Steuern, Einkaufen, Versicherungen, Telekom, Freizeit, Abos
Mehr Geld zum Leben

Gestern zeigte BLICK, wie kleine Beträge Löcher ins Budget fressen. Heute geht es um die grossen Ausgaben: Steuern, Versicherungen und Kredite.
Publiziert: 21.02.2019 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2019 um 15:06 Uhr
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Claudia Wagner (42) arbeitet im Spital: «Ich leiste mir den Luxus, vier- bis fünfmal pro Woche Kaffee to go zu kaufen. Ansonsten leiste ich mir keine unnötig teuren Sachen. Ich muss auch nicht weit reisen, um Ferien zu machen.»
Foto: Siggi Bucher
Julia Fritsche, Sven Zaugg, Rachel Hämmerli und Rebecca Wyss

Wer sein Budget von überflüssigen Ausgaben befreit, hat mehr Geld zum Leben. Doch wo den Hebel ansetzen? Die Glarnerin Tanja Dürst (35) hat, um Geld zu sparen, zwei Jahre lang all ihre Kleinstausgaben aufgelistet und festgestellt: Take-away ist eine Kostenfalle.

Viele scheitern beim Sparen allerdings an ihrer Bequemlichkeit. Wer zum Beispiel die Krankenkasse nicht wechselt, verpasst die Chance auf einen schönen Batzen frei werdendes Geld. Bei den grossen Ausgaben gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, das Budget zu reduzieren.

Steuern sparen – so gehts

Steuern spart, wer bei der Steuererklärung die möglichen Abzüge ausschöpft und so von einem tieferen Tarif profitiert. Fürs Pendeln liegen auf Bundesebene 3000 Franken Abzug drin, kantonal variiert dieser. Auch Kosten für Weiterbildungen, Kinder und ihre Betreuung sind abzugsfähig. Schliesslich dürfen Menschen mit Herz auch ihre Spenden geltend machen. Ein Blick in die kantonalen Wegleitungen lohnt sich für noch mehr individuelle Abzüge.

Steuern sparen lässt sich direkt mit Vorsorgen verbinden. Wer 2019 unselbständig erwerbstätig ist kann maximal 6826 Franken in die 3. Säule einzahlen. Diesen Betrag kann man dann vom Einkommen abziehen. Wie die Credit Suisse 2018 vorrechnete, spart eine alleinstehende Person in der Stadt Zürich (Einkommen 60’000 Franken) so über 1300 Franken.

Beim Einkauf in die Pensionskasse ist zum Zeitpunkt des höchsten Einkommens auch die Ersparnis am grössten. Darum sollte man frühzeitig vor der Pensionierung daran denken. Welche Einkäufe möglich sind, zeigt die Vorsorgelücke auf dem jährlich verschickten Pensionskassenausweis. Durch eine gestaffelte spätere Auszahlung lassen sich ebenfalls Steuern sparen.

Manche Kantone belohnen Steuerzahler, die ihre Rechnung vor dem fälligen Termin begleichen, mit einem schönen Zins. In den Kantonen Aargau und Bern gabs 2018 immerhin noch 0,5 Prozent, in Appenzell Innerrhoden ein Prozent. 

Versicherungen – Unnötige kündigen

Für Versicherer ist die Schweiz ein ertragreicher Boden. Im Schnitt geben Schweizer jährlich mehr als 7000 Franken für Versicherungen aus. Dabei gibt es durchaus grosses Sparpotenzial. Vor allem bei Versicherungen, die niemand braucht. So zum Beispiel Handy- und Tablet-Versicherungen, Skibruch-Versicherungen oder separate Gepäckversicherung. Entweder ist der Schaden oder das Risiko eines Schadens zu gering oder bereits durch die Hausratversicherung gedeckt.

Ebenfalls nicht empfehlenswert ist eine Vollkasko-Versicherung für ein älteres Auto oder eine Autoinsassenversicherung. Teilkasko reicht völlig aus und als Insasse ist man sowieso durch die Unfallversicherung gedeckt. Langjährige Treue wird in den wenigsten Fällen honoriert: Wer viele Jahre bei dem gleichen Anbieter ist, sollte unbedingt neue Angebote einholen. So lassen sich einige Hundert Franken sparen. Weitere Sparmöglichkeit: Mitglieder eines Automobilistenclubs wie des TCS haben womöglich einen Pannendienst im In- und Ausland inklusive. Autoversicherer haben diese meist ebenfalls im Vertrag – hier besteht Streichpotenzial.

Doppelt gemoppelt sind auch private Arbeitslosenversicherungen. Schliesslich ist man über die ALV versichert. Ebenfalls abzuraten ist von gemischten Lebensversicherungen – sie sind zu teuer.

Telekom – Kombi-Angebote prüfen

Um die monatlichen Ausgaben zu senken, sollten Telekom-Verträge genau unter die Lupe genommen werden. Dabei ist es entscheidend, wie das Smartphone genutzt wird. Wer mehrheitlich telefoniert, braucht keine Flatrate für Daten. Werden jedoch über Netflix Filme gestreamt, lohnt es sich, ein grosses Datenpaket zu lösen. Auch News-Junkies brauchten eine Flatrate. Wichtig: Wer oft im Ausland unterwegs ist, sollte sich ein Abo mit günstigen Auslandstarifen lösen. Ansonsten könnten die Auslandsaufenthalte sehr kostspielig werden. 

Ersatzlos streichen könnten vermutlich viele ihren Festnetz-Telefonanschluss. Wer nicht darauf verzichten will, sollte Kombi-Angebote prüfen. Dabei kommt die Kombination aus Mobiltelefon, Festnetz, Internet und TV meist günstiger. Für Familien besonders, wenn Anbieter gleich mehrere Smartphones ins Angebot einschliessen.

Wer beim Internet sparen will, sollte sich neben den grossen Schweizer Telekomanbietern auch lokale Internet-Provider anschauen. Der zweite Internet-Tipp: Für den Normalgebrauch reicht eine mittlere Geschwindigkeit. Die ganz schnelle und damit teure Verbindung kann man sich getrost sparen.

Abos – Teilen hilft sparen

Serienjunkies, Sportverrückte, Musikfans – für alle gibts das passende Streaming-Angebot oder auch gleich mehrere. Der Abo-Wildwuchs im Haushalt geht aber ganz schön ins Geld. Es lohnt sich daher, regelmässig zu prüfen, ob die bezogenen Abos überhaupt genutzt werden. Bei Neuanschaffungen gilt: Spotify (Musik), DAZN (Sport) und Co. bieten zum Testen Gratisprobemonate an.

Teilen ist auch bei den Streaming-Abos angesagt. Wie sich das lohnt, zeigt sich am Beispiel Serien- und Filmanbieter Netflix. Die Basisversion kostet 11.90 Franken. Das erlaubt nur ein Gerät. Die Premium-Version für maximal vier Geräte gibts für 19.90 Franken, macht pro Person knapp 5 Franken. 72 Franken lassen sich mit diesem Kniff sparen, und die Bildqualität ist beim Premium-Abo erst noch besser. Gewisse Dienste schränken das Teilen aber ein. Beim Spotify-Familien-Abo etwa müssen alle Mitnutzer an der gleichen Adresse wohnen.

Freizeit – Familien können sparen

Ausflüge, Reisen und Hobbys müssen nicht teuer sein. Auch mit  einem kleinen Portemonnaie kommt man gut von A nach B. Zum Beispiel wenn man über die Wohngemeinde ein Tages-GA für 40 Franken bucht. Oder über sbb.ch ein Sparbillet, das das Zugfahren zu Randzeiten verbilligt. Ein weiterer Tipp hat Nina Suma von den SBB in petto: «Familien profitieren generell von 20 Prozent auf Reise- und Freizeitangeboten.» Stichwort Familien: Eltern und Grosseltern müssen oft tief in die Tasche greifen, wollen sie den Kindern etwas bieten. Jetzt, in den Wintermonaten, kommen ihnen verschiedene Bergorte mit Gratisskipässen und -hotelübernachtungen für Kinder entgegen – alles über myswitzerland.com buchbar.

Und wer sonst wieder einmal Lust auf einen Ausflug in einen Tierpark, eine Schaukäserei, einen botanischen Garten oder ein Museum hat – und das auch noch gratis! –, wird auf freizeit.ch fündig. 

Achtung bei Abonnements wie Jahrespässen für Freizeiteinrichtungen, Museen oder Besucherzentren: Im ersten Jahr viel genutzt, zeigt sich in den darauffolgenden Jahren mit abflachendem Interesse, dass der Einzeleintritt günstiger gekommen wäre. 

Einkaufen – Billiglinien und Secondhand

Shoppen macht Spass, kann aber auch ins Geld gehen. So sparen Sie richtig: Für günstige Ess- und Haushaltswaren wird man beim Discounter fündig, aber auch Migros und Coop haben preiswerte Linien wie M-Budget und Prix Garantie, deren Sortiment derzeit  ausgebaut wird.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, vor dem Einkauf einen Zettel zu schreiben. So erliegt man nicht der Versuchung, den Warenkorb zu überfüllen. Oder man geht kurz vor Ladenschluss einkaufen, wenn viele Frischprodukte mit roten Rabatt Klebern bis zu 50 Prozent heruntergesetzt sind. Beim BLICK-Check kurz vor Ladenschluss im letzten Herbst kostete der Einkauf 33.70 Franken. An anderen Tagen hätte dieser zu regulären Preisen 63.50 Franken gekostet. 

Apropos Rabatte: Eine tolle Sache! Aber nur wenn man eine grössere Anschaffung machen muss. Doris Platania von der Basler Budgetberatungsstelle Plusminus warnt vor Aktionen wie dem Black Friday: «Sie verleiten dazu, Dinge zu kaufen, die man nicht braucht.» Und warum müssen unsere Pullover und Hosen immer neu sein? «Mit Secondhandkleidern aus dem Caritas-Laden tut man etwas fürs Portemonnaie und fürs Klima», sagt Platania.

Aufgepasst bei Kleinkrediten: Anbieter locken oft mit dem Sofortgeld-Versprechen, um das neue TV-Gerät oder Smartphone möglich zu machen. Die Zinskosten können aber zur Falle werden. Das Beobachter-Beratungszentrum weiss in diesem Fall: Wer für die Anschaffung nicht genug Erspartes hat, der kann später oft auch den Kredit nicht abzahlen. Also Finger weg!

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