Hollywood-Regisseur Wes Anderson über seine Filme
«Sollte mich besser auf die Psychiatercouch legen»

Anderson diskutiert die Entstehung seines Films «Der phönizische Meisterstreich» und die Zusammenarbeit mit Topstars. Er enthüllt persönliche Inspirationen und kommentiert humorvoll Trumps Vorschlag zu Strafzöllen für im Ausland gedrehte Filme.
Publiziert: 30.05.2025 um 15:49 Uhr
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Wes Anderson bringt einen neuen Film in die Kinos.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Wes Anderson dreht neuen Film um Vater-Tochter-Beziehung mit Starbesetzung
  • Inspiration für den Film kam von Andersons Schwiegervater
  • Benicio del Toro spielt Hauptrolle, unterstützt von mindestens fünf Superstars
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian ThielePeople-Redaktor, Hollywood (USA)

Er gilt als ein Regisseur, für den Hollywoods A-Liste alles stehen und liegen lässt, um in einem seiner Filme zu sein. Auch in «Der phönizische Meisterstreich» hat Wes Anderson (56) wieder grosse Namen dazu gebracht, sich für ihn vor die Kamera zu stellen. Die Hauptrolle als rücksichtsloser Geschäftsmann namens Zsa-zsa Korda spielt Benicio del Toro (58), der unter anderen von Superstars wie Benedict Cumberbatch (48), Scarlett Johansson (40), Tom Hanks (68) und Bryan Cranston (69) und auch Bill Murray in der Rolle von Gott unterstützt wird. Nach der Premiere in Cannes verriet Anderson Blick, dass ihm die Idee zu seinem neuen Comedy-Drama genau an gleicher Stelle vor drei Jahren gekommen war.

Wes Anderson: «Irgendwie habe ich das Glück, dass ich immer nach Ende eines Films schon ungefähr weiss, was ich als Nächstes machen will. Die Idee für ‹Der phönizische Meisterstreich› hatte ich gleich nachdem ‹French Dispatch› hier in Cannes gelaufen war.» 

Blick: Auch diesmal spielt Benicio del Toro wieder die Hauptrolle ...
...weil ich ihm die Rolle von Zsa-zsa auf den Leib geschrieben habe. Ich habe bereits damals zu ihm gesagt, dass ich eine Idee für ein neues Projekt habe, das für ihn interessant sein könnte. Ich sagte «Ich seh dich als rücksichtslosen Typen, den man einfach nicht umbringen kann.» Die restliche Story musste ich dann noch entwickeln (lacht).

In Ihrem fertigen Film überlebt del Toro als Zsa-zsa gleich mehrere Anschläge auf sein Leben und beschliesst, seine Tochter zur Alleinerbin seines Imperiums zu machen.
Wovon er sie allerdings noch überzeugen muss. Sie ist nämlich eine Nonne. 

Die meisten Ihrer Filme zeigen ziemlich ungewöhnliche Familiendynamiken. Was steckt dahinter?
Wahrscheinlich sollte ich mich besser auf die Psychiatercouch legen (lacht), um eine Antwort zu bekommen. Es geht diesmal primär um die Beziehung zwischen Vater und Tochter – und ich habe auch eine Tochter. Allerdings war es meine Frau, die mir die ursprüngliche Idee für den Film gegeben hat.

Inwiefern?
Sie ist gebürtige Libanesin und ihr Vater war ein libanesischer Ingenieur und Businessman. Sie hat mir erzählt, dass er sie vor einigen Jahren zu sich gerufen und gesagt hat «Wenn ich mein Geschäft nicht mehr ausführen kann, musst du das für mich übernehmen!» Dann hat er Schuhkartons aus dem Schrank geholt und ihr die Projekte beschrieben, die er in verschiedenen Teilen der Welt hatte.

Wie hat Ihre Frau reagiert?
Sie fand das vollkommen verrückt, weil es viel zu kompliziert für sie war. Zumal ihr Vater ihr mit dieser Aktion in Wirklichkeit deutlich gemacht hat, dass er eigentlich der Einzige ist, der das Ganze kontrollieren kann. Und genau das ist die Basis für «Der phönizische Meisterstreich», weshalb ich den Film auch meinem Schwiegervater Fouad gewidmet habe.

Wie ähnlich ist ihm Zsa-zsa?
Leider ist Fouad schon tot, doch er war ein viel besserer Vater. Er war ein sehr warmer und weiser Mann mit einer Alpha-Persönlichkeit, die ihm automatisch Respekt eingebracht hat. Wenn er zum Beispiel in ein Restaurant gekommen ist, hat er sofort die Aufmerksamkeit auf sich gezogen – insbesondere die von den Servierern. 

Sie arbeiten auch diesmal wieder mit vielen Stars zusammen. Halten Sie sich strikt an Ihr Drehbuch oder dürfen die Schauspieler auch improvisieren?
Lassen Sie es mich so sagen. Es sind ihre Darstellungen, die meine Filme formen. Ich würde sagen, dass gut die Hälfte des Films genau so geplant war, die andere besteht aus Überraschungen. Benicio del Toro hat einen grossen Anteil daran, wie Zsa-zsa geformt wurde. 

Haben Sie ein Beispiel dafür?
Benitos Darstellung ist es zu verdanken, dass man trotz allem auch Empathie für Zsa-zsa empfindet. Er macht eine anfangs nicht für möglich gehaltene Transformation durch. Am Ende geht es ihm in Wirklichkeit nur darum, im Angesicht seiner eigenen Sterblichkeit das Verhältnis mit seiner Tochter wieder zu kitten. Er benutzt das mit dem Alleinerbe nur als Vorwand dazu.

Sie haben den Film in Deutschland gedreht, mit einer internationalen Besetzung. Was halten Sie von Donald Trumps Vorschlag, alle Filme, die ausserhalb von Amerika gedreht werden, mit 100-prozentigen Strafzöllen zu belegen?
Ich habe noch nie davon gehört, dass man 100 Prozent Strafzölle verhängt. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet von Wirtschaft, doch es klingt so, als wolle er das ganze Geld einsacken. Was bekommen wir dann? Und wie soll das eigentlich gehen, wird der Film dann vom Zoll an der Grenze gestoppt und versteuert? Ich brauche einfach mehr Details (lacht).

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