Darum gehts
«Hi, ich bin Cate.» Kein Glamour-Auftritt, keine Star-Allüren. Nur ein offener Blick, ein ruhiger Tonfall und eine ausgestreckte Hand, wie man sie von einer neuen Mitarbeiterin am ersten Arbeitstag erwartet. In einem Hotelzimmer im Londoner Stadtteil Soho beginnt das Gespräch mit Cate Blanchett (55). Es wirkt dabei nicht wie ein Interview mit einem Hollywoodstar, sondern wie ein Treffen unter Kolleginnen. Und genau darin liegt die Irritation: Diese beiläufige Nahbarkeit steht in grossem Kontrast zur stoischen Eleganz und kühlen Erhabenheit, mit der die zweifache Oscarpreisträgerin jeden Auftritt dominiert – egal ob auf dem roten Teppich oder auf der Leinwand. In «Black Bag», dem neuen Thriller von Regiemeister Steven Soderbergh (62), spielt Cate Blanchett eine Frau mit vielen Gesichtern. Eine Geheimagentin und eine Ehefrau zwischen Loyalität und Verrat.
Blick: Ihr neuer Film ist nicht nur eine klassische Spionagegeschichte. Es geht um Lügen, um Fake News, um wachsende Paranoia. Jetzt, in einer Zeit wachsender politischer und globaler Verunsicherungen, wirkt er weit relevanter, als das beim Dreh vor einem Jahr wohl abzusehen war.
Cate Blanchett: Leider, ja. Ich glaube, die Welt ist aktuell so wütend machend, verwirrend und überwältigend, dass man durch ein solches Genrestück Themen ansprechen kann, die den Menschen unter den Nägeln brennen, aber auf eine leichtere, zugänglichere Weise. «Black Bag» ist kein schwerer Film. Ich finde ihn enorm unterhaltsam, romantisch und witzig zugleich. Dennoch fängt er auch den Zeitgeist ein. Die Dringlichkeit unserer Zeit. Wie schwierig es ist, Menschen zu vertrauen oder langfristige Beziehungen zu führen, wenn die Welt so kompliziert ist und so viel auf dem Spiel steht.
In «Black Bag» verkörpern Sie eine Spionin, eine Meisterin der Tarnung. Auch Schauspielerei lebt vom Verbergen, vom Rollenwechsel. Wären Sie im echten Leben eine gute Agentin?
Eigentlich wären Sie als Journalistin wohl die bessere Spionin (lacht). Sie wissen, wann man spricht – und vor allem, wann man andere sprechen lässt. Genau darin liegt der Kern: Informationen sammeln. Das ist genau das, was Spione tun. Als Schauspieler konzentrieren wir uns mehr auf die Täuschung, dabei geht es eigentlich um Informationsbeschaffung. Ich bin in sozialen Situationen oft überwältigt und nervös. Eine Freundin gab mir einmal einen simplen Rat: Überlege dir drei gute Fragen. Stelle eine, zwei davon und dann hör zu. Die Menschen erzählen von selbst. Seitdem weiss ich: Ich muss nicht unterhalten. Ich kann einfach da sein und zuhören.
Ein bedeutender Teil Ihres neuen Films wurde in Zürich gedreht. Ohne dass die Öffentlichkeit gross etwas davon mitbekam. Wie gelingt es einem Hollywoodstar, mitten in einer europäischen Metropole so still und unbemerkt zu drehen?
Ich bin schon am Flughafen in mein Kostüm geschlüpft. Wir kamen in der Stadt an, haben gefilmt und waren weg, bevor es jemand mitbekam. Steven (Soderbergh) ist so effizient. Jeder Cent und jedes Gramm Konzentration landen auf der Leinwand. Das ist toll. Aber ich hätte gern ein paar Tage mehr gehabt. Denn der Dreh in Zürich war grossartig. Ich war sogar im See (lacht). Ich dachte zuerst, fantastisch, wir sind bestimmt vier oder fünf Tage in Zürich. Schliesslich muss man die Kulisse aufbauen, ein bisschen Atmosphäre einfangen. Aber es ist ein Steven-Soderbergh-Film – also waren wir in 16 Stunden wieder raus. Es war wirklich wie ein Spionageeinsatz. Niemand bekam mit, dass wir da waren.
Blanchett, die stille Mentorin
Diese Art von leisem, unprätentiösen Auftritt in Zürich fügt sich nahtlos in das Bild, das man von Cate Blanchett hat – dieser Schauspielerin, die für ihre magnetische Präsenz und ihre oft fragilen, vielschichtigen Rollen gefeiert wird. Kaum eine andere vereint intellektuelle Tiefe, physische Präsenz und Charisma mit solcher Selbstverständlichkeit. Die gebürtige Australierin gilt dabei nicht nur als eine der bedeutendsten und wandelbarsten Darstellerinnen ihrer Generation, sondern auch als wichtige Mentorin für viele jüngere Kolleginnen. Rooney Mara (40) etwa, ihre Partnerin in «Carol», erklärte einst, sie habe Blanchett nur zusehen müssen, um zu lernen. Und auch Saoirse Ronan (31) nannte sie eine, von der man Haltung lernt – «ohne laut sein zu müssen». Spricht man Cate Blanchett auf diese Strahlkraft und Vorbildrolle an, reagiert sie zurückhaltend: «Das ist sehr lieb – aber es fühlt sich an, als würden Sie über jemand anderes sprechen.»
Ihre Rolle als Mentorin sieht die 55-Jährige weniger als Programm als viel mehr Nebenprodukt ihrer Haltung: neugierig bleiben, sich selbst nicht zu ernst nehmen und offenbleiben für Zusammenarbeit. «Die interessantesten Rollen sind nicht zwingend die mit den meisten Sätzen», sagt sie. «Spannender ist oft die Frage: Was ist meine Funktion in diesem Ensemble? Was können wir gemeinsam erzählen?» Auch ihren eigenen Leistungsausweis betrachtet die Schauspielerin mit grosser Bescheidenheit. «Ich denke bei meiner Karriere eher an all die Dinge, die ich besser hätte machen können. Vielleicht hält mich das in Bewegung oder bringt mich schliesslich irgendwann zum Aufhören.»
Zum Ende des Gesprächs lenken wir den Blick noch einmal zurück auf «Black Bag» – und auf die leise, aber zentrale Frage, die der Spionagethriller aufwirft: Wie viel Wahrheit verträgt die Liebe? «Vertrauen heisst manchmal auch: Ich muss nicht alles wissen», sagt Blanchett, die seit 1997 mit dem Dramatiker Andrew Upton (59) verheiratet ist, abschliessend. «Man vertraut und akzeptiert, dass man nicht alles über den anderen wissen muss.»
«Black Bag» läuft ab 15. Mai in den Schweizer Kinos.
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