«Es fehlt an Respekt»
Horst Lichter packt über Missstände in TV-Branche aus

Bei «Bares für Rares»-Sensation Horst Lichter war schon im Oktober Weihnachten. Im Interview verrät er, wieso. Und: er gibt preis, was ihn an der Fernsehwelt am meisten stört.
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Für Horst Lichter war im Oktober schon Weihnachten.
Foto: ZDF und FRANK BEER

Darum gehts

  • Horst Lichter begeistert mit «Bares für Rares» seit 2013 Millionen Zuschauer
  • Lichters Vaters Taschenuhr hat für ihn besonderen emotionalen Wert
  • Sendung läuft zweimal in der Primetime: am 24. Dezember und kommenden Mittwoch
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Regula Elsener
Tele

Man könnte ihm stundenlang zuhören, wenn er in seinem typisch rheinischen Dialekt über Gott und die Welt sinniert: Ein Gespräch mit Horst Lichter (63) ist eine wahre Freude. Ganz besonders, wenn der Mann mit dem liebevoll gezwirbelten Schnurrbart von den kleinen, feinen Geschichten rund um «Bares für Rares» (ZDF) erzählt und seine grenzenlose Begeisterung dabei deutlich spürbar wird. Dabei glaubte beim Start 2013 niemand ausser ihm selber an den Erfolg des Formats, wie er gegen über Tele verrät. «Horst, wat willste denn da, du bist doch kein Trödelopa!», bekam er aus seinem Umfeld zu hören. «Und heute bereiten wir so vielen Menschen eine Freude mit der Sendung», sagt er nicht ohne Stolz.

Tatsächlich ist «Bares für Rares» aus dem ZDF- Nachmittagsprogramm nicht mehr wegzudenken – und schafft es auch immer mal wieder in die Primetime. Oft sind es nicht die Gegenstände, die uns beim Zuschauen in den Bann ziehen, sondern vielmehr die Menschen und ihre Geschichten, die damit verbunden sind. So erlebt das auch Lichter selbst. In solchen Momenten ärgere es ihn fast ein wenig, dass er «nur» der Moderator und kein Händler sei, räumt er lachend ein. Da höre er dann von seinen Freunden: «Sag mal, seit wann begeistert du dich als Motorenfreak plötzlich so stark für ein Schmuckstück?!» Zu Hause hole ihn seine Frau Nada dann jeweils schnell zurück auf den Boden – mit der einfachen Frage: «Wozu würdest du dieses Ding denn überhaupt brauchen?»

Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt suche man heute vergeblich

Als Tele wissen will, welcher Gegenstand ihm tatsächlich etwas bedeutet, erzählt er spontan von einer Taschenuhr, die «damals im Kaufhaus wohl nicht mehr als ein paar Pfennige gekostet hat». Sie gehörte Lichters Vater Anton, der sie für die Schichtarbeit im Bergwerk brauchte. «Meine Mutter und er haben abends am Küchentisch gerne Spässe darüber gemacht, wie unheimlich edel die sei und dabei herzhaft gelacht.» Deshalb sei sie für ihn wertvoller als alle goldenen Uhren auf der Welt zusammen. «Ich habe sie nach dem Tod meines Papas erhalten. Irgendwann wird sie an meinen Sohn übergehen und er die Erinnerung daran hoffentlich weitertragen», so Lichter.

Ein Artikel aus «Tele»

Das ist ein Beitrag aus «Tele». Das Fernsehmagazin der Schweiz taucht für dich nach den TV- und Streamingperlen.

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Aber zurück zu «Bares für Rares»: Dass die Sendung seit über zehn Jahren ein so grosser Erfolg ist, führt Lichter auch auf drei Tugenden zurück, die man in der heutigen Fernsehlandschaft leider oft vergebens sucht: Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt. «Klar, es gelingt auch mir nicht immer, aber ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Welt eine andere wäre, wenn wir im Alltag alle ein bisschen freundlicher und höflicher miteinander umgehen würden. Und Respekt ist erst recht kein Wort, das man nur für die Rapper erfunden hat!» Entsprechend wichtig ist es ihm, dass die Gäste in der Sendung gut behandelt werden. «Wir würden nie jemanden vor der Kamera blossstellen», betont er.

«Lieber Gott, jetzt lass es doch schneien»

Diesen Monat läuft die Sendung gleich zweimal in der Primetime: Am 24. Dezember gibt’s den «‹Bares für Rares›-Weihnachtsabend mit Horst Lichter und Freunden», und bereits am kommenden Mittwoch steht die neuste XXL-Ausgabe «Fröhliche Weihnachten» an. Horst Lichter schmunzelt, wenn er sich an die Dreharbeiten erinnert. Die fanden nämlich schon Ende Oktober statt: «Erst dachten wir ja, wie sollen wir denn da in Weihnachtsstimmung kommen?» Aber Schloss Drachenburg in Königswinter, wo das Special gedreht wurde, war «wunderschön geschmückt». Und spätestens, als die ersten Spekulatius verspeist waren, hätten sie nur noch gedacht: «Lieber Gott, jetzt lass es noch schneien, dann ist wirklich Weihnachten!» Über die Sammlerstücke in dieser Folge lässt er sich noch nicht allzu viel entlocken – schon gar nicht über jenes, das Larissa Marolt (33; «Germany’s Next Topmodel», «Dschungelcamp») als prominenter Gast dabeihatte.

Nur so viel: «Ich kannte die Larissa ja auch nur aus dem Fernsehen. Sie war eine sehr nette, angenehme Person, und die Geschichte zu ihrem Schmuckstück entpuppte sich als äusserst unterhaltsam.» Wie wird er selbst denn die Festtage verbringen? «Ich hoffe, dass wir ein paarmal lecker essen und spazieren gehen, viel lachen und Blödsinn machen – und natürlich die Kinder sehen. Dann bin ich mehr als zufrieden.» Zudem ziehe es seine Frau und ihn sicher noch ein paar Tage in den Schnee. Und schmunzelnd fügt Horst Lichter an: «Dazu müssen wir halt verreisen, denn in der Kölner Bucht wird das mit dem Schnee doch eher schwierig …»

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