «Swift ist eine einmalige Künstlerin in der langen, chaotischen, wunderbaren Geschichte der Popmusik», sagt Sheffield im Gespräch mit Blick. «So etwas wie sie hat es noch nie gegeben.»

Für den US-Amerikaner begann alles damit, dass er – eigentlich weit entfernt vom typischen Fanprofil – 2007 in Swifts Welt hineingezogen wurde, als er zum ersten Mal ihr Lied «Our Song» hörte. «Dieser Titel haute mich um. Ich liebte, wie clever er war, wie kunstvoll gebaut, was für eine ehrgeizige Geschichte er erzählte.»

Swifts Songwriting gilt als eine ihrer grössten Stärken – das sieht auch Sheffield so. «Swift weiss, wie man einen Song schreibt, der in drei Minuten das Leben eines Menschen zusammenfasst. Aber sie versteht es auch, diese Lieder in eine langfristige künstlerische Einheit einzubetten, die über Jahre Bestand hat.» Swifts Lieder sind Tagebuch, Roman und Pophymne in einem – so nahbar und anschlussfähig wie bei kaum einer anderen Künstlerin. «Ihr Geheimnis ist ihr Talent, eine persönliche Verbindung zu ihrem Publikum herzustellen. Sie hat die einzigartige Fähigkeit, Songs zu schreiben, die unglaublich persönlich und eigenwillig sind und doch Millionen Menschen das Gefühl geben, darin ihre eigene Lebensgeschichte wiederzufinden.»

Swift ebnete den Weg für andere Sängerinnen

Doch Songwriting allein erklärt ihren Aufstieg nicht. Swift habe eine ganze Generation von Musikschaffenden geprägt, Massstäbe für andere Künstlerinnen gesetzt und Popmusik neu definiert, sagt der Experte. «Als sie 2006 ihr erstes Album veröffentlichte, war es extrem selten, junge Popsängerinnen zu hören, die ihre eigenen Songs schreiben. Heute ist das Standard – egal ob bei Chappell Roan, Olivia Rodrigo oder Billie Eilish. Swift musste dafür kämpfen, ihre eigene Geschichte zu erzählen, ohne männliche Mittelsmänner – heute tun es alle.»

Dieser Erfolg zeigt sich nicht nur in Chartplatzierungen und Grammys, sondern auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. So kürte das «Time Magazine» Taylor Swift 2024 zur «Person des Jahres». Im selben Jahr schaffte es die Sängerin als erste Entertainerin überhaupt, in die laut «Forbes» Top 5 der mächtigsten Frauen der Welt. Das hat unter anderem mit der ökonomischen Dimension ihres Erfolgs zu tun – auch bekannt als «Swift-Effekt». So spülte die «Eras Tour» weltweit Millionen von Menschen in die Stadien, Hotels und Airlines brachen Tourismusrekorde. «Es ist unglaublich», sagt Sheffield. «Die Tour war nicht nur die grösste von 2023, sie war auch grösser als die beiden nächstgrössten zusammen, jene von Bruce Springsteen und Beyoncé.»

Nahbar und lustig

Gleichzeitig schafft es die Sängerin aus Pennsylvania, nahbar zu wirken wie wenige andere Künstlerinnen oder Künstler. «Sie ist einer der lustigsten Menschen überhaupt», sagt Sheffield, der Swift schon mehrfach getroffen hat. «Sie lacht grosszügig über die schlechten Witze anderer – einschliesslich meiner eigenen», sagt er und lacht. «Aber sie ist auch ein echter Mensch: freundlich, aufmerksam und zugewandt. Und: Ob man sie liebt oder hasst, sie ist immer sie selbst. Diese Echtheit und Aufrichtigkeit ist der Grund, warum die Leute ihr vertrauen, selbst wenn sie ihre Musik nicht mögen.»

Kein Wunder also, dass Vergleiche mit Legenden laut werden. Beatles, Madonna, Bowie, Prince – und jetzt auch Taylor Swift. «Für mich steht Swift auf einer Stufe mit den Beatles und David Bowie», sagt Sheffield. «Künstler, die sich ständig weiterentwickelt haben, die ihr Publikum herausforderten – und die dadurch über Generationen hinweg relevant blieben. So wird es auch Taylor ergehen.»

Noch eine Welttournee oder nächstes Album?

Und wie geht es nach dem neuen Album «The Life of a Showgirl» weiter? Steht eine nächste Welttournee oder ein nächstes, 13. Album an – oder mehr Fokus aufs Privatleben und die Hochzeit mit ihrem Verlobten Travis Kelce? «Bei ihr kann man nie vorhersagen, was als Nächstes kommt», sagt Rob Sheffield. «Ich schreibe seit fast zwei Jahrzehnten über ihre Musik – und jedes Mal, wenn ich denke, ich wüsste, was sie als Nächstes versuchen könnte, liege ich falsch. Taylor Swift ist die unberechenbarste Künstlerin im Geschäft.»

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