DDR-Eislauf-Legende wird 60
Kati Witt wurde schon als Kind von Stasi bespitzelt

Sie war das «schönste Gesicht des Sozialismus», zweifache Olympiasiegerin und später Showstar in den USA. Heute feiert Eiskunstlauf-Legende Katarina Witt ihren 60. Geburtstag – und kann dabei auf ein ereignisreiches Leben und eine grosse Karriere zurückblicken.
Kommentieren
1/5
Heute, am 3. Dezember, feiert Katarina Witt ihren 60. Geburtstag.
Foto: RSG Group via Getty Images

Darum gehts

  • Katarina Witt wird 60: Vom DDR-Star zur internationalen Eiskunstlauf-Ikone
  • Witt war Stasi-Opfer, ihre Wohnung wurde verwanzt und Telefon abgehört
  • Zweimalige Olympiasiegerin, viermalige Weltmeisterin und sechsmalige Europameisterin im Eiskunstlauf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Berühmt wurde sie als «schönstes Gesicht des Sozialismus», was einen amerikanischen Reporter des «Time Magazine» 1988 zu einem bemerkenswerten Kommentar veranlasst hatte: «Wenn Kati Witt das wahre Gesicht des Sozialismus ist, dann kann Amerika gern sozialistisch werden.» Katarina «Kati» Witt aus der damaligen DDR hatte 1988 bereits ihr zweites Olympia-Gold im Eiskunstlauf gewonnen: der Beginn einer Weltkarriere. 37 Jahre später kann sie auf ein filmreifes Leben zurückblicken. Tatsächlich wurde es 2023 unter dem Titel «Kati – Eine Kür, die bleibt» verfilmt, mit Lavinia Nowak (30) als Katarina Witt. Heute, am 3. Dezember, wird Katarina Witt 60 Jahre alt.

Ausnahmesportlerin und Showstar

Sie hat aus ihrem überragenden Talent wohl alles herausgeholt, war Ausnahmesportlerin, später Showstar, Moderatorin und Schauspielerin. Sie wurde als politische Figur wahrgenommen, ob sie wollte oder nicht. Als Mensch zwischen den Machtblöcken. «Die Nähe zu den Mächtigen des Ostens, die in der Zeit der DDR gewachsen war, das Fremdeln mit dem einen Deutschland, das blieb nach der Wende 1989», schreibt die «Süddeutsche Zeitung» einst über Witt. 

Sie selbst sagte einmal: «Emotional war die DDR meine Heimat, und wenn ein Land verschwindet, dann ist das ein Verlust für die Menschen, die dort geboren sind, die dort ihre Kindheitserinnerungen, ihre Filme, ihre Musik, ihre Kultur haben. Deshalb war mein Beruf für mich wohl auch eine Form von Flucht – es war ja nahtlos, atemlos und erfolgreich weitergegangen, von einem Projekt zum anderen, von einer Tour zur nächsten.»

Ihre Kindheit endete früh

Als sie neun Jahre alt war, wurde die Schülerin eines Sportgymnasiums von Jutta Müller (1928–2023) entdeckt. Müller war eine der erfolgreichsten Trainerinnen der Eislaufgeschichte, ihre Methoden galten selbst für DDR-Verhältnisse als überaus hart. Für Witt bedeutete das ein frühes Ende ihrer Kindheit. Es zählten nur noch Disziplin, Gehorsam und Trainingsfleiss. Das Ergebnis: Witt holte zweimal Olympisches Gold, wurde viermal Weltmeisterin und sechsmal Europameisterin. Die autoritäre Staatsführung sah in dem jungen Mädchen ein attraktives Aushängeschild des Landes. «Natürlich hast du auch die Werte des Landes mitvertreten», sagt sie rückblickend in der ARD-Doku «Being Katarina Witt».

Als Sportstar wurden ihr von der DDR-Führung Privilegien gewährt. Sie bekam schneller als «normale» DDR-Bürger eine Wohnung, auch eine Geschirrspülmaschine, dann ein Auto. Neben ihrer Sportkarriere begann sie ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Wie sich später herausstellte, war die von der DDR-Führung so heiss geliebte Witt selbst ein Stasi-Opfer. Die Bespitzelung hatte begonnen, als sie sieben Jahre alt war. Sie stand unter der intensiven Beobachtung des Ministeriums für Staatssicherheit, ihre Wohnung war verwanzt, ihr Telefon wurde abgehört. 

«Wir waren wie Rockstars»

1990 wanderte Katarina Witt in die USA aus. «In Amerika haben wir damals die moderne Eisshow ein bisschen miterfunden, Brian Boitano und ich», so Witt. Boitano (62) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Eiskunstläufer. «Wir waren in den USA wie Rockstars. Wir hatten auch Privatjets, die uns nach der Vorstellung in die nächste Stadt flogen, und am nächsten Tag folgte die nächste Show. Es war irre, diese Neunzigerjahre.» 1998 posierte sie sogar für den Playboy. «Zehn Jahre waren sie hinter mir her, bis ich mich für sie nackig gemacht habe», erinnert sie sich gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Für die Bilder habe sie eine Gage in Millionenhöhe erhalten. Und es lohnte sich: Das Magazin war weltweit ausverkauft. 

Eine eigene Familie mit Ehemann und Kindern hatte Witt nie: «Ich habe keine traditionelle Familie gegründet, aber meine engere Familie steht an erster Stelle – ich bin Tante und Patentante, ausserdem sind meine langjährigen, treuen Freunde schon längst wie Familienmitglieder.» Und sie lebt wieder in Berlin, kümmert sich um ihre Stiftung, die hauptsächlich Kinder betreut, hat Auftritte in TV-Shows und Kinofilmen – und geniesst das Leben.

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen