Darum gehts
- Diskussion über 9-to-5-Arbeitstag: Generation Z hinterfragt traditionelle Arbeitsmodelle
- Nur 50 Prozent der Haushalte mit 200’000 Franken Einkommen können Eigenheim finanzieren
- Arbeitsmoral der Gen Z ähnlich hoch wie bei früheren Generationen
«Was soll 9–5 eigentlich?», fragt sich Julian Kamps in seinem Tiktok-Video und entfacht mit seiner Frage eine schon oft besprochene Diskussion. «Dreieinhalb Stunden, um zu leben», den Rest seiner Zeit verbringt er mit Schlafen oder Arbeiten. Kamps fragt sich, wie das möglich sei und dass ein solcher Rhythmus nicht das Leben sein könne.
In seiner Kommentarspalte wird wild diskutiert. Viele stempeln ihn und die Generation Z als faul ab. Sie wisse nicht, was harte Arbeit bedeute. Kommentare wie «Das ist normal im Arbeitstag. Leute müssen aufhören, zu normalisieren, dass man unter der Woche ganz viel Freizeit hat» oder «Ich arbeite von 7 bis 17 Uhr und heule auch nicht!» finden sich unter seinem Video. Andere finden: «Die Gen Z hat es einfach verstanden! Manche Menschen finden es vielleicht toll und sind stolz darauf, so viel zu arbeiten. Aber lebe ich, um zu arbeiten? Um meine Familie nicht mehr zu sehen und um dann vermutlich vor der Rente schon abzunippeln, weil man nie Zeit für sich und seinen Körper hatte? Respekt an die Gen Z, die auf sich achtet.»
Ist es wirklich Faulheit?
Laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut zeigen viele Statistiken, dass die Arbeitsmoral und -beteiligung der Gen Z ähnlich hoch ist wie bei früheren Generationen und dass die wahrgenommene Faulheit eher eine Reaktion auf die dysfunktionale ökonomische Realität ist.
Frühere Generationen seien eher bereit gewesen, hart zu arbeiten, weil die Aussicht bestanden habe, dass Anstrengung zu sozialem Aufstieg, einem Eigenheim oder finanzieller Sicherheit führte. Heute wissen viele junge Berufstätige, dass dies trotz ihrer harten Arbeit nicht mehr garantiert sei.
Eigenheime sind für Reiche
Die Lebenshaltungskosten, insbesondere die Immobilienpreise, sind so stark gestiegen, dass die Aussicht auf ein eigenes Haus oder grössere Ersparnisse für viele nicht infrage kommt. Laut «SWI» können selbst Haushalte mit einem überdurchschnittlichen Einkommen von 200’000 Franken nur noch die Hälfte der ausgeschriebenen Objekte finanziell tragen. Vor 20 Jahren konnten sich noch rund 60 Prozent der Schweizer Haushalte ein «Median-Eigenheim» leisten. Schätzungen zufolge trifft dies heute nur noch auf etwa 15 Prozent der Haushalte zu.
Hinzu kommt der Kontrast zur digitalen Welt: Tausende von Angehörigen der Gen Z sehen auf Plattformen wie Tiktok- oder Instagram-Influencer, die «mühelos» Geld verdienen, indem sie Dinge tun, die zum normalen Alltag gehören – ihre Wohnungen renovieren, Sport treiben oder einfach nur essen gehen. Die sozialen Medien geben somit Hoffnung und Inspiration, dass ein Leben möglich ist, in dem man ohne 9–5 erfolgreich werden kann.